Der Walnußbaum trägt dieses Jahr ein paar Nüsse. Das ist nun kein ganz außergewöhnliches Phänomen, dass ein Walnußbaum das irgendwann tut, vor allem in unserer Gegend, wo diese Bäume wie Unkraut aus dem Boden schießen.

Dieser Baum zum Beispiel lässt sich durch wirklich nichts aus der Ruhe bringen.

Er wächst aus dem Fundament des ehemaligen Hühnerstalls und tut das auch immer wieder, denn spätestens alle drei Jahre sägen wir ihm bodennah ab, damit er den ehemaligen Hühnerstall beim Weiterwachsen nicht zum Nachbarn hebelt. Das liefert uns eine Menge feines Brennholz und im Jahr drauf wächst er wieder in die Höhe. Jedesmal etwas verzweigter, doch voller Kraft, irgendwie trotzig.

Wenn in unserem Garten unbedingt ein Nußbaum wachsen will, dann will ich wenigstens bestimmen, wo. Mein Garten, ich bestimme! Ein weiterer Baum wächst nämlich in der Zinkwanne bei den Funkien (und hat den Wannenboden vermutlich schon durchbohrt), ein anderer auf dem Mäuerchen neben der Wackeltreppe nach unten. Beide dürfen leider nicht weiterwachsen. Gepflanzt wurden sie übrigens vom vergesslichen Eichhörnchen. Das weiß ich genau, ich beobachte das Viech immer dabei, wie es Walnüsse in meine Kräuterkästen auf der Terrasse steckt.

Zurück zu „ich bestimme!“. Vor zwei Jahren überlegte ich, dass der sehr alte Kirschbaum vielleicht irgendwann zu alt und damit ein bißchen gefährlich für Mensch, Tier und Haus wird und deshalb gefällt werden muss. Dieser wunderbare, riesige Baum spendet uns aber nicht nur den allerfeinsten Schatten, er sorgt auch dafür, dass wir im Sommer nackt auf der Terrasse herumliegen könnten wenn wir wöllten, kein Nachbar könnte zusehen. Dass unzählige Vögel, unter anderem auch ein sehr renitentes Taubenpaar, in diesem Baum brüten und er im Frühjahr mit der Blüte tausende Insekten glücklich macht, sei nur nebenbei erwähnt. Der Verlust des Kirschbaums wäre ein herber. Auf gar keinen Fall vermissen würden wir Squillionen leider ungenießbarer und nicht in der Küche zu verarbeitenden Kirschen. Über die freuen sich nur Stare, Wespen und Schmeißfliegen.

Es soll also kein Kirschbaum nachwachsen (was bedeutet, dass ich im Frühjahr Squillionen von jungen Kirschbäumen jäten muss), sondern ein Walnußbaum. Die wachsen ja überall im Garten so toll. Außer an der Stelle, an der wir feierlich vor zwei Jahren eine auskeimende Nuß vergraben haben. Dort wächst ein Walnußgestrüpp, das keinen Stamm ausbildet, dafür aber sämtliche Krankheiten und Pilze auf den eher gelblichen Blättern züchtet. Knapp vier Meter neben dem nicht tot zu kriegenden Hühnerstallsprenger. Womöglich trägt die unsägliche Neugier des damals etwas kleineren Hundes zum Fehlwachstum bei, denn Lola fand das Spiel „ich buddele die Nuß aus, selbst wenn ihr sie wieder versteckt“ einfach zu verlockend.

In den Nüssen des Hühnerstallwalnußbaumes liegt nun unsere ganze Hoffnung. Wir werden sie nicht feierlich verzehren, sondern das kränkliche Walnußgestrüpp entfernen und einen Meter daneben eine hoffentlich voller Saft und Kraft steckende Nuß pflanzen. Damit ein großer Nußbaum den irgendwann ausfallenden Kirschbaum ablösen kann.

(vermutlich wird die gepflanzte Nuß die einzige Nuß sein, die das vergessliche Eichhörnchen im Winter ausbuddelt)

(ganz sicher werde ich das künftige Walnußbaumlaub nicht weniger hassen, als die derzeitige ungenießbare-Kirschen-Schwemme, die genauso wie das künftige Laub nur zusammengerecht und entsorgt werden muss)

(um dem gar nicht mehr so kleinen Hund das „finde die Nuß“-Spiel zu verderben, müssen wir einen Zaun oder einer Mauer um die eingebuddelte Nuß ziehen)

(oder sie heimlich vergraben)

Es ist kompliziert.

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