Dienstag mittag, Hausputz Teil II
15. Juli 2008
„Schau mal Mama!“, ruft das große Kind und hebt seine Schneckenkiste hoch, „die haben EIER gelegt!!!“
„Hurra!“, seufzt Frau … äh … Mutti, „Jetzt müssen wir Schneckenbabymörder werden.“

Es ist nämlich nicht so einfach, mit diesen wundervollen Achatschnecken. Sie leben gerne gesellig miteinander. Ganz im Gegensatz zu ekligen Nacktschnecken, die dann gerne ein bißchen kannibalisch werden.
Yuri lebte ein Jahr als Single-Schnecke bei uns. Seit Mai hat er Gesellschaft. Seitdem hat er seine Größe verdoppelt und wirkt, so affig das auch klingen mag (immerhin reden wir hier über SCHNECKEN) lebendiger und fröhlicher. (ich glaube nicht, dass ich das wirklich geschrieben habe)
Und nun haben wir also geschlechtsreife Schnecken. Und das ging so schnell, von einer Schneckenpubertät kann ich nicht berichten.

Jedes Kind hat ein Schneckenei genommen und behutsam in die Erde gelegt. Drei Babyschnecken darf es geben.
Auch Schnecken brauchen Körperpflege: zuerst müssen sie auf die Hand gelockt werden …

… von der Hand werden sie ins Wasser gesetzt.

Von der wunderschönen Zeichnung der Häuser war nämlich nichts mehr zu sehen. Achatschnecken sind nachtaktive Tiere. Tagsüber graben sie sich gerne ein, lediglich Löwenzahn kann sie dann locken :-)

Baden ist keine Quälerei für Achatschnecken. Ganz im Gegenteil, sie scheinen es zu genießen. (Ja ich weiß, ich schreibe immer noch über Schnecken, die nicht Schnurren oder andere Laute des Wohlbehagens von sich geben. Und die über eine eher eingeschränkte Mimik verfügen.)
Hier „taucht“ Lotte eine Runde durch den Pool, unter Lilli hindurch:

So sieht eine frischgebadete, fröhliche Schnecke aus. Ein bißchen Mimik haben sie ja schon, die Schneckenviecher. Sie ist allerdings nur von geübten Schneckenbesitzern interpretierbar. Diese Schnecke (Luise) hier zum Beispiel grinst:

Sollten Sie da draußen Interesse an Achatschnecken haben und mit dem Gedanken spielen, sich welche zuzulegen, weil Frau … äh … Mutti da so nette Bildchen zeigt und Schnecken – da KANN man ja nix falsch machen … dann googlen Sie doch bitte mal Achatschnecken (achatina fulica) und wenn Sie dann ein passendes Infoseite/Forum gefunden haben, lesen Sie gründlich.
Sie brauchen eine recht geräumige, gut verschließbare Plastikbox (mit Luftlöchern im Deckel). Die Box wird gefüllt mit einem Erde/Sand-Gemisch (also bei uns ist das so). Jeden Tag wird gefüttert, Löwenzahn, Fischfuttertabletten, Gurken, Tomaten, Apfel, Salat, gekochtes Ei … das ist unterschiedlich. Achatschnecken sind, im Gegensatz zu den einheimischen Schwestern, die in meinem Garten alles fressen, was sie nicht sollen, wählerisch. Sie mögen es, wenn feuchtwarmes Klima in ihrer Kiste herrscht, deshalb muss die Erde gleichmäßig feucht gehalten werden. Direktes Sonnenlicht vertragen sie nicht gut. Und im Kacken sind sie wahre Weltmeister. Sie müssen dann Weltmeister im Entfernen von Schneckenkackwürsten sein. Spätestens jeden dritten Tag sollten Sie das tun, denn sonst ist das Schneckenklima feuchtwarm und sehr miefig, was weder Sie noch die Schnecken mögen.
Schnecken sind nicht so robust wie sie aussehen. Selbst wann man ihnen ein Stückchen Fell auf das Haus klebt: sie eignen sich nicht zum Knuddeln. Das Schneckenhaus kriegt leicht einen Knacks, durch den Bakterien eindringen können. Nicht gut für das Schneckentier. Der „Eingang“ des Schneckenhauses ist dünnwandig und lässt sich leicht eindrücken, wenn man die Schnecke ungeschickt anhebt. Zur Bildung eines gesunden Hauses ist es ziemlich wichtig, dass Achatschnecken Kalk bekommen. Unsere Schnecken knabbern abends vor dem Fernseher gerne an Sepiaschalen, die manch einer von Ihnen vielleicht schon mal in Vogelkäfigen gesehen hat.
Dafür, dass Schnecken weder durch Reifen springen können, nicht auf Zuruf reagieren oder großartige Sänger sind, benötigen sie eine Menge Pflege und die Haltung ist doch recht aufwändig.
Doch sie haben Charme. Und besitzen eine Art Zauber, der auch aus den wildesten Kindern staunende und faszinierte Beobachter macht. Und aus angeekelten Igitt!-Schreiern begeisterte Schneckenstreichler, deren Mutprobe darin gipfelt, sich eine kinderfaustgroße Schnecke auf die Hand kacken zu lassen.
(Hallo Schwager, hallo Schwägerin! Er ist SO mutig!)
15. Juli 2008 um 20:14
Vielen Dank für diesen schönen Eintrag!! Ich habe ihn gleich als „Pflegeanleitung“ an meinen Bruder weitergeleitet, der hütet unsere Beiden über die Ferien :ok:
Liebe Grüße, Doris
15. Juli 2008 um 20:56
Irgendwie bin ich nach diesem ~*tollen*~ Beitrag über Schneckenpflege froh das ich „nur“ 2 Hunde und 2 Meerschweinchen habe :D
15. Juli 2008 um 22:05
Es gibt ja die exotischsten Haustiere, wie Schlagen ,Spinnen usw…..aber Schnecken ,und dann noch solche großen; das hätte ich nicht geglaubt,wenn da nicht die Fotos wären. Ein schöner Bericht :) über „nette“ Tierchen, nur Luise macht mich nachdenklich, sie sieht aus als würde sie etwas schielen :D
LG Dagmar
16. Juli 2008 um 08:35
Sehr interessant das alles, obwohl mich gar nichts reizen könnte, es mit diesen Schleimern zu probieren, ABER jeder nach seiner Fasson :-) !
Ein bischen erschreckt hat mich das mit den abgefressenen Feldern und zugeschleimten Straßen und daher interessiert es mich schon, wie Sie die Eier um die Ecke bringen. Nicht, dass dann statt nach der Monster-Boa im Neckar, irgendwann nach der Monster-Schnecke in den Weinbergen :D gesucht werden wird!
Naja, heute werde ich meine schnurrenden Katzen noch mehr genießen.
Liebe Grüße von Ev
16. Juli 2008 um 15:20
Sehr geschätzte Frau … äh … Mutti, an dieser Stelle muss ich Ihnen mitteilen, dass Sie durchaus edle Mitbewohner haben (ich meine diesfalls die Achatschnecken). Solche Tierchen logieren hier in Wien nämlich im Palmenhaus von Schloss Schönbrunn !
20. Juli 2008 um 15:51
Hömpf, ein Teil deiner Fulis sind Geschwister von meinen. Kann also sein, dass die jetzt alt genug für sowas sind. Und Tin@ weiss einschlägiges zu berichten. Ich geb mir hier alle Mühe ihre Tochter nicht im Doppelpack zurückzugeben und ich bekomme dann mal eben 1-200 Schleimer statt 2 wieder. Hua! ;)