Venengedöhns

30. September 2016

Gestern vor einer Woche wurden kranke Venen (= Krampfadern) aus meinem Bein geschnitten, heute zog man den Faden aus dem großen Schnitt aus der Leiste. Von den 41 Klammerpflastern über die gesamte Länge des Beines sind nur noch fünf übrig geblieben und ich fühlte mich da auf der Pritsche beim Arzt so, als müsste ich langsam Bäume ausreißen können.

Oberhalb des Knöchels ist das Bein noch geschwollen, die Wade ohne Gefühl und unter vielen Schnitten ist ein dicker, schmerzhafter Knubbel. Vermutlich quengelte ich dem Arzt etwas zu viel über diese Qualen, denn er sah mich sehr eindringlich an und sprach: „Sie haben eine ein Meter lange, fingerdicke Wunde im Bein. Die muss heilen!“ Das ließ mich rasch verstummen.

Der beste Vater meiner Kinder hat nächste Woche Urlaub und wir werden nicht zum Wandern in den Wald fahren, denn das Bein muss heilen. Vielleicht kann ich die kleineren Abendrunden mit dem gar nicht mehr so kleinen Hund übernehmen, aber mehr geht nicht. Das Bein muss heilen. Vor Dezember soll ich nicht in die Sauna gehen, sitzen (und nähen) muss durch viele Pausen aufgelockert werden, an der Stickmaschine stehen genauso. Das Bein muss heilen.

Dass ich ständig sehr müde bin, liegt zum einen am Blutverlust während der Operation, zum anderen daran, dass mich jede Drehung aus dem Schlaf reißt, das Bein ist empfindlich und will vorsichtig umgelagert werden. Das Bein muss heilen. Ich muss es mir immer wieder vorsagen und das Bild, das der Arzt mir malte, hilft: ein Meter, fingerdick. Das ist eine echt große Wunde, die braucht viel Geduld.

Als Belohnung gibt es ein Bein ohne Knubbel und Schmerzen, keine Gefahr mehr, was offene Stellen oder Thrombosen anbelangt. Jetzt muss es nur noch heilen. Schnell. (zappel, zappel)

Der unattraktive Stützstrumpf, den ich noch weitere fünf Wochen tragen muss, ist weniger gruselig oder unangenehm als ich dachte. Ganz im Gegenteil, im Moment „hält er mir das Bein zusammen“, schützt vor schleckenden Hundezungen und stupsenden Katzennasen. Dass er in echtem alte-Frauen-Beige daher kommt ist mir erstaunlicherweise völlig wurscht, eventuell ist mir auch die Eitelkeit weggeschnitten worden. Falls diese aber nachwächst, habe ich heute um ein Rezept für ein Paar Strümpfe zum Wechseln gebeten. Sündiges Schwarz mit Spitzenabschluss soll es sein, denn wenn schon, denn schon. (der beste Vater meiner Kinder hat schon ein sehr vorfreudiges Funkeln in den Augen)

*****

Falls Sie fragen: ich fand die Krampfaderknubbel am Bein gar nicht so schlimm, es störte mich allerdings, dass diese immer empfindlicher wurden, sogar schmerzten. Aber wie gesagt, ich fand es nicht schlimm und es war mir ein bißchen peinlich, mit solch einer Kleinigkeit zum Arzt zu gehen.

Der allerdings schlug die Hände über dem Kopf zusammen und konnte es nicht fassen, dass ich nicht schon drei Jahre früher gekommen war. Oberhalb meines Knöchel hatte sich bereits die Haut verfärbt und verändert, das hätte zu solch einem offenen Bein führen können. Das will man ja nicht. Per Ultraschall zeigt er mir meine ausgebeulten Venen und die kaputte Klappe in der Leiste. Ich wurde immer stiller und schuldbewusster, während der Arzt immer detaillierte Schreckensszenarien beschrieb. Da ich bereits vor 15 Jahren schon einmal eine Venenoperation hatte, musste ich mir anhören, dass damals nicht gründlich gearbeitet worden sei. Dafür konnte ich nun wirklich nichts, für die Krampfadern ja eigentlich auch nicht. Übergewichtig bin ich nicht, Bewegung finde ich auch nicht schlimm, es ist eben Veranlagung.

Der OP-Plan stand dann recht schnell und noch schneller war der Termin da. Letztlich wurde weniger „gemacht“ als befürchtet, aber ich habe mir (und dem Arzt) versprochen, gut auf mein anderes Bein zu schauen und früher um Hilfe zu bitten, falls es knubbelt.

Und jetzt: heilen. (schneller, zackzack!)

8 Kommentare zu “Venengedöhns”

  1. Trude sagt:

    Oh Frau Mutti, da blase ich mal auf die Wunden (oder wie die Kinder immer wollten: Greeme drauf) und hoffe auf schnelle Heilung. Mist das alles aber auch.
    Gute und schnelle Besserung, mein Mitgefühl haben Sie.
    Viele Grüße an Sie und den Rest….
    Winke, die Trude.

  2. Bea Behrens sagt:

    Da wünsche ich Geduld und gute Heilung von meinem Krankenbett aus. Bei mir muss der Zeh heilen. Vielleicht tröstet es, dass ich nur liegen darf (muss) und der Beste mir jeden Abend eine Thrombosespritze geben muss. Ich häkele jetzt, denn dass ist fast das Einzige, was gut im Liegen geht. Ausser Lesen. Und Ihre Wunde ist ja recht ordentlich. Also Geduld, Geduld… ommmm. Und dann klappt es auch bald wieder mit der Hunderunde.

  3. Ruth P. sagt:

    Heile heile Gaensje, s’wird ja widder gut….
    .. und schnell – gute Besserung!

  4. Evi sagt:

    Gute und schnelle Besserung. Bis zum Weihnachtsmarkt ist längst alles wieder gut.?

  5. Gabi K sagt:

    Endlich mal ein Arzt, der gut erklärt ;-)
    Schnelle gute Besserung!

  6. Sunni sagt:

    Gute Besserung und Geduld! Letztes wird das Schwierige sein, denke ich. Das wird, das wird! Liebe Grüße Sunni

  7. DagmarPetra sagt:

    Liebe Frau Mutti, mein Kommentar hat nicht so gut gepasst?
    Schade!

  8. Frau Mutti sagt:

    Liebe DagmarPetra, welcher Kommentar? (ich schau mal, ob er im Spam gelandet ist. Ansonsten: tut mir leid! Ich gehe mal davon aus, dass Sie nichts Böses schrieben.)