M&M – Schlaf wird überschätzt
3. August 2008
Um Diego, unserem fünfjährigen Tigertatzikatzi, nachts freien Ein- und Ausgang zu gewähren (der Kater jagt sich sein Futter), müssen Matze und Martin im elterlichen Schlafzimmer „schlafen“. Sie dürfen erst in vier Wochen raus, wenn sie die Tollwutimpfung haben. So ist tagsüber die Katzenklappe auf „nur reinkommen“ gestellt und Diego muss herzzerreissend jammern, bis man ihm die Terrassentür öffnet.
Doch das möchte ich gar nicht erzählen. Ich möchte vielmehr davon schwärmen, wie kuschelig und puffelig eine Nacht mit zwei pubertierenden Katerlingen ist, die zu allem Überfluss keine Wurfgeschwister und nicht ganz gleich alt sind. Matze ist etwas älter, etwas größer, etwas schwerer und seine Krallen sind etwas schärfer. Ausserdem lässt er den wilden Macho heraushängen, was Martin dazu veranlasste, zuerst einmal unter den Schrank zu flüchten und dort zwei Stunden zu verharren. Matze feierte seinen Sieg laut schnurrend und sich unflätig, mit nach oben gerecktem Bauch, auf meinen Beinen zu räkeln. Der eine oder andere Katzenpups entwich ihm dabei und wehmütig erinnerte ich mich an Herrn Sauerstein, dessen Flatulenzen uns in seinen ersten Wochen bei uns regelmäßig einer Ohnmacht nahe brachten.
Matze feierte und Martin schlich sich Richtung Wasser- und Futternapf. Leider schleichen kleine Katzen noch nicht richtig leise, so dass Matze Martins Schleichen als Kriegserklärung interpretierte und ein imponierendes Gefauche von sich gab. Martin, mittlerweile mutig (wie hübsch, eine Alliteration!), fauchte und knurrte zurück und ich beschloss, notfalls einfach aus dem Fenster zu springen. Nicht schlimm, wir schafen im „Suteräng“.
Gegen Mitternacht hatten sich beide Katerchen müde gefaucht und eine Art Waffenstillstand geschlossen. Jeweils links und rechts von mir lagen sie, mit sehr schweren Lidern und großem Anlehnungsbedürfnis.
Ich wagte es, das Licht zu löschen.
Etwa eine Stunde später weckte mich ein heftig schnurrender Martin, der mir seine urplötzlich entbrannte Liebe zu mir mit kräftigem Lecken meines Ohres demonstrieren wollte. Ich zeigte mich unwillig, einen Gegendemonstration gleicher Art durchzuführen. Er schlief wieder ein.
Matze erwachte und fühlte sich einsam. Wie gut, dass direkt neben meinem Kopf noch ein Fleckchen ungenutztes Kopfkissen herumlag. Matze ließ sich friedlich nieder, begann heftig zu schnurren und pupste genüsslich.
Gegen zwei Uhr beschloss ich, dass zwei anlehnungsbedürftige Kater jetzt alt genug sind, und, ohne meinen Kopf als Stütze zu gebrauchen, alleine schlafen können. Ich kroch ans Fußende und legte mich quer. (der beste Vater meiner Kinder hatte das gemeinsame Schlafzimmer erst gar nicht betreten)
Dumpfes Klopfen weckte mich und die Kater um fünf. Es regnete. Heiß ersehnt, aber viel zu laut. Die Katerchen beschlossen, dass die Nacht nun lang genug war und setzen ihr „ich kann lauter Fauchen als du“-Spiel fort. Noch bildete ich mir ein, dass ich, mit Deckbett über den Ohren, dem Schlaf noch ein, vielleicht sogar zwei Stündchen abringen könnte.
Nein, dem war nicht so. Martin, ein sehr reinlicher Kater, begann sich auf Höhe meines Ellenbogens sehr gründlich zu putzen. Ablenken ließ er sich dabei nur von seinem Schwanz, den er mit viel Eifer zu fangen versuchte. Der Schwanz allerdings versuchte sich immer wieder unter meinem Ellenbogen zu verstecken und musste deshalb mit viel zu vielen spitzen Zähnchen und Krallen unter dem Hindernis hervorgezerrt werden. Matze widmete sich in der Zwischenzeit dem Bändchen, dass ich lässig um mein rechtes Fußgelenk trage: kleine Muschelscheiben und Perlen – und zwei lange Bindeschnüre. Ein wunderbares Katerspielzeug, mit Quietsch- und Au-Geräusch.
