Entweihnachten

6. Januar 2019

Das Weihnachtsschnickeldi ist ordentlich wieder in Kisten und Kästen verpackt und im Regal in der Halle verstaut. Und weil ich dieses Jahr besonders streberhaft bin, sind die Lichterketten auf leere Klopapierrollen gewickelt. Die noch streberhaftere Tochter hat die defekten Lämpchen mit Maskingtape markiert, so dass sie leicht ausgetauscht werden können, der organisierte Gatte hat direkt neue bestellt. Wir sind für die nächste Weihnachtszeit gerüstet!

Vor ein paar Jahren habe ich übrigens beschlossen, dass wir nun genug Weihnachtsschnickeldi besitzen und ich wirklich, wirklich nichts Neues mehr kaufen muss. Diesen Entschluss habe ich beinahe gut eingehalten, denn unglücklicherweise werde ich schon ab August den allerschlimmsten Verführungsversuchen ausgesetzt! Im August beginnen wir nämlich das Weihnachtssortiment für den Weltladen zusammenzustellen. Während man bei dreißig Grad auf der Terrasse sitzt, lässt es sich prima prahlen, dass diese entzückenden Kugeln, diese filigranen Glasornamente oder diese witzigen Schallplattenengel toll anzusehen sind, dass die eigenen Schnickeldikisten aber ausreichend befüllt sind. Wenn ich dann kurz vor dem ersten Advent den Weltladen einmal komplett auf Weihnachten krempele und gleich drei Weihnachtsbäume für die Schaufenster schmücke, kommt meine Entschlossenheit stark ins Wanken und wenn dann womöglich aus dem Vorvorjahr ein Glitzerengel übrig ist, so ganz ohne zugehörige Krippe oder Glitzerengelfreunde und er deshalb auch noch reduziert wird … naja. Glitzernde Engel müssen gerettet werden.

Grundsätzlich halte ich mich aber an meinen Vorsatz und es ist ja auch so, dass die Grüne Villa nicht größer wird oder sich neue Fenster wachsen lässt. Irgendwann ist alles voll. Obendrein versuche ich diese Nachhaltigkeitssache ein bißchen hochzuhalten und dazu gehört eben auch, nicht jeder Versuchung, jedem Kaufimpuls nachzugeben. Mit Klamotten und Schuhen klappt das schon seit Jahren gut, die anderen Bereiche meines Lebens sollen da nun endlich nachziehen. Mein Klamottenkaufverhalten hat übrigens nicht nur dazu geführt, dass mein Kleiderschrank übersichtlich ist, sondern auch dazu, dass ich beinahe nur Kleidungsstücke besitze, die ich sehr mag und wertschätze.  Außer in akuten, womöglich hormongebeutelten „ich hab nie irgendwas Schönes anzuziehen“-Phasen hat sich mein Tagesbeginn damit erheblich erleichtert. (und mittlerweile ist es mir ziemlich egal geworden, was gerade Mode ist. Hauptsache ich finde noch irgendwo Ersatz für zerfallende Lieblingsteile gibt.)

Vor der absoluten Nachhaltigkeits-Heiligsprechung gibt es aber noch eine Menge zu unterlassen. Spontan Geschirr zu kaufen, beispielsweise. Oder zu lernen, dass es kein bißchen schlimm ist, wenn ich nicht für zwölf Personen einheitlich den Tisch zu decken. Herrjeh.

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