25. Juni 2020

25. Juni 2020

Gestern habe ich ausgesetzt, denn gestern war ein Tag, der mit einer Beerdigung begann und einer Geburtstagsfeier endete. Beides mit Abstand, aber nur Letzteres war schön. Die Bestattung war um elf Uhr morgens, eine Urnenbeisetzung im neueren Teil des Friedhofes. Dort ist Schatten Mangelware. Das Totengeläut dauerte viel zu lange (und der Opa brummte, er habe an so heißen Tagen früher extra kurz geläutet) und der Pfarrer, der im Schatten eines dünnen Bäumchens stand, sprach viel zu lange. Um seine 70+ Schäfchen in der Trauergemeinde, die sich schließlich setzen mussten und sich statt Tränen den Schweiß wegwischten, war er nicht sehr besorgt. Irgendwann war es überstanden. Ich nahm mir einen kleinen Sonnenstich samt Frierschwitzens und fieser Kopfschmerzen mit heim und leider gab es den Beerdigungsstreuselkuchen nur im allerengsten Familienkreis mit Kindern und Opa auf der Terrasse. Karl-Otto, des Gatten Onkel, hätte vermutlich lieber ein rauschendes Fest mit sehr viel Wein gehabt, aber wir werden das nachholen. Ich bin sehr traurig über diesen plötzlichen Tod, denn Karl-Otto war der erste, der mich in dieser neuen Familie aufnahm, damals bei der Silberhochzeitfeier von des Gatten Eltern: „Wann du net Karl-Otto zu mir saast, sach isch Kloakinnerschuulsdonde zu der.“ Alla. Unsere Neujahrsrundgänge werden jetzt ein bißchen kürzer und weniger bunt sein.

Bis zur Geburtstagsfeier der Freundin hatte sich meine Körper wieder auf eine normale Temperatur eingependelt, aber die Kopfschmerzen waren noch nicht verschwunden. Ich kippte todesmutig einem Aperol Spritz drauf und tatsächlich halt der. Wir saßen bis elf draußen, schwätzten und lachten und wenn ich gewusst hätte, dass der doofe Hund ab halb vier mit Bauchgrummeln nicht mehr würde schlafen können, wäre ich viel früher ins Bett.

So begann der heutige Tag echt sehr früh und dementsprechend müde war ich. „Wahrscheinlich ist Lola nicht fit und kann gar nicht so lange laufen!“, behauptete ich vor der Hunderundefreundin, doch die schleifte mich und den sehr fitten und fröhlichen Hund erbarmungslos durch die Wingerte hoch. Oben wehte ein frisches Lüftchen und während wir schwätzten und unsere Hunde davon abhielten, Mäuse zu jagen und sich in Undefinierbarem zu wälzen, vergingen anderthalb Stunden und mein Schrittzähler zeigte etwas über neun Kilometer.

Wieder daheim wechselte ich zum ersten Mal die Klamotten. Jahreszeit und Hitzewallungen machen das nötig. Erwähnte ich übrigens schon, dass die Waschmaschine kaputt ist und der Fachmann _bald_irgendwann kommt?

Im Nähzimmer war es schön kühl und ich verbrachte den restlichen Morgen mit dem Nähen von Kissenbezügen für die Terrassenkissen. Der Gatte lockte mich zu Kaffee und Rest-Streuselkuchen auf die Terrasse und danach konnte ich wortwörtlich die Augen nicht mehr aufhalten. Spät ins Bett und früh wieder raus, ich hielt einen ausgiebigen Mittagsschlaf, aus dem ich weder zerknautscht noch knurrig, sondern wirklich erfrischt erwachte.

Der Rest des Tages verging mit Kleinkram. Ich pflückt ein Kilo Himbeeren und fror dieses sofort ein. Wenn eine große Menge zusammengekommen ist, will ich entsaften und Gelee kochen. Ich stellte sehr erfreut fest, dass die Kirschen an unserem uralten Baum dieses Jahr nicht nur aus Haut und Kern bestehen, sondern tatsächlich ein wenig köstliches Fruchtfleisch aufweisen. Morgen werde ich also Kirschen pflücken und – was sonst- entsaften. Vor zwei Jahren habe ich schon mal Kirschsaft gemacht, der schmeckte köstlich.

Der Gatte beendete seinen Arbeitstag und nach dem Feierabendkaffee brachen wir zum Baumarkt auf. Terrassenkästen wollen bepflanzt werden, ich brauchte Kräuter und Blühendes. Außerdem sind die alten Polsterboxen kaputt, da muss Ersatz her. Für hinter das kommende Gewächshaus fehlen noch Platten, eine Rolle Kastanienzaun fehlt ebenfalls und ach. Diese Baumärkte sind für mich ja verführerische und ideenanregender als jeder Klamotten- oder Schnickeldiladen.

Wieder daheim kochte ich rasch Quinoa, warf Gemüse, Schafskäse, Olivenöl und Balsamico hinein und jetzt sitzen wir satt auf der Terrasse, irgendein Nachbar hört sehr laut einen Kirchenchor juhubiliehieren und alles ist ganz schön schön.

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