Als die M&Ms ihren Zweikampf etwas offensiver gestalteten (über das Bett hinter den Schrank unter mein Deckbett auf die Fensterbank und wieder von vorne), gab ich die Hoffnung auf Schlaf auf und beschloss der Welt da draußen mein Leid zu klagen. Ganz ohne Morgenkaffee, dafür in Gesellschaft von zwei fauchenden Miestviechern, die sich gegenseitig die Krallen ins Gesicht hauen. Oder sich verbünden und die Krallen stattdessen gemeinsam in meiner Hand versenken.
Nun denn. Ich gehe jetzt Kaffee kochen. Mein Neffe feiert heute seinen 14. Geburtstag bei uns, viele Gäste kommen und vielleicht fällt es gar nicht auf, wenn ich einfach ganz leise von meinem Stuhl kippe und unter dem Tisch ein Schläfchen halte.
3. August 2008 um 08:45
Wir haben unser neues Katerchen bereits nach 3 Tagen bei uns nach draußen gelassen – ungeimpft (vermutlich), unkastriert (ganz sicher) und übellaunig. Er hat nämlich begonnen protestvollgepinklt und das war kein Spaß.
Ich würde dir raten, die Viecher umgehend beim Tierarzt impfen zu lassen und ihnen Auslauf zu ermöglichen – nicht dass du auch bald das Putzen anfangen darfst.
3. August 2008 um 08:54
Auweia, Frau…äh…Mutti, da erlebten Sie eine mehr als kurze Nacht mit den zwei jungen Wilden… und die M&M's eine aufregende erste Nacht bei Ihnen… Herr Kater und Frau Katze feiern morgen ihren 5. Geburtstag und mittlerweile kann ich auch meine Füße unbehelligt aus der Bettdecke herausstrecken, ohne im Halbschlaf attackiert zu werden… Ihnen weiter viel Freude an den kleinen Rackern und es kommen auch wieder schlafreiche Nächte…
3. August 2008 um 08:57
*kicher*
Da ist ja jedes nächtliche Aufstehen zum Füttern eines Säuglings ein Klacks dagegen… :D Die springen und kratzen noch nicht ganz so wild. *g*
Einen geruhsamen Tag wünsche ich – und die Möglichkeit, zwischendurch mal kurz die Augen zuzumachen.
3. August 2008 um 09:05
Ach ja, an solche Zeiten kann ich mich auch noch erinnern :-)
Mittlerweile werde ich, wenn ich mal auf dem Sofa ein Schläfchen halte allerdings nur noch *totgekuschelt* (das Schlafzimmer ist Katzenfreie Zone….).
Allerdings wäre da noch die große Bitte – mit dem nach Draussen lassen der beiden Fellnasen doch noch zu warten bis sie nicht nur geimpft, sondern auch kastriert sind!!!!!
Sonnige Grüße und viel Spaß mit den beiden, Ester
3. August 2008 um 11:39
Oh, gibt es die Impfdiskussion jetzt sogar auch bei/mit/über Katzen? Dann bekenne ich mal: Ich lasse impfen. Kann aber jeder halten, wie er/sie möchte, solange keine andere Katze angesteckt wird…
Wachgeschnurrte Grüsse von der
Garnprinzessin
3. August 2008 um 11:46
*gg* Ganz besonders reizend finde ich den „Freundschen Vertipper“ MiEstviecher :D :D
Viel Spaß heute und die Möglichkeit, Ruheinseln zu schaffen ;)
3. August 2008 um 19:31
Oh wie schön, Katzenzuwachs! Da freue ich mich jetzt schon auf viele weitere solcher netten Anekdoten ;)
Würde mir ja am liebsten auch noch mindestens eine Katze ins Haus holen, aber da streikt auf jeden Fall mein Gatte, und was unsere Katzendame von immerhin 12 Jahren dazu sagen würde, weiß ich auch nicht so recht :(
Liebe Grüße
Astrid
3. August 2008 um 20:30
Köstlich ihr Bericht und er erinnert mich an die Nächte mit unserem Charly und dann an die als Sammy dazu kam.
Ich möchte noch bemerken, so lange die Katerchen rechts und links von ihnen oder zwischen ihren Beinen liegen und sich ihrer Flatulenzen entledigen, mag es ja gard noch so ohne Gasmaske gehen. Was aber, wenn sie in Katerchen haben, das die ganze Nacht auf ihrem Bauch schläft, pupst und sich bei jedem Versuch sich anders zu legen trotzdem wieder oben auf packt????
Dann wird's höchst interessant. :D
3. August 2008 um 22:06
Wunderbarst Ihre Schilderung der ersten Nacht mit den jungen Wilden *lach* Vielen dank dafür – und ich freu mich schon, öfter mal über M & M lesen zu dürfen (Ich bin mir glaub ich ziemlich sicher, daß wir beim Hund bleiben – kleine Miezis sind wohl doch ein bißchen anstrengeder *g*)
5. August 2008 um 11:31
katzenklappe … dann möchte ich dir das da – Hier klicken ans herz legen ;o)