Trainingstag

1. April 2016

Vermutlich wird es schneller Juni sein, als ich „nur noch April und Mai“ sagen kann. Dann geht es los nach Irland auf den Wicklow Way. Tägliche Hunderunden trainieren mich zwar gut, doch länger als acht Kilometer am Stück laufe ich nicht. Einige Etappen auf dem Wicklow Way sind aber knapp über zwanzig Kilometer lang, obendrein sind einige Höhenmeter dabei. Ich war neugierig, ob es mir schwerfällt, eine längere Etappe am Stück zu laufen, ohne völlig erledigt zu sein.

Der Rheinterrassenweg führt von Mainz nach Worms, liegt also vor der Haustür. Da wir immer wieder wanderfreudige Gäste beherbergen, hatten wir uns schon länger vorgenommen, Etappen auf diesem Weg zu laufen. Außerdem sollte der gar nicht mehr so kleine Hund endlich Zugfahren lernen und deshalb heute, trotz anfänglichem Regen und einer gewissen Unlust: der Rheinterrassenweg von Mainz-Laubenheim bis Nierstein.

Mit dem Zug fuhren wir nach Laubenheim und stellten fest: begeistert ist der gar nicht mehr so kleine Hund nicht unbedingt, dafür aber geduldig und angstfrei. Das passt dann schon und eröffnet uns einige Wege. (ein Auto haben wir nämlich nicht immer zur Verfügung)

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In Laubenheim folgten wir zunächst den gelb-schwarzen Hinweisschildern, die den Zustieg zum Rheinterrassenweg anzeigten. Lnagweilig, auf dem Gehweg und es regnete sachte vor sich hin. Außerdem ging es bergauf und ja, meine Laune war nicht die allerbeste.

Nach ein paar Minuten besserte sich meine Laune schlagartig, denn der offizielle Weg begann und mit kleinen, gepflasterten, geschwungenen Pfaden kriegen Sie mich immer:

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Nierstein, 15 Kilometer. Erwähnte ich, dass es sachte regnete? Das war mittlerweile egal, denn wir fanden recht schnell unseren Schritt, der Weg verlief ohne nennenswerte Steigungen und die Gegend … Weinberge mit Fernblick bis Frankfurt, blühende Schlehen am Wegesrand. Schön!

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Ziemlich schnell kamen wir an Bodenheim vorbei. Das Wetter war uns äußerst freundlich gesinnt, denn der Regen hörte auf, die Sonne kam ab und zu hinter den Wolken hervor. Perfektes Wanderwetter und das Gefühl, noch endlos weiterlaufen zu können.

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Lola zeigte keine Ermüdungserscheinung, musste aber nach Bodenheim wieder an die Leine, weil auf Schildern wegen des Wildes darum gebeten wurde. Nicht schlimm, sie war genug gerannt und lief ziemlich brav mit uns mit.

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Zwischen Bodenheim und Nackenheim endete der asphaltierte Weg und es ging auf Feldwegen weiter. Ein sehr matschige Angelegenheit, dank des vielen Regens der letzten Tag. Wir glitschten und schlitterten an frischgepflügten Äckern entlang und liefen prompt falsch, weil an einer Abzweigung der Wegweiser abgerissen worden war. Ein kleiner Umweg, der mich sehr nervte, aber es konnte ja keiner was dafür.

Die richtige Abzweigung führte uns dann runter nach Nackenheim.

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Nackenheim ist nicht der allerschönste Ort, was sicher auch daran liegt, dass er direkt an Bahnlinie und B9 liegt. (und direkt am Rhein, was wildromatisch sein könnte, leider aber zusätzlichen Lärm durch die Schiffe bedeutet. Die wummern nämlich mit ganz tiefem Ton vorbei, den man mehr im Bauch spürt als hört. Je nach Wind- und Wetterlage „hörenspüren“ wir Schiffe bis hoch zur Grünen Villa.)

Wir querten Nackenheim und stiegen wieder hoch in die Weinberge, in nahezu vetrautes Gebiet, denn in diesen Weinbergen hatten Lola und wir unseren Einstieg in die Hundeerziehung bei der großartigen Johanna vom Wolfsrudel.

In der Ferne tauchte Nierstein auf, nur noch etwas über fünf Kilometer!

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Der Rheinterrassenweg verläuft ganz oben am Roten Hang, parallel dazu, tiefer am Hang verlaufen drei weitere Wege. Diese Wege führen ohne Umweg nach Nierstein, der Rheinterrassenweg verläuft in einer kleinen Schleife …

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… er führt nämlich zum Aussichtspunkt „Brudersberg“ und danach noch ein wenig vom Rhein weg, mitten in die Weinberge. An der Fockenberghütte fehlt leider ein Wegweiser, dort wird nach Nierstein abgestiegen. Wieder in einigen Schleifen durch die allermalerischsten Wingerte bis zum Marktplatz. Und der Kenner der Gegend weiß: am Marktplatz ist das Café Erni&Illi!

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Wir rasteten wohlverdient bei Milchkaffee und Kuchen und schafften so gestärkt noch den halben Kilometer bis zur Grünen Villa. Der beste Vater meiner Kinder hatte mitgetrackt:

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Zwanzig Kilometer geschafft und hinterher nicht völlig erledigt. Ich sehe Irland nun sehr entspannt entgegen, auch wenn uns dort bei den ersten Etappen einige Höhenmeter mehr erwarten.

Zum Rheinterrassenweg: ein netter, anspruchsloser Weg für Menschen, die gerne gemütlich wandern wollen. Mit Turnschuhen oder Sandalen zu bewältigen, wir trugen deshalb Wanderschuhe, weil wir die neuen Schuhe einlaufen müssen. Nicht zu empfehlen ist dieser Weg im Hochsommer, denn vor der knallenden Sonne gibt es keinen Schutz und insbesondere vor Nierstein wird es sehr, sehr heiß am Roten Hang. Glauben Sie mir das einfach. Auch mit Kindern ist dieser Weg nicht zu empfehlen, er ist nämlich langweilig. Geradeaus mit toller Aussicht. Erfahrungsgemäß stehen Kinder nicht auf so etwas und irgendwann ist man es einfach leid „ein Hut, ein Stock, ein Re-gen-schirm“ zu spielen. Ich würde diesen Weg mit Menschen laufen, die viel Gegend sehen und hinterher irgendwo zu einem Glas Wein einkehren wollen.

Wir werden demnächst die Etappe Nierstein – Guntersblum laufen, wenn sich diese spektakulär von unserer heutigen unterscheidet, werde ich darüber berichten.

7 Kommentare zu “Trainingstag”

  1. bauchundnase sagt:

    Ist der nicht mehr ganz so kleine Hund an einen Maulkorb gewöhnt?
    Es gibt nämlich Fahrgeschäfte, die nehmen nur ausreichend gesicherte Hunde mit. …
    20 km am Tag … Respekt! Was man nicht alles für einen Urlaub tut! ;)

  2. Frau Mutti sagt:

    „unser“ Fahrverbund erlaubt eine kostenfreie Mitnahme ohne Maulkorb, für Strecken über unseren Verkehrsverbund hinaus müssen wir uns noch schlau machen. Und ggfs trainieren, denn einen Maulkorb kennt sie nicht.

  3. Wilmahund sagt:

    Hallo Frau Mutti!

    Nehmen Sie den gar nicht mehr so kleinen Hund mit nach Irland auf den „Wicklow Way“? Wir überlegen ständig, ob wir mit Hund nach Irland reisen oder doch lieber ohne?

    LG der Wilmahund

  4. Frau Mutti sagt:

    Wir lassen Lola daheim bei den Kindern. Somit müssen wir weder hundefreundliche Unterkünfte suchen, noch uns auf Futtersuche begeben. Aber sie wird uns fehlen, ein bißchen jedenfalls. :)

  5. Tanja sagt:

    Ich kann bauchundnase nur zustimmen – es empfiehlt sich, die Fellnase an einen Maulkorb zu gewöhnen, das ist in manchem Verkehrsverbund nämlich Pflicht, egal wie harmlos der Hund ist. Die Infos dazu findet man im Regelfall auf der Webseite des jeweiligen Verkehrsverbundes. Unsere beiden Fellnasen tun sich in öffentlichen Verkehrsmitteln noch leichter, wenn sie eine „Decke“ als Unterlage haben, ich nutze dazu meistens ein altes Duschhandtuch, das passt immer in den Rucksack. :-)

    Dieser Wanderweg klingt nach dem was ich mag – laufen mit bezaubernder Aussicht ohne größere Steigungen.

  6. Iris sagt:

    Kann ich bitte den Namen dieser App zum mittracken bekommen? Danke vorab :-)

  7. Frau Mutti sagt:

    Hallo Iris, die App heißt Endomondo!