Siebzehn!

24. Februar 2016

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Der jüngste Sohn hat heute mit uns seinen Geburtstag gefeiert! Siebzehn Jahre ist er nun alt und heute morgen hat mich eine große sentimentale Welle erwischt. Keine Sorge, die lasse ich nicht über Sie schwappen. Nur so viel: Wir haben uns immer gewünscht, dass er glücklich sein wird, dass er seinen Platz findet, einen Beruf, der ihm Spaß macht, ausüben kann. Auf dem Bild sehen Sie ihn, wie er heute von der Arbeit heimkam. Verdreckt bis über die Ohren, müde und erschöpft, aber sehr zufrieden mit sich und der Welt, bereit für ein Geburtstagsfest.

Der Wechsel der Ausbildungsstelle war nicht das Schlechteste, was ihm passieren konnte. Als ewig betüdelnde Mutter dachte ich damals, dass ein kleiner Betrieb für ihn das Beste sei und vielleicht wäre das auch wirklich gut gewesen. Doch leider war dem kleinen Betrieb ein Installateur abgesprungen, die Auftragslage war aber noch genauso hoch. Und so blieb für den Jüngsten und seine Bedürfnisse keine Zeit, keine Zeit für ausführliche Erklärungen und notwendige Wiederholungen. Die Chefin des Betriebes erkannte sehr schnell, dass der Jüngste zurückfiel und so kam es zum Ende des Ausbildungsverhältnisses.

Ein klitzekleines Bißchen brach die Welt zusammen, doch schon zwei Wochen später ging die Ausbildung zum Anlagenmechaniker weiter. Diesmal in einem sehr viel größeren Betrieb.

Der Jüngste lernt nun auf Großbaustellen. Eine Woche lang wurden nur Badewannen eingebaut. Was bei mir schon allein bei der Vorstellung zu einem Gähnkrampf führt, ist genau das Richtige für den Jüngsten. Lernen, wiederholen, üben bis es sitzt. Und genug Zeit für Erklärungen und zeigen bleibt auch.

Die Berufsschule ist hart. Wir lernen zusammen, wir haben den Daumen drauf, das muss so sein.

Wie es weitergeht, ob er tatsächlich diese Ausbildung schafft – wir wissen es nicht. Der Jüngste hat es aber immer geschafft, uns zu überraschen, ist aus sämtlichen (negativen) Diagnosen und Prognosen herausgewachsen. Wir planen nicht weiter als bis zur nächsten Arbeit in der Schule, bis zum nächsten Wochenbericht im Berichtsheft. Das ist in Ordnung, für ihn und uns. *summt diesen Song von Doris Day*

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Die Geburtstagsfeier wich heute etwas vom üblichen Ritual ab, denn obwohl ein festlicher Frühstückstisch gedeckt war, saßen wir nicht alle am Morgen zusammen, nach Gratulation und Geschenke auspacken. Der Jüngste hat nämlich um 6:00 Uhr Arbeitsbeginn und um den Geburtstag zu zelebrieren, hätte er noch früher aufstehen müssen. Er bat darum, dies nicht tun zu müssen :) Als er heimkam, hatte sich schon die ganze Familie versammelt und auch „meine Syrer“ saßen mit am Tisch. Die Tochter hatte das allerliebste Zeltlageressen des Jüngsten gekocht, dann gab es Kuchen als Nachtisch. Anders, aber nicht weniger schön.

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Wie glücklich wir sind, wurde uns klar, als der jüngere „meiner Syrer“ erzählte, dass seine beiden jüngeren Geschwister gerade auf dem Weg nach Deutschland sind. Irgendwo unterwegs, allein. Die Mutter ist in Syrien, der Vater ist tot. Ich sah meine gesunden, wohlgenährten, privilegierten Kinder am Tisch sitzen und daneben diesen schmalen Jungen, der ganz langsam hier Fuß fasst – kein übergriffiger Kommentar könnte mich abhalten, diesem Jungen (und seinem Onkel) so viel Zeit und Herz zu schenken, wie ich erübrigen will.

 

8 Kommentare zu “Siebzehn!”

  1. Jana sagt:

    Alles alles Gute für den Jüngsten – ganz ohne „Das wird er schon packen, er wird seinen Weg gehen.“-Sprüche (denn wer weiß das schon), dafür aber mit den besten Wünschen, dass es genau so kommen wird.

    Und was „Ihre Syrer“ angeht: Richtig so! Die Welt ist unglaublich ungerecht und es gibt keinen Grund, sich deshalb schlecht für die eigene privilegierte Stellung zu schämen. Aber man kann die Welt ein kleines bisschen besser machen und das machen Sie ganz hervorragend! :)

  2. Ruth Ciosek sagt:

    Happy birthday an den jüngsten, und es war toll, die Oma Eis auf Instagram zu sehen.

  3. Ilka sagt:

    Hach schön. *einfach mal so*

    (In einer Woche steht hier der 16. Geburtstag der einzigen Tochter an, ich kann das mit der sentimentalen Welle gut nachvollziehen)

  4. kelef sagt:

    im nachhinein: alles gute!

    und: hab ich’s nicht geschrieben? man weiss nicht, wozu es gut ist. wie so oft. was einen zuerst aus der bahn wirft und die welt untergehen lassen will, das ist nach einer kleinen weile ein glücksfall, für den man dankbar sein muss.

    der jüngste wird seinen weg ohne wenn und aber machen, keine sorge. das hat er ja bis jetzt auch sehr gut hingekriegt. denn, auch wenn sie ihn unterstützt haben beim gehen lernen: laufen tut er alleine. und das ist gut und richtig so.

  5. Frische Brise sagt:

    Sehr tolles Bild!

    Alles Gute dem Jüngsten!

  6. Conni sagt:

    Liebe Frau Mutti,herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Kind ! und PUNKT unter den Rest des Beitrages.Damit ist alles gesagt.Sie machen das großartig !

  7. Pfiffika sagt:

    Auch von mir alles Gute dem Jüngsten!
    Als sich das Bild so langsam aufbaute, dachte ich ja erst:“Was hatse denn nu mit den Haaren gemacht?“, bis sich die ganze Wahrheit offenbarte ;-).
    Der Königstochter Jüngster ist der Frau Mutti verdammt ähnlich.

  8. Kate sagt:

    Ja, ganz die Mama, denk ich auch immer!
    Happy Birthday nachträglich! :)