Ziemlich großspurig habe ich behauptet, dass das mit dem Imkern wie mit dem Radfahren ist: man kann es nicht aus Büchern lernen, man muss rauf aufs Rad. In unserem Fall: ran an die Bienen.

Als uns dann der Imker, der uns einen Ableger seines Volkes versprochen hatte, mitteilte, dass es nun losgehen kann, flatterten uns doch die Nerven.

Bienen! In unserem Garten! Diese Verantwortung! Kriegen wir das hin? Werden wir das erste Volk dahinmeucheln? Das scheint nicht unüblich zu sein, dass Neu-Imker ihr erstes Volk vor lauter Neugier und Überfürsorge umbringen.

Die Kästen unseres Ablegerimkers stehen am Rande eines Golfplatzes und sehen total harmlos aus!

Was da auf den Kästen raucht, ist kein kleiner Schornstein, sondern der Smoker, mit dessen Hilfe die Bienen beruhigt werden sollen. Ich greife mal vorweg: das klappte eher nicht so gut.

Im Vordergrund steht der Ablegerkasten, in dem unser Bienenvolk nun hoffentlich groß und stark wird, vielleicht sogar bis zum Spätsommer, dann kann es in eine große Beute umziehen.

Der Rauch aus dem Smoker wurde ins Einflug/Ausflugloch gepustet und der oberer Teil der Beute, in dem sich keine Brutwaben befinden, geöffnet.

Der Imker zog mit einem Greifer die einzelnen Rähmchen aus der Beute und ab da würde es etwas ungemütlich. Die Bienen mochten das nämlich nicht so arg und das friedliche Summen verwandelte sich in bedrohliches Brummen.

Als einzelne Bienen den Gatten und mich sehr zielsicher anflogen, ergriffen wir die Flucht. Wir trugen nämlich keine Schutzkleidung. Wir hatten ja bei unserem Imkervater gesehen, wie dieser die Bienen zärtlich von den Waben streichelte und diese ihm freundlich zunickten. Einen wütenden Mob hatten wir nicht erwartet, wir Anfänger!

Und so kam der Gatte direkt in den Genuss eines Bienenstiches. Leider nicht der Kuchen. Knapp neben das Auge und ja, er autschte ziemlich und das auch berechtigt. Wie gelernt zog ich den Stachel nicht mittels Pinzettengriff (weil damit das verbliebene Gift aus der Giftblase in die Wunde injiziert wird), sondern kratzte ihn mit dem Fingernagel ab. Als eine weitere Biene zum Stechen auf dem Kopf des Gatten ansetzte und die Stimmung wirklich sehr ungemütlich wurde, entfernten wir uns ein großes Stück vom Geschehen. Und ja, leise Zweifel kamen da bei mir hoch. Wollen wir das wirklich?

Wir wagten uns wieder etwas näher heran, für etwa zwei Minuten, dann entdeckten uns die Bienen erneut und wir ließen den Imker seine Arbeit ohne unsere sowieso eher nicht hilfreichen Entzückensrufe tun. Hier untersucht er gerade ein Bruträhmchen, ob sich darauf seine Königin befindet. Die soll natürlich im Stock bleiben. Unser Ableger besteht aus einem Honigrähmchen, einem Bruträhmchen und einem leeren Rähmchen. Und den ganzen Arbeiterinnen, die sich beim Umsetzen gerade auf den Rähmchen befanden. Die nun königinnenlosen Arbeiterinnen füttern aus der Brut eine neue Königin heran. Wenn dies erfolgreich ist, beginnt unser Ablegervolk sich in etwa drei Wochen zu vermehren. Daumen drücken!

Auch aus der zweiten Beute entnahm der Imker einen Ableger. Dieses Volk war deutlich ruhiger und friedlicher, seinen Ableger bekamen wir! (uff. Zum Glück!)

Der Ablegerkasten samt Gestell wurde in unser Auto verfrachtet und wir fuhren mit etwa zweitausend Bienen heim.

Wir waren sehr aufgeregt. Der Ablegerkasten knisterte und knackte, es summte aufgebracht darin und das Ganze hatte auch ein bißchen was von einer tickenden Bombe.

Deshalb beschlossen wir, den Kasten bis zur Abenddämmerung in der kühlen Kelterhalle stehen zu lassen, verschlossen selbstverständlich. So könnte sich das Volk etwas beruhigen und wir die letzten Vorbereitungen treffen.

Das Gestell, auf dem die Beute stehen soll, wurde mittels Leinöl wenigstens ein bißchen wetterfest gemacht. Außerdem schnitt der Gatte Dachpappe zu, damit es den Bienen nicht reinregnet.

Der Gatte trug den brummenden Kasten ganz nach hinten in den Garten. Zwischen dem Rosa Gartenhüttchen und dem Tümpel sollen die Bienen wohnen. Das stellen wir uns ganz malerisch und heimelig vor.

Er stellte den Ablegerkasten aufs Gestell und dann gab es erstmal Abendessen. Den erneut gerüttelten Kasten direkt zu öffnen – das wagten wir nicht.

Eine Stunde später dann doch. Alles ganz friedlich!

Die Bienen flogen zu ersten Erkundungstouren aus und ich bilde mir ein, es gefällt ihnen ganz gut.

Wir ließen sie allein und schauten erst eine weitere Stunde später rasch mal nach. Die in den Tümpel geplumpste Biene rettete sich ohne unser Zutun aufs Seerosenblatt, die anderen Bienen wuselten. Wir schlichen leise wieder davon. Jetzt wird es dunkel und vielleicht schlafen unsere Bienen dann auch. Die erste Nacht in fremder Umgebung ist ja oft ein bißchen unruhig.

Tja. Jetzt haben wir wohl Bienen. Unglaublich.

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