eingepackt!

11. September 2020

Mein Rucksack ist probe-gepackt. Mit Wasser wiegt er knapp 13 Kilo und das klingt deutlich besser als das vom Gatten vorhergesagte „irgendwas zwischen 15 und 20 Kilo“. Mit ordenlich eingestellten und festgezurrten Gurten und Trägern trage ich das Gewicht auf den Hüften und weniger auf den Schultern, das ist auszuhalten. Ich hüpfte also recht munter über die Terrasse und verdrängte erfolgreich, dass ich das Ding aber auch etliche Höhenmeter schleppen muss. Der Gatte trägt übrigens 20 Kilo und behauptet dabei, das sei total in Ordnung, er sei ja trainiert. Das stimmt vermutlich, denn er war vor drei Wochen mit dem Jüngsten unterwegs, ebenfalls mit Rucksack, Zelt und Co.

Warum der Rucksack so schwer ist? Wir tragen unsere ganze Verpflegung. Und die des Hundes. Und obendrein fünfeinhalb Liter Wasser, weil wir am ersten Trekkingplatz kein Wasser zapfen können. Das macht mir ein bißchen Sorgen, denn fünfeinhalb Liter sind für zwei Erwachsene und einen Hund an einem heißen Tag gar nicht so viel, auch weil die Erwachsenen sich am nächsten Morgen gern noch Kaffee und Frühstück mit diesem Wasser zubereiten wollen. Unsere Rucksäcke werden also im Laufe der Wanderung leichter, weil wir (und der Hund) unseren Proviant verspeisen und es unterwegs Wasserquellen geben wird.

Was mir übrigens auch ein bißchen Sorgen bereitet ist, dass wir nun kein Feuer mehr machen dürfen. Das sah bis letzte Woche noch anders aus, jetzt ist es wohl im Wald wieder zu trocken. Ein offenes Lagerfeuer samt Grillerei hatten wir sowieso nicht geplant, doch das Verbot schließt auch unseren Kocher mit ein und das wäre wirklich nicht schön. Eventuell ist das an den einzelnen Trekkingplätzen individuell geregelt, ansonsten müssen wir eben in irgendwelchen Ortschaften auf einer Parkbank kochen. Geht auch. (nur mein Morgenkaffee! Der wird mir sehr, sehr fehlen)

Da ich jetzt weiß wie schwer mein Rucksack ist, bin ich ein bißchen entspannter. Ich habe mich vorher systematisch in eine „nienieNIEschaffeichdas!NIE!!“-Hysterie hineingesteigert, jetzt bin ich leise optimistisch, dass das ein ziemlich toller Urlaub wird.

Noch eine kleine Nähkästchenplauderei? Vor vielen, vielen Jahren, als der Gatte ein noch-nicht-Gatte war, als wir noch ein sehr frischverliebtes Paar waren, schwärmte der noch-nicht-Gatte in höchsten Tönen und buntesten Farben von der wunderbaren Welt der Trekkingtouren. Frei, in der Natur, im Wald, so weit die Füße tragen. Ich war jung und leicht zu beeindrucken und kaufte mir deshalb Wanderschuhe und eine Isomatte. Einen Schlafsack hatte ich schon, dafür überhaupt keine Vorstellung, ob und wie mir diese Wanderei gefallen würde. Ich bekam des noch-nicht-Gattens alten, abgelegten Rucksack und stopfte aufgeregt und mit guten Tipps des noch-nicht-Gattens hinein, was es in der Wildnis zum Überleben braucht. Der Rucksack wog 12 Kilo und ich war ja jung und stark, das war nichts. Wir fuhren ins Elsass, parkten in Saint-Hippolyte und als wir ausstiegen, brutzelten bereits 30 Grad auf uns nieder. Der Aufstieg durch einen schier endlosen Wingert zog und zog sich, mein Rucksack wog immer mehr, die Temperaturen stiegen auf mindestens 50 Grad und irgendwie schaffte ich es, trotz Atemnot lautstark vor mich hinzufluchen. Wetter, Rucksäcke, wandern – alles Scheiße, wer hat denn solche idiotischen Ideen und kann ich bitte einfach hier weg? Endlich im Wald ging es leichter, doch jede Steigung war ein Qual, die Schuhe drückten, der Rucksack auch. Beim Pinkeln kauerte ich mich in Brennnesseln und vor lauter Aufregung wegen der komischen Geräusche im Wald schlief ich wenig. Meine Laune war eher wechselhaft, doch der noch-nicht-Gatte hielt durch, beschwichtigte mich und fünf Jahre später heiratete er mich sogar. Beste Beziehungsprobe! :)

Ich bin mir sehr sicher, dass ich ab Sonntag morgen ähnlich fluchen werde. Und der immer-noch-trotz-allem-Gatte wird mich beschwichtigen, ermutigen und leise in sich hineingrinsen. Weil ich ja mittlerweile weiß, dass diese Quälerei doch ganz schön viel Spaß macht.

3 Kommentare zu “eingepackt!”

  1. Graugrüngelb sagt:

    Ich freue mich von Ihnen zu lesen und wünsche viel Spaß beim Wandern. Wir machen ja – wenn überhaupt – nur längere Spaziergänge, die wir dann als Wanderung bezeichnen, über die aber jeder echte Wanderer nur müde lächeln würde. Aber wenn ich dann in Rente bin, laufe ich erst den Rennsteig und die Saale-Horizontale und dann das grüne Band. Ganz bestimmt. ;) (Ich hab ja noch ein paar Jährchen zum Trainieren.)

    Mit dem Draußenschlafen hab ich allerdings irgendwie abgeschlossen. Isomatte und Co. sind nicht mehr so richtig meins. Aber ich bewundere Sie, dass sie das durchziehen. (Und hoffe auf Fotos und Reiseberichte.)

  2. Frau Mutti sagt:

    Den Rennsteig wären wir letztes Jahr gelaufen, die Planung stand. Aber dann hatte ich schlimme Sehnsucht nach dem Meer! (Isomatte und Schlafsack mag ich auch gar nicht mehr, aber vielleicht gewöhne ich mich ja wieder dran)

  3. Katrin sagt:

    Bezüglich Wasser hätte ich einen Tipp: Wir nutzen bei längeren Wassertouren gern diesen Filter: https://www.bergfreunde.de/katadyn-befree-filter-1l-wasserfilter/

    Damit kannst Du auch Wasser aus diversen Quellen bedenkenlos trinken. Hat uns schon das ein oder andere Kilo erspart.

    Finde Euer Projekt übrigens toll und wünsche Euch eine geniale Wanderzeit!