Imkerseminar
14. April 2018
Ende Mai wird ein Bienenvolk bei uns einziehen. Nicht in die Grüne Villa, sondern hinten am Rosa Gartenhüttchen, hinter dem Tümpel. Ein Bekannter des Schreinerfreundes ist Imker und er wird uns einen „Ableger“ verkaufen. Ein Ableger ist ein Rähmchen voller Bienenwaben, in denen befruchtete Eier (Stifte), Maden und Puppen liegen. Dazu ein paar Arbeiterinnen. Die braucht es, damit eine Königin gezogen werden kann.
Eine gute Sache, denn da es erst um den Aufbau des Volkes (dem Bien) geht und noch nicht um die Honigernte, kann die Bekämpfung der Varroamilbe mit Oxalsäure stattfinden. Die ist für Menschen nämlich nicht so super, aber sehr wirkungsvoll bei der Milbenbekämpfung.
Über die Varroamilbe haben wir heute sehr viel gelernt. Dass es früher, vor etwa 40 Jahren, gar nicht so dramatisch war, wenn es einen Befall gab. Dass Stöcke mit tausenden von Milben überlebten und heute ganze Völker sterben, weil ein paar hundert Milben da sind. Weil die Milben Viren mitbringen und gegen diese Viren gibt es keine Impfung.
Über Mitverantwortung sprachen wir, denn wer in seinem Bienenstock (in der Bienenbeute) die Varroamilbe nicht bekämpft, trägt dazu bei, dass sie sich verbreitet. Weil nämlich die eigenen Drohnen auch in fremde Bienenbeuten fliegen und die Varroa dorthin mitnehmen. Und dass die sogenannte Drohnenabtreibung zur Verringerung der Varroamilben in der eigenen Beute führt. Das hängt mit der Entwicklungsdauer von Arbeiterinnen und Drohnen zusammen und ich könnte jetzt stundenlang weiterschreiben, doch ist das alles nur theoretisch und deshalb warte ich noch ein paar Monate damit.
Wir sprachen über verschiedene Formen der Bienenbeuten und der Gatte und ich haben beschlossen, nicht die Bienenbox zu kaufen (wie wir das bis heute morgen vorhatten), sondern ein Magazin, das nach oben erweitert werden kann. (mit einem Gitter dazwischen, damit die Königin nicht hoch kann und deshalb im oberen Teil nur Honig ist und keine Brut). Weil die Bienenbox wurde für Balkone und wenig Platz konzipiert und wenn wir was haben, dann ist es Platz!
Wir lernten, dass dem Bien ungefähr 20 Kilo Honig für über den Winter reichen und dass wir vor dem Winter das Einflugloch verengen sollen, damit sich keine Spitzmäuse in der Beute einnisten.
Wir wissen jetzt, dass Bienen auch sehr viel Wasser brauchen, weil die Beute muss gekühlt werden. Oder gewärmt, je nachdem.
Wir lauschten verzückt, als unser Seminarleiter, der seit fast 50 Jahren mit Leib und Seele imkert, beschrieb, was die Königin leistet und wie sie von ihren Arbeiterinnen beschützt und gepflegt wird. Und wie schön und elegant sie ist.
Wir erfuhren, wie aus Nektar Honig wird, wie Wachs entsteht, was Propolis und Bienenbrot sind.
Wir lernten, dass die Rähmchen besser mit Draht bespannt werden (evtl. in Zickzack), weil im schlimmsten Fall die Waben runterbrechen und das ist katastrophal. Auch für den Imker.
Wir beschlossen, dass wir keine Mittelwände (das sind aus Wachs vorgefertigte Waben) einbauen werden, sondern dass unsere Bienen Naturwaben bauen sollen oder dürfen. Weil aus diesem Wachs kann man sich dann eigene Mittelwände, die garantiert frei von Schad- und Zusatzstoffen sind, anfertigen lassen. Falls wir mal eine Bio-Zertifizierung wollen.
Wir wissen jetzt, dass wir vielleicht im Sommer unsere Bienen zufüttern müssen und wir wissen auch womit und wie. Außerdem erfuhren wir, welche Werkzeuge wir brauchen.
Vor allem wissen wir, dass das mit dem Imkern wie mit der Haustierhaltung oder der Kindererziehung ist: jeder weiß es besser, vor allem die, die einen kennen, dessen Onkel mütterlicherseits mal von einem Imker gehört hat, der alles falsch machte. Und deshalb schreibe ich an dieser Stelle: es gibt kein richtiges Imkern. Man kann echt viel falsch machen, aber auch was bei einem Imker falsch ist, kann beim anderen Imker prima funktionieren. Man trägt eine große Verantwortung, denn immerhin besteht ein ausgewachsenes Volk aus bis zu 40.000 Bienen und wie furchtbar wäre es, wenn diese alle stürben, weil man Mist baut! Wenn ich Tipps brauche, werde ich danach fragen. Bis dahin lerne ich vom Seminarleiter oder von einem bekannten Imker hier vor Ort.
Wir haben so viel gelernt, unzählige Fragen beantwortet bekommen und noch genauso viele offene Fragen weiterhin. „Ihr wisst jetzt ein bißchen was!“, sagte unser Seminarleiter zum Abschied. Ein bißchen mehr werden wir im kommenden (Bienen)Jahr von ihm noch lernen und der Rest kommt dann hoffentlich in der Praxis mit der Erfahrung.
Fahrradfahren lernt man ja auch nicht, indem man Bücher darüber liest. :)
Wir sind übrigens sehr vorfreudig und aufgeregt. Und hoffentlich langweile ich sie nicht zu sehr mit ausschweifenden Beschreibungen und (Bienen)Schwärmereien!