Tagesablauf?
24. Juli 2008
Frau Traumberg schildert anschaulich den ihren und fragt nach dem meinen: dem Tagesablauf in der Grünen Villa
Derzeit gibt es keinen festen Ablauf, denn es sind Ferien. Die Kinder schlafen lange, frühstücken spät, das Mittagessen findet noch später statt oder gar nicht, weil kein Kind mehr daheim ist oder als Picknick irgendwo. Abendessen gibt es genauso spät oder gar nicht … Schlafenszeit ist aufgehoben, jeder fällt irgendwann um. Naja, spätestens um halb elf liegen sie in ihren Kojen. Falls ich das kontrollieren kann, denn manchmal sind sie bei Oma und Opa, bei Freunden oder im Zeltlager.
hätten Sie noch´n Minütchen?
Während der Schulzeit sah der Tagesablauf in etwa so aus:
Viertel nach sieben ein Kaffee im Bett, ein Kapitel des aktuellen Schmökers lesen, gegen acht Uhr aufstehen (Bad, anziehen, etc.). Den Rechner hochfahren, einen halben Kaffee einschenken, mails lesen, kleine Blogrunde und die Küche aufräumen. Tisch abwischen, Staub saugen. Wenn nötig (haha, es ist IMMER nötig) mit dem Staubtuch durchs Wohnzimmer wedeln. Dort auch saugen.
Eine Ladung Wäsche in die Maschine stopfen oder eine fertige Ladung (falls der beste Vater meiner Kinder bereits die Maschine angeschmissen hatte) aufhängen. Trockene Wäsche abhängen/aus dem Trockner räumen, zusammenlegen und wegräumen.
Zeit für eine Kaffeepause, aber nur einen halben Kaffee, Sie kennen ja meine Kaffeetasse. Und eine größere Blogrunde. Mittlerweile dürfte es zehn Uhr sein und langsam macht sich eine gewisse „was koche ich heute?!“-Panik breit. Ich koche sehr gerne. Am liebsten habe ich fünfzig Schälchen um mich herum, gefüllt mit „ich hab das schon mal vorbereitet“, die ich nach und nach zu einem köstlichen Ganzen vermenge. Allein das vorbereiten … Messer und ich sind keine Freunde. Egal. Ich weiß selten vor zwölf was ich kochen werde und beneide glühend alle Köche/Innen, die so etwas wie einen Speiseplan für die Woche erstellen und dafür systematisch einkaufen (und nicht die zehn-Uhr-Panik bekommen)
Wenn das Wetter schön ist, drehe ich eine Runde im Garten. Meistens nicht, um sehr viel zu schuften, sondern um mit der Nachbarin drei Worte zu wechseln und drei, vier unübershebare Gänsedisteln zu zupfen. Echte, harte Gartentage gibt es dann, wenn der beste Vater meiner Kinder im Home Office arbeitet und die Kocherei übernimmt, denn ich hasse es, wenn ich die Gartenarbeit zum Kochen unterbrechen muss. Ich will dann im Garten schuften bis ich umfalle, schnell was essen, duschen und eine Stunde schlafen. Und dann nochmal raus. Die Kindelein zeigen sich da eher verständnislos, deshalb geht das eben nur an Home Office Tagen. (der beste Vater meiner Kinder unterstützt das deshalb so großartig, weil