Die längste Etappe unserer Wanderung, der Reiseführer spricht von 25 Kilometern. Dazu ein paar Höhenmeter. Erst ganz schön hoch, dann immer wieder auf und ab, eine zeitlang unten an der Lech und gegen Ende wieder richtig hoch. (und wieder runter, unser Hotel liegt direkt am Lech)

Mein Morgen begann nicht allzu gut. Zwei dicke Herpesbläschen an der Oberlippe ließen den Lymphknoten am Hals anschwellen und sorgten für ein allgemeines „ich fühl mich nicht so“. Die Blase an der linken Ferse war mittlerweile offen und die Füße mochten Flipflops viel lieber als die schweren Wanderschuhe. Der vierte Wandertag und gleichzeitig Halbzeit. Irgendwo auf dem Weg würden wir die erste Hälfte hinter uns lassen. Mir egal, ich hatte keine Lust. Immerhin schien es so, als wolle es doch sonnig und warm werden.

Und dann war der Weg halt so, wie Wege in den Bergen starten. Er schlängelte sich über eine Wiese ziemlich steil nach oben, führte auch im Wald immer weiter hoch und ich schnaufte wie eine alte Dampflok. (Gatte und Hund waren deutlich leichtfüßiger)

Irgendwann vergaß ich meine pochende Oberlippe und meine brennende Ferse, meine Atmung beruhigte sich und die Muskeln ergaben sich ihrem Schicksal. Der Wanderschritt war gefunden und mit ihm kehrte meine gute Laune zurück. Berge! Wolken! Und diese bunte Blütenpracht ringsherum! Die nächste Stunde kamen wir kaum voran, weil ich die Macroeinstellung meiner Kamera testete und sämtliche Blüten von vorne, oben, neben und unten photographieren musste. (mit sehr schönen Ergebnissen!)

Der Weg wurde mal breiter, dann wieder schmäler. Forststraßen wechselten mit beinahe abenteuerlichen Trampelpfaden. Durch den Wald, direkt am Lech, auf und ab.

Leider zog es sich immer weiter zu, ein fieser, kalter Wind kam auf und mit dem Wind kam Regen. Nicht genug, um die Regenjacken aus dem Rucksack zu kramen, aber doch so viel, dass ich die Kapuze der Softshelljacke überzog. Auch als Windschutz.

Unten am Lech wartete der Bluatschink auf uns. Lola zeigte sich unbeeindruckt, obwohl es von Bluatschink heißt, er hause im Lech und verschlinge unvorsichtige Kinder. Der sympathische Geselle.

Wir machten eine kurze Mittagspause und ich tauschte kurze gegen lange Hosen. Außerdem zog ich mir das Wollbuff über die Ohren, dieser fiese, kalte Wind!

Der Weg wurde … langweilig. Geradeaus. Schotterwege und leider auch ein Stück hier entlang:

Der Lechweg ist eben nicht nur pure Idylle, doch die weniger schönen Stellen vergisst man tatsächlich sofort wieder. Denn schon um die nächste Ecke wird es entweder so anstrengend, dass man sich nach langweiligem Asphalt sehnt oder der Ausblick lenkt hinreichend ab :)

Dieses leuchtende Eisbonbonblau des Lech hat zwei Gründe:das Wasser ist sehr, sehr kalt (sechs Grad durchschnittlich) und es sind jede Menge Mineralien darin gelöst. Geologen wissen vermutlich, welche Mineralien für das tolle Blau sorgen.

Wir bogen zur letzten Steigung ab, den Panoramaweg nach Elmen. Hoch, hoch, noch höher und dann noch höher und noch ein Stück. Die Füße schmerzten, die Beine waren schwer …

… doch das Wetter lud nicht zum Ausruhen ein.

Eine handvoll Walderdbeeren und Heidelbeeren im Vorbeigehen gepflückt gaben kleine Energieschübe und endlich, endlich standen wir am Hotel. Ein schönes Zimmer und eine heiße Dusche warteten, leider auch das Schild am Hotelrestaurant: „Donnerstag Ruhetag“. Kurz war ich in Versuchung, mit an Müsliriegeln und Äpfeln satt zu essen, doch bis zu einer leckeren Portion Käsespätzle dauerte es nur zehn Minuten zu Fuß. Auf dem Heimweg regnete es, aber das war dann eigentlich auch egal.

Ich schlief gut, hatte ein tolles Frühstück und als der Gatte zum Gipfelstürmen heute morgen aufbrach, drehte ich eine kurze Runde mit Lola. Bevor ich mich lesend von Sonnenfleck zu Sonnenfleck schleppte. Nicht mal 4000 Schritte bekomme ich heute zusammen, gestern waren es ein paar (viele) Schritte mehr. 31,9 Kilometer, behauptet der Schrittzähler.

Morgen geht es wieder weiter!

Kommentare sind geschlossen.