Damit Sie gar nicht erst den langweiligen Imker-Kram bis zum Schluss lesen müssen: eine Königin ist geschlüpft! Sie muss nun in den nächsten Tagen auf Hochzeitsflug gehen, danach hoffentlich wieder heimfinden und direkt mit dem Legen beginnen. Auf dass das Volk groß und stark werden möge!

Ausführlicher ab hier :)

Knapp eine Woche war es her, seit wir den ersten Blick in unsere Bienenbeute wagten. Ganz kurz nur und sehr, sehr aufgeregt. Das erste Mal eben, da kann man so viel falsch machen, denkt man. Und man weiß nicht, wie die Bienen reagieren werden, wenn man sie ins Helle zerrt. Naja, ging ja alles ganz gut und wir entdeckten etwas, das womöglich eine Weiselzelle sein könnte. Weiselzellen sind ausgebaute Waben in denen Königinnen heranwachsen.

„Nicht zu oft reinschauen!“, muss man als Neuimker lernen, aber das ist schon verflixt schwer, denn gleichzeit liest man ja auch, dass man gerade um diese Jahreszeit oft kontrollieren soll. Ja was denn nun?

Wir kontrollieren von außen. Der Bienenkaffee am späten Nachmittag hat sich etabliert! Ein alter Schlitten dient dem Gatten und mir als Sitzgelegenheit in der Nähe des Flugloches. Und während wir Kaffee trinken und zusehen, wie die Bienen ein- und wieder ausfliegen, wälzen wir lauter hypothetische Probleme rund um das Volk und, zumindest ich, steigern uns in „ich muss nachsehen, ob alles ok ist!“ hinein.

Gleichzeitig passiert aber auch etwas Wichtiges hinten am Tümpel:

Der gar nicht mehr so kleine Hund lernt, dass er nicht nach surrenden, schwirrenden Insekten schnappen darf. Wenn Lola eine Biene nur ansieht hört sie ein sehr scharfes NEIN!, woraufhin sie sich verständnislos brummelnd auf der Wiese zusammenrollt und schmollt. Surrende Sachen müssen gefressen werden, denkt sie.

Mittlerweile klappt das ganz ausgezeichnet mit ihr, auch die unzähligen Libellen am Tümpel sind dankbar für ihre Zurückhaltung. Die übrigens nur am Tümpel hinten funktioniert! In jedem anderen Teil des Gartens oder im Haus schnappt sie fröhlich Wespen oder sonstiges Getier aus der Luft und zerteilt es elegant in zwei Hälften, bevor sie es genüsslich verspeist. (wir sollten anfangen, den Hund zu füttern)

Die Söhne bekundeten Interesse am Geschehen im Bienenstock.

Und da man den Wissensdurst der Jugend auf keinen Fall ausbremsen soll, beschlossen wir, dass wir in die Beute schauen.

Diesmal deutlich organisierter, denn wir überlegten vorher, wonach wir Ausschau halten wollten. Beim ersten Mal waren wir von sämtlichen Eindrücken so überwältigt, dass wir vergessen hatten nachzusehen, was wirklich wissenswert über den Zustand des Volkes hätte sein können.

Wir besitzen drei Imkerblusen. Da ich nur rasch ein paar Bildchen knipsen wollte und somit jederzeit wegrennen konnte, verzichtete ich auf jeglichen Schutz und blieb in Trägershirt und Röckchen. Der Gatte zog vorsichtshalber die dicken Handschuhe über, denn man weiß ja nie.

Beim letzten Mal hatten wir gelernt, dass der aufschiebbare Deckel der Ablegerbox durch Wabenwildbau leicht verklebt ist und deshalb kräftig, dabei aber langsam und gleichmäßig nach vorne weggeschoben werden muss. Und weil es sich bei einem schiebbaren Deckel um eine echte Fehlkonstruktion handelt, muss man in Kauf nehmen, dass zwei, drei Bienen mit dem sich zusammenschiebenden Wachs zerquetscht werden. Das ist schlimm, aber nicht zu ändern. Wir werden an die Werkstatt, in der die Ablegerkästen gebaut werden, weitergeben, dass ein Deckel zum Auflegen wie bei den Beuten eine bessere Wahl ist.

