Weniger ist mehr

6. Oktober 2008

Es ist mal wieder so weit.
Der Lego-Raumschiff-Weltall-Schrott bedeckt knietief den Boden des Zimmers des jüngsten Kindes und „spielen“ findet nicht mehr statt. Stattdessen wird gestritten, wer wann wessen Raumschiff gefetzt hat oder wer zuletzt den Boba hatte. Oder little Anakin. Oder Haumichtot.
Die mütterliche Aufforderung „Räumt auf, es muss gesaugt werden“ verhallt, denn keiner ist zuständig für Aufräumarbeiten. „Ich habe nicht die Kiste ausgeleert, das warst du“, sagt das eine Kind und das andere Kind mault: „warum soll immer ich aufräumen?“ Das dritte Kind verzieht sich in sein eigenes, meistens aufgeräumtes Zimmer und behauptet, dass es sowieso nie mitspielt. Glatt gelogen, das.

„Was willst DU denn eigentlich?“, fragt Frau … äh … Mutti das jüngste Kind, nachdem dieses einen mehr oder weniger lustlosen Nachmittag im Sessel mit Comic lesen verbracht hatte. „Warum bist du nicht gerne in deinem Zimmer?“
Das Lego soll raus, bestimmt das jüngste Kind. Jedenfalls die Raumschiffe. Kein Krieg der Sterne mehr im Zimmer und keine Aufräumkriege.

Wildes Auseinandersortieren tobt nun im Zimmer. Gefetzte Raumschiffe werden zusammengebaut, damit sie vollständig weggepackt werden können. Es herrscht Einträchtigkeit, diesen Zustand sollte ich schnell genießen.

Manchmal frage ich mich, woher diese ganze Plastikscheiß eigentlich gekommen ist. Warum der sich so ansammelt. Und auftürmt. (früher war alles anders, da hatte man ein Raumschiff und gut war´s) Aber die Erklärung ist schnell gefunden. Drei Kinder, die gleiche Interessen haben und obendrein noch Großeltern. Wenn zwei Omas jedem Kind ein Päckchen Lego schenken, so ergibt das eine gut gefüllte Schublade. Oder einen guten Quadratmeter Kleinstteile. Natürlich auch viele Stunden intensiven Spielens, aber auch viele gereizte Aufräum-Minuten. Und einige angeekelte Minuten, wenn Prinzessin Leia aus dem Satubsaugerbeutel geklaubt werden muss. Drei Kinder, zweimal Großeltern, ein Lego-Raumschiff-Fan-Vater, drei Geburtstage, Weihnachten, Einschulung und obendrein irendwie zuviel Taschengeld —> siehe oben. Chaos.

So bleibt eben nur: wegpacken. Vergessen. Und irgendwann wieder finden, an einem grauen, gelangweilten Tag. Altes Spielzeug neu geschenkt.
Mit playmobil dutzende Male gemacht, jetzt eben mit Lego.

Das jüngste Kind wünscht sich ersatzweise die DUPLOsteine in seinem Zimmer. Ich war sehr skeptisch, denn ist er nicht aus diesem Alter heraus?
„Ich will dann Müllkind spielen“, erklärt das jüngste Kind, „Ich wäre ein Kind, dass auf einer Müllhalde lebt und ab und zu immer noch was Tolles findet.“
„Dazu brauchst du Duplosteine?“
„Ja! Das geht nur mit Duplosteinen.“, sagt das jüngste Kind.
Und eigentlich tut er dann ja genau das, was ich in letzter Zeit so vermisst habe: mit Phantasie spielen. Dann auch gerne mit Duplosteinen.

3 Kommentare zu “Weniger ist mehr”

  1. ami sagt:

    ich glaube, ich liebe ihr jüngestes kind. die aussage: „Ich will dann Müllkind spielen. Ich wäre ein Kind, dass auf einer Müllhalde lebt und ab und zu immer noch was Tolles findet.“ ist eine absolute sensation und sehr liebenswürdig. sehr :D

  2. dasmiest sagt:

    Oh, Duplo Steine sind hier auch immer noch und immer wieder hoch im Kurs. Wahrscheinlich auch, weil wir versuchen, uns aus „dafür bist du zu alt“ oder auch „damit spielen nur Mädchen“ nichts zu machen.

  3. Jana sagt:

    Hahaha woher kenn ich das nur? Bei meinem sind zwar keine Raumschiffe aber die Teile der Lego Bionicle Figuren.

    Gruß Jana