Anderswo – bei Hauhenstein

15. September 2020

Alle Wege führen nach Hauenstein

16,7 Kilometer von Platz zwei zu Platz fünfzehn und eigentlich wäre es ein bißchen kürzer gewesen, wenn wir nicht souverän erst einmal falsch abgebogen wären. Nun ja, war zum Aufwärmen und Aufwachen ganz gut. Ich schlief nicht richtig gut, weil ein weiterer Trekkinggast sehr laut schnarchte. Außerdem bellte im Dorf ein Hund, Waldgetier grunzte, quiekte, schnaubte und brummte und ein Käuzchen rief sehr traurig durch die Nachte. Meine Isomatte war nicht richtig gefüllt, unter meinem Brustkorb wuchs plötzlich eine Wurzel und ich schwankte ständig zwischen zu kühl und viel zu warm. Ich erwachte dennoch sehr erholt gegen halb sieben.

Um gleich eine aufgekommene Frage zu beantworten: wir tragen nur Unterhosen, haben aber wunderbare Seidenschlafsäcke, die wir in unseren dicken Schlafsäcken als „Schlafzeug“ tragen. Mein Seidenschlafsack ist wie ein überlanges Nachthemd. Er hat lange Ärmel, eine Knopfleiste bis zum Bauch und kann unten zugezogen werden. Er hält so gut warm, dass ich mir meinen Schlafsack erst gegen morgen hole und dann auch nur als Decke.

Wir frühstückten gemütlich. Das sieht so aus: Wir rühren uns mit warmem Wasser in unseren Tassen das Müsli unserer Wahl an, löffeln die Tassen leer und befüllen sie erneut mit Kaffee- und Milchpulver. Heißes Wasser drauf, warten, trinken bis es bröcklig wird. Danach wird mit einer Minimenge Wasser gespült und das beantwortet wahrscheinlich auch die Frage, ob auf den Trekkingplätzen duschen möglich ist. Ist es nicht. Es gibt außer einem niedlichen Klohäuschen, das ein Kompostklo beherbergt nichts. Auch kein Wasser. Wir lernen also mit sehr, sehr wenig Wasser auszukommen, denn jeder Liter muss unterwegs gezapft und mitgetragen werden. Die Trekkingplätze liegen auf Bergkuppen nach steilem Anstieg, Wasserschleppen ist sehr, sehr anstrengend. Heute bekommen wir unser Wasser aus einer Quelle, die unterhalb des Platzes liegt, das ist fast schon Luxus. Außerdem konnten wir endlich unseren Wasserfilter testen: er funktioniert :)

Die Strecke heute war wunderschön. Statt die Wanderer erst ganz nach unten und danach wieder hoch und immer so weiter zu schicken, blieb der Weg auf der Höhe, schlängelte sich durch den Wald und nur ab und zu quälten wir uns tröge Wirtschaftswege hoch. (Ergänzung: wir folgten dem Schusterpfad!)

Zu unseren Highlights heute zählte unbedingt der Wildwurstautomat am Cramerhaus (links reiche ich nach). Wir kauften eine Dose Wildschweinbratwurst, die wir direkt zum Mittagessen verspeisten. (Lola durfte helfen) Außerdem eine Wildschweinsalami für morgen und übermorgen. Wir trafen die Automatenbesitzerin, die sich sehr für den schlecht bestückten Automaten entschuldigte. Wild gäbe es genug, doch der Metzger sei im Urlaub. Wir versicherten ihr, dass wir sehr zufrieden mit unserem Einkauf seien. Und hey, die Wurst zu Mittag war perfekt. Fett und salzig und wäre nicht ein schnatternder Reisetrupp an unserem Rastplatz eingefallen, hätte ich auch noch ein kleines Mittagschläfchen gehalten.

So marschierten wir weiter, schimpften nur ein bißchen auf E-Mountainbikefahrer auf sehr schmalen Waldwegen und genossen lichte Buchen- und Esskastanienwälder. Als uns bei einer weiteren Rast eine Buche sehr ausgiebig mit Eckern bewarf, kamen wir zu einem feinen Zwischensnack. Alles perfekt heute!

Meine Schulter habe ich entlastet, indem ich den Beckengurt ein Stück höher sehr festgezurrt habe. Jetzt schmerzen die Beckenknochen, doch meiner Schulter geht es fast gut. Mal schauen, wie es morgen ist, morgen kommt eine sehr lange Tour.

Für heute ist Feierabend. Ich genieße mit dem Gatten noch den Sonnenuntergang auf einer sehr luxuriösen Holzbank und dann geht es ins Zelt, schlafen. Bis morgen!

Ein Kommentar zu “Anderswo – bei Hauhenstein”

  1. PaulineM sagt:

    Ich bewundere Sie und den Gatten sehr und wünsche viele schöne Momente.