Hunderunde

7. September 2016

Seit über einem Jahr, Tag für Tag, oft zweimal täglich raus. Bei Sonne, Regen, Wind und Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagt. Mindestens eine Stunde dauert so eine Hunderunde, meistens länger. Fünf Kilometer sind das Minimun, weil der Hund will rennen und man muss anderthalb Kilometer laufen, bis man ganz alleine mit dem Viech durch die Wingerte stapfen kann.

IMG_3894

Alleine unterwegs zu sein ist wunderbar. Ich hänge meinen Gedanken nach, während ich versuche, Hasen und Rehe vor dem Hund zu entdecken, um ihn umgehend vom Jagen abhalten zu können. Gerade am Morgen ist es draußen so schön, dass ich jubeln möchte. Und manchmal tue ich das auch, leise, falls doch jemand in der Nähe ist.

IMG_3397

Montags begleitet mich Oma Eis bei der Hunderunde, jeden Donnerstag treffe ich mich mit zwei Frauen und deren Hunden. Man lernt leicht viele Menschen kennen, wenn man mit Hund unterwegs ist, denn meistens steht man einen Moment zusammen rum, während die Hunde klären, was Hunde so miteinander klären. Dann unterhält man sich halt und manchmal sagt man: „ach, das klappt ja super mit den beiden, wollen wir ein Stück zusammen gehen?“
Ab und zu fahren wir nach Oppenheim, denn dort gibt es einen Hundestrand am Rhein. Das ist dann eine für mich eher weniger anstrengende Hunderunde, weil ich nur breitgrinsend mit nackten Füßen im Rhein stehe und zusehe, wie Lola mit fliegenden Ohren über den Strand flitzt.
IMG_3674

Die Abendrunden sind kürzer. Ein Stückchen durch den Wingert, dann Pokéstops abernten und ein paar Pokémons fangen. Eine prima Übung für den Hund, rumsitzen und darauf warten, dass es weiter geht.

Hunderunden sind toll. Seit ich regelmäßig mit Lola unterwegs bin, hat sich Frau Knie nicht mehr gemeldet. Außerdem habe ich hübsche Muskeln in den Beinen bekommen, schnaufe aber immer noch wie eine alte Dampflock, bis ich die täglichen 80 Höhenmeter bewältigt habe. (albern, ich weiß. Und peinlich.)

Und obwohl ich weiß, wie toll es unterwegs ist, wie gut mir die tägliche Bewegung tut, wie glücklich ich wieder heimkomme, wie ausgelastet und zufrieden der gar nicht mehr so kleine Hunde ist – vor jeder Hunderunde knurrt mich der Schweinehund an. Er will nicht raus, er will lieber im Nähzimmer bleiben, im Bett oder auf dem Sofa liegen, sich gerade nicht bewegen und außerdem muss immerimmer er los, wie ungerecht. Jedes Mal, immer wieder ein Kampf mit mir selbst. Insofern: danke Lola, dass du mich täglich rauszwingst, denn ohne dich ginge ich nicht und würde stattdessen über Frau Knie und mangelnde Kondition jammern.

5 Kommentare zu “Hunderunde”

  1. Gabriela sagt:

    Ein Glück, dass auch mein Hund über den Schweinehund siegt und gern würden wir mitlaufen, Tajo wäre dem Lolamädel bestimmt nicht abgeneigt, doch die Distanz ist zu groß…..

    Aber gut, dass ich auch von MV aus zwar nicht mitlaufen, aber mitlesen kann. Ich bleib euch gerne treu.

    Herzlichst Gabriela

  2. Gabi K sagt:

    so ist es :-)

  3. Sarah sagt:

    Nimm das, du Schweinehund! Wenn die Frau Mutti auch so einen hat mit ihrer entzückenden Lola und wenn es ihr genauso geht, dann bin ich ja doch nicht allein (und faul und liederlich). Danke für den kleinen Schubser. Dann werd ich wohl mal die Schuhe anziehen und den Hund einpacken. Der ist noch ein bisschen jünger als die Lola und auch nicht mehr so klein.
    vielen Dank, ich bin gern auf euren Runden dabei!
    Liebe Grüße
    Sarah

  4. Herkimer sagt:

    Die Sätze „alleine unterwegs zu sein ist wunderbar“ und „Gerade am Morgen ist es draußen so schön, dass ich jubeln möchte.“ unterschreibe ich seit knapp einem Jahr sofort! Allerdings bin ich nicht mit Hund unterwegs, sondern bringe Menschen ihre Frühstückslektüre, sprich Zeitung, und bin dafür meist ab 04:00 Uhr spätestens für knapp 2 Stunden unterwegs. Eine Kollegin meinte mal „andere haben einen Hund, ich hab‘ meine Zeitungen“. So ist ist. Einen frühmorgendlichen Hunderundler, kommt meist gegen 04:30 Uhr von seiner Tour zurück, und zwei Frauen, die mit ihrem Hund um 05:00 Uhr starten, treffe ich fast immer. Plus viele Katzen, die mittlerweile mich ignorierend sitzen bleiben. Dazu kommt an einigen Stellen ein derart grandioser Blick Rhein und Siebengebirge, dass ich am liebsten dort eine Bank aufstellen möchte. Die Zeit der unglaublichen Sonnenaufgänge während der Tour ist jetzt vorbei … aber sie kommt wieder :) Und darauf freue ich mich jetzt schon. Und auf die sich verändernden Häuser, die Deko verändert sich, die erste Lichterkette hängt an einem Balkon, ich bin gespannt, wie sich die Herbst- und Winter-/Weihnachtsdekoration in diesem Jahr zeigt.

    Den Schweinehund lasse ich im Bett, klappt nicht immmer, aber beruhigend zu wissen, dass Sie auch einen haben.

    Sonnige Grüße

  5. Bine sagt:

    Haargenau auf den Punkt gebracht, kann ich genauso übernehmen.
    Jeden Satz. Ja, so ist das mit Hund. Bis vor zwei Jahren war mir nicht mal bewusst, in was für einer schöner Umgebung wir leben. Mollie hat’s mich gelehrt, Mollie gibt dem Schweinehund keine Ruhe und Mollie ist der Grund, warum ich laufe und marschiere, so viele andere Menschen kennen gelernt habe und trotzdem immer noch schnaufe und keuche ;-)
    Herzliche Grüße, Bine