Alles falsch!
23. Februar 2016
sprach „mein Syrer“ heute morgen, als er dem großen Sohn beim Abspachteln der Tapete an der Decke im Flur zusah. Wie genau es nun richtig oder besser geht, das konnte er uns nicht erklären, da fehlen zu viele Worte. Mit Händen und Füßen erklärte ich ihm, was wir im Flur vorhaben. Und ja, ich kann vermutlich mittlerweile so manche Scharade-Meisterschaft gewinnen, denn es gelang mir Tiefengrund und Glattputz darzustellen. Vielleicht zeigte ich beim Auftragen des imaginären Putzes wohl nur eine mäßige Begabung, den mein kreisförmiges über die Wand streichen wurde mit „falsch!“ belohnt.
Wahrscheinlich sah ich danach etwas ratlos aus, denn „mein Syrer“ sprach: „ich mache!“, sprach sehr viele arabische Worte in seine Übersetzerapp und ließ mich „ich brauche Putz und Paste“ lesen. Außerdem warf er so verächtliche Blicke auf die Spachtel, mit der der Große herumfuhrwerkte, dass ich ihn in die Werkstatt schleppt und ihm das Werkzeug meines Opas (Maurer) zeigte. „Gut! Sehr gut!“, sprach „mein Syrer, „Ich komme morgen, arbeiten.“
Er darf morgen kommen, aber nur um mit uns den Geburtstag des Jüngsten zu feiern. Gearbeitet wird dann zusammen am Wochenende, wenn wir Putz und Paste gekauft haben. Bis dahin muss er noch zwanzig neue Vokabeln lernen, darunter „Putz“, „Spachtel“, „Gips“ und „Feierabend“.
Und ich lerne verputzen. Toll!
23. Februar 2016 um 20:48
genial! :-D
23. Februar 2016 um 21:08
Klasse :)
23. Februar 2016 um 21:18
Das nenne ich gelebtes Miteinander :-).
23. Februar 2016 um 22:47
ach das ist so toll. solche berichte trösten mich über die ganzen schrecklichen nachrichten und die hilflosigkeit hinweg. danke.
23. Februar 2016 um 23:28
Wirklich genial.
Mit „meinen“ Syrern könnten Sie fachsimpeln. Die haben gefühlt alle was mit Nähen, Sticken, Damenoberbekleidung zu tun. Dabei käme der eine oder andere Handwerker wirklich gelegen. Seufz. Bin für eine Quote beim Verteilen nach Beruf/ Arbeitserfahrungen.
Ist natürlich nicht ernst gemeint ^^
24. Februar 2016 um 00:43
Großartig!
Und herzlichen Glückwunsch an den Jüngsten!
24. Februar 2016 um 07:27
…super!
24. Februar 2016 um 08:30
Hey, das nenn ich gelebte Integration! Es tut so gut neben dem ganzen Presseschrott Ihren Blog zu lesen. Sicherlich ist auch hier nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, aber gerade das „normale“ Leben hier, zeigt doch, dass es geht!!
Viel Spaß morgen beim Geburtstagsfeiern und alles Gute für den Jüngsten!
Liebe Grüße
24. Februar 2016 um 08:30
Wie sagt man so schön, eine Hand wäscht die Andere. Und vermutlich ist er auch furchtbar froh eine Aufgabe zu haben, gebraucht zu werden und etwas zurückgeben zu können. Schön :-)
24. Februar 2016 um 08:34
Mir geht das Herz auf, danke – und Glückwunsch an den Jüngsten!
24. Februar 2016 um 09:38
Win-Win-Situation. Hoffentlich mokiert sich jetzt nicht jemand, dass der „arme Syrer“ ausgebeutet wird, damit Sie Handwerkerkosten sparen, um dann was-weiß-ich-was zu kaufen.
Meine Schwester als Mitarbeiterin in einem Tafelladen war übrigens letzte Woche als „Danke schön“ zusammen mit Sprachlehrern, Sozialarbeitern und sonstigen Helfern in die Flüchtlingsunterkunft in ihrem Wohnort eingeladen und hat dort mit 30 Helfern und 40 Asylbewerbern einen wunderbaren, sehr berührenden Abend verbracht. Zwei Tage lang hatten die Bewohner das Fest vorbereitet und gekocht.
P.S. Zu den vorausgegangenen Kommentaren schreib ich mal nix. Mir fällt nur immer auf, dass die Schreiber nicht berücksichtigen, dass Sie hier Ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Sichtweisen darstellen. WIE Sie leben ist doch Ihre ganz eigene Angelegenheit.
24. Februar 2016 um 11:53
Oh ist das schön…das erinnert doch stark an das Glücksprinzip…
24. Februar 2016 um 20:25
*herz* *herz* *herz*
29. Februar 2016 um 07:57
Das ist toll! <3