Der Deckel war offen, der Große pustete Rauch hinein. Der Rauch bewirkt, dass die Bienen sich den Honigmagen mit den Vorräten füllen um im Falle akuter Gefahr Honig in Sicherheit zu bringen. Gleichzeitig macht sie ein voller Bauch aber auch ein bißchen ruhiger und träge, so dass sie nicht empört auffliegen, wenn man die Beute öffnet.

Es herrschte gemütliches Treiben auf den Rähmchen.

Eine neue Mittelwand wird langsam ausgebaut. Das ist gut, denn die Königin wird Platz brauchen, um Eier zu legen.

Mittelwände sind dünne Wachsplatten mit sechseckiger Musterung, die quasi vorgibt, wo die Bienen ihre Waben bauen können. Bienen können ganz prima Waben auch ohne die Hilfe von Mittelwänden bauen, doch so einem kleinen Volk hilft das ein bißchen, wenn es Unterstützung bekommt.

Ob man später weiterhin Mittelwände benutzt, ist eine reine Geschmackssache. Die Waben darauf sind vielleicht einen Tick gleichmäßiger, was wiederum die Honigernte begünstigen kann. Dafür sehen Naturwaben ganz wunderschön aus! Wir wissen es noch nicht, bleiben aber am Anfang auf jeden Fall bei den Mittelwänden.

Es wimmelte und wuselte auf den Rähmchen, dabei blieb alles total friedlich. Ich war keine Minute in Sorge, dass ich angegriffen oder gestochen würde.

Wir entdecken gleich zwei leere Weiselzellen (nicht im Bild). Das bedeutete, dass es ziemlich sicher eine Königin gibt. Die zuerst geschlüpfte Königin sticht alle anderen nachwachsenden Königinnen ab, es kann nur eine geben. Und das ist echt gnadenlos!

Der Futterstatus scheint in Ordnung zu sein, sofern ich als Anfängerin das beurteilen kann. Außerdem gab es nur noch wenige verdeckelte Brutzellen, keine offenen mehr. Das bedeutet, dass die neue Königin in die Pötte kommen muss, das bestehende Volk wird sonst zu alt und kümmert sich nicht mehr gut.

Bienen werden nur etwas um die sieben Wochen alt. Sie beginnen ihre Lebenszeit als Wabenputzerinnen. Danach gibt es die Brutpflege, eine Phase als Bauarbeiterin und dann dürfen sie als Wächterinnen ans Flugloch. Erst als erfahrene Biene dürfen sie ausfliegen und Nahrung sammeln.

Ich knipste ziemlich wahllos die Rähmchen, immer in der Hoffnung, später auf den Bildern die Königin zu finden. Im Gewimmel selbst entdeckten wir sie nicht. Da sie noch sehr jung und vermutlich noch nicht geschlechtsreif ist, fällt sie noch nicht so sehr auf.

Bestiftete (= Waben in denen Eier, die Stifte genannt werden, liegen) Waben fanden wir jedenfalls keine, der Hochzeitsflug hatte also noch nicht stattgefunden.

Der Gatte steckte die Rähmchen wieder zurück und stupste mit dem Finger die Bienen in die Wabengassen hinein. Die Bienen waren so friedfertig und ruhig, keine Spur von Panik oder Aggressivität. Das spricht sowohl für unseren ruhigeren und kompetenter werdenden Umgang, als auch ziemlich sicher dafür, dass eine Königin im Volk lebt. Die sorgt nämlich dafür, dass das große „wir sind zusammen“-Gefühl im Volk entsteht, das Sicherheit gibt.

Bei der Durchsicht der Bilder später entdeckte ich nicht nur, dass meine Linse völlig verschmiert war, sondern tatsächlich auch:

Ihre Majestät!

Eine Biene mit langem, schlanken Hinterleib, die Farbgebung einen Tick anders als bei den anderen Bienen. Die nächsten Tage werde ich immer mal wieder zum Stock gehen, vielleicht erwische ich sie ja beim Hochzeitsflug!

Nächstes Wochenende schauen wir wieder in die Beute. Bis dahin gibt es vielleicht bestiftete Zellen, dann können wir mit der Bekämpfung der Varoa-Milbe beginnen. Dazu dann aber mehr.

Jetzt erstmal: Lang lege die Königin! Wir sind sehr glücklich!

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