Brenne auf mein Licht,

17. Oktober 2016

brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht!

laterne

Bald ziehen die Martinsumzüge wieder durch die Gemeinden und ich werde missmutig „früher war das alles besser!“ in meinen Damenbart grummeln. Früher nämlich, als Laternen noch Laternen waren.

Ich hasse, hasse, hasse nämlich diese beknackten batteriebetriebenen Leuchtstäbe in den Laternen!Haben Sie mal Kindern zugesehen, die Laternen mit batteriebetriebenen Leuchtstäben tragen? Die schlenkern und schleudern ihre Laternen durch die Gegend, spielen Laserschwertkampf und manchmal blinkt der Stab in schreienden Farben oder dudelt die Laterne-Laterne-Melodie, denn nur Lichteffekte reichen nicht.Warum macht man das? Ständig höre und lese ich, dass Kinder keine tollen, aufregenden Erfahrungen mehr machen dürfen, weil das in unserer modernen Zeit so irre gefährlich geworden ist und dann versagt man den Kindern die Erfahrung, ganz behutsam und feierlich eine brennende Kerze in einer leicht entflammbaren Papierlaterne durch die Nacht zu tragen. Aufzupassen, dass die Kerze nicht erlischt und es auszuhalten, wenn die Laterne vielleicht doch Feuer fängt.*

Die lichterloh brennende Bienenlaterne der Tochter hat der beste Vater meiner Kinder damals austreten müssen. Ja, der Schmerz war groß, aber raten Sie mal, welcher Laternenumzug heute zu den immer wieder erzählten Familiengeschichten gehört? Genau.

 

*ja, ich weiß, dass Kindergärten oftmals „vorschreiben“, dass kein offenes Feuer getragen werden darf, aber mal ehrlich: da kann man ziemlich leicht gegenargumentieren, oder?

23 Kommentare zu “Brenne auf mein Licht,”

  1. stella sagt:

    Sie sprechen mir aus der Seele.
    Was haben wir gelacht, als die Laterne des Sohnes nach 3 min schon in Flammen stand. Damals gab es sie auch schon diese blinkedinger. Wir hatten immer echte, und im Folgejahr war es sehr feierlich und sehr behutsam.
    Liebe Grüsse Stella

  2. Sunni sagt:

    Ja und JA und JAAAAA! Herzliche Grüße an Sie und das Bein!

  3. Bellana sagt:

    Wie stolz waren unsere Kinder immer auf ihre Laternen mit brennender Kerze oder wenn sie beim jährlichen Grillfest im Garten von Freunden eine Runde mit brennenden Fackeln laufen durften. Schade, wenn Kinder das heute nicht mehr erleben dürfen.
    Grüßle Bellana

  4. Gabi K sagt:

    ja, so hätten sie wenigstens die Chance zu lernen, wie man mit offenem Feuer umgeht und was passieren könnte!
    Ist sehr schade!

  5. Monika sagt:

    .

    (hier in der Schweiz gibt’s keine Papierlaternen sondern „Räbeliechter“, ausgehöhlte und beschnitzte Rüben. Die brennen nicht, deswegen wohl auch immer noch mit Teelichtern betrieben. Und die gehen auch aus wenn man zu sehr schwenkt ;-) ). Ach, und die Rüben, die welken. Und müssen irgendwann entsorgt werden. Anderes Thema…

  6. Katjaquilt sagt:

    … und die Laternen waren nicht aus vorgestanzten Bastelbögen, sondern aus der guten, alten Camenbertschachtel (oben und unten) gebastelt…

  7. Claudia sagt:

    Sie haben völlig recht, aber leider sind die Kerzen wirklich meist verboten. Egal wieviel man argumentiert, einzige Option wäre nicht gehen, aber auch oberfies fürs Kind. Leider sind die Stäbe auch totale Umweltverschmutzung. Halten meist keine 3h und zerfallen und sind nur sinnloser Schrott :-(

  8. Frauke sagt:

    Mein Bruder hat vor ca. 45 Jahren seine Laterne beim Abschlussgottesdienst in der Kirche abgefackelt. Dank Steinboden ist nichts weiter passiert. Seit dem kann er gefahrlos mit allen möglichen Dingen umgehen (Lötlampe, Schweißbrenner, Lagerfeuer usw.).
    LG Frauke

  9. Natti sagt:

    Liebe Fr. Mutti,

    ich finde eigentlich noch viel weniger schön, dass die Tradition des St. Martin-Zugs ausstirbt – jedenfalls hier im Rheinland. Halloween ist viel attraktiver (klar, man muss nicht singen und bekommt trotzdem etwas…denn gesungen wird auch nicht mehr), die Städte unterstützen die Martinszüge kaum noch, und die Geschäfte irgendwie auch nicht. Und in der Schule allenfalls bis 6. Klasse…

    Ich entsinne, dass zu meiner Kindheit die gesamte Düsseldorfer Altstadt „gedimmt“ den Martinszug vorbeiziehen liess, die Häuser geschmückt waren – und genauso die Stadtviertel, wenn der Martin kam (habe das ganz oft erlebt, da ich als „Reitermädchen“ unsere Schimmel begleitet habe). Das war so schön!!!
    Jaja, früher war alles besser… oder auch nicht. Aber das schon!

  10. [eigen]art sagt:

    Bei uns im Kindergarten werden alle Laternen mit echten Kerzen bestückt. Unser Sohn ist in der Kleinkindgruppe (1-3 Jahre) und schon da werden die Laternen selbst gebastelt (OHNE Eltern und es sind keine vorgestanzten Bastelbögen) und in den Wochen vor dem Laternenumzug üben die Kinder den Umgang mit den Laternen und Kerzen. Super Sache!

    Liebe Grüße, Tamara

  11. Anne sagt:

    Meine Rede! Auch mir ist mal eine Laterne abgefackelt, großes Drama! Aber dafür erinnert man sich immer dran und letztlich gibt es in der Kindheit so viele große Dramen, dass da eine abgefackelte Laterne mehr oder weniger auch nicht schlimm ist.

  12. Daniela sagt:

    Außerdem machen Kerzen eine Laterne richtig hell und nicht nur etwas schummrig. Bei den Laternenbasteleien nervt mich zunehmend, dass da Halloween-Themen in St. Martin rutschen. Der Große bastelte in der vierten Klasse eine Frankenstein-Laterne, schön mit Schrauben im Hals und grüner Gruselfratze. Ich hab der Lehrerin meine Gedanken mitgeteilt, aber sie fand die Laternen ok. Achja. Krückstock und so.

  13. christine sagt:

    Ich kann auch nur den Kopf schütteln. Als die Tochter in die 7. Klasse auf das Gymnasium kam, war die erte Hausaufgabe im Chemieunterricht Streichhölzer anzünden üben. Die Hälfte der Kinder wusste nicht, wie das geht und hat es auch nicht hinbekommen. Da wunder ich mich nicht, dass unsere Scheune nebenan, gefüllt mit Heu für den Winter, von einem 14jährigen „ausversehen“ angezündet wurde, weil der heimlich gekokelt hat. Das war der Schock unseres Lebens.

  14. Chris sagt:

    Naja, also ich bin eigentlich wirklich froh über die Laternenstäbe, da es in den letzten 6 Jahren 5mal geregnet hat (soviel zum Thema früher war alles besser). Zur Not kann man dann wenigsten noch mit dem Stab (ohne zermatschter Laterne) gehen.
    Und meine Sorge geht auch eher hinsichtlich Sankt Martin überhaupt: In den städtischen Kitas wird nur noch ein Lichterfest gefeiert. Da findet Sankt Martin überhaupt nicht mehr statt. Und Halloween lässt grüßen!

  15. Alexandra sagt:

    Ja, kann ich nur zustimmen. Viele Kinder wissen hier gar nicht wie man mit Streichhoelzern umgeht (lebe in den USA, aber jetzt bitte keine Waffenkommentare, wir haben naemlich keine zuhause). Unsere Deutsche Samstagsschule macht einen richtigen Martinsumzug, und ich bin ganz traurig, dass meine Kinder jetzt zu alt dafuer sind. Leider auch nur mit batteriebetriebenen Teelichtern. Eine meiner schoensten Kindergartenerinnerungen aus Deutschland ist der Martinsumzug. Komme aus einem Vorort von Nuernberg – Martinszug war durch den Wald mit richtigem Pferd (und jemandem von der Feuerwehr mit Feuerloescher auf einem Waegelchen, man wollte ja auch keinen Waldbrand entfachen). Liebe Gruesse!

  16. Sabine sagt:

    Ach, Ihr versteht das alle nicht.
    Wie soll Vater/Mutter mit dem Smartphone rumhantieren und gleichzeitig auf Kind und Laterne aufpassen. Das ist wirklich zuviel verlangt ;(
    Gruß
    Sabine

    @christine: Dann guck mal Erstsemestern Biochemie zu wie sie Eier trennen. Zum Brüllen

  17. bohnemone sagt:

    Vom Gefühl her stimme ich Ihnen zu, Frau Mutti. Ich habe wunderschöne Erinnerungen an das weiche Kerzenlicht in der Laterne und kann mich noch an jede einzelne erinnern.

    Jetzt kommt das Aber: Es hat einen guten Grund, dass offenes Feuer in unserem (katholischen) Kindergarten mittlerweile komplett verboten ist – immer, auch zu St. Martin. Vor fünf Jahren ging beim St. Martinszug nicht nur eine Laterne, sondern auch der Pferdeschwanz eines Mädchens in Flammen auf. Sie hatte schwere Verbrennungen und ist zum Teil noch heute entstellt. Und nein, man konnte den Eltern wirklich keine Vorwürfe machen, von wegen nicht aufgepasst – auch dem Mädchen nicht. Es wurde sogar gerichtlich festgestellt, dass es ein Unfall war (für den die BG des Kindergartens aufkommen musste). Kein Hörensagen, selbst dabei gewesen. Die Mutter verzeiht es sich bis heute nicht, dass sie noch eine der Letzten war, die ihrem Kind eine Kerze in die Laterne gestellt hat.

  18. Nina sagt:

    Wir werden im Kindergarten auch mit diesen künstlichen Lichtern gehen müssen. Aber unsere Stadt richtet an St. Martin jedes Jahr einen laternenumzug durch die Altstadt aus, mit singen, Theater und Pferd. Und anschließendem großen Feuer (und Feuerwehr ;-))
    Vielleicht werden wir es uns da dann mal mit echten Kerzen trauen. Die kleine Tochter verhaute nämlich letztes Jahr andere Kinder mit ihrem Leuchtstab, das würde ich dieses Jahr ganz gerne umgehen…

  19. Alex sagt:

    Wo ich herkomme gibt es den alten Brauch dass an bestimmten Tagen im Oktober die Kinder in kleinen Gruppen mit Laternen oder Rübengeistern durch die Nachbarschaft ziehen, an den Türen bestimmte Lieder singen und Süßigkeiten bekommen.
    Bei uns früher waren da nie Eltern dabei, allenfalls ältere Geschwister die, die Streichhölzer in der Tasche hatten. Und es ging jeden Tage eine Laterne in Flammen auf. Heute schickt keiner mehr die Kinder alleine los, es gibt elektrische Kerzen und der Zauber ist irgendwie verflogen. Zumal immer weniger Kinder überhaupt losziehen und wenn dann haben sie oft nicht mal eine Laterne dabei. Leider wird der Brauch eines Tages wohl aussterben. Aber Hauptsache Halloween……

  20. Renate sagt:

    Ja alles ganz genauso wie ich es denke und „hundertfach“ erlebt habe mit 3 Kindern.
    Es war immer so herrlich aufregend und das Wetter wurde schon tagelang beobachtet!! Schade dass wir unsere meist nur noch „behüten“ und „überwachen“!

  21. Nila sagt:

    Ich arbeite in einem Kindergarten und auch bei uns sind echte kleine Kerzen in den selbstgebastelten Laternen. Sicherlich müssen wir doppelt aufpassen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kerzen vorher elröschen, bevor die Laterne zu brennen beginnt.
    Meine 3 Kinder hatten auch in ihren Kindergartenzeiten echte Kerzen.
    Liebe Grüße
    Nila

  22. Jana sagt:

    Guten Abend, heute habe ich Ihren Blog gefunden und bis 2014
    gelesen- vielen Dank für das Teilhabenlassen und Ihren
    Humor. Mit besten Grüßen Jana

  23. frau siebensachen sagt:

    unsere töchter haben (schon in diesem jahrtausend) im waldorfkindergarten immer und ausdrücklich echte kerzen benutzen dürfen, aus genau den beschriebenen gründen: aufmerksamkeit, sinnliches erleben, besinnlichkeit. und wir haben immer echte kerzen am weihnachtsbaum, selbst letztes jahr mit zwei jungen katzen ging nichts schief. brennende kerzen läßt mensch halt nicht allein, ganz einfach. (und unfälle passieren, zu leben ist eben nicht risikofrei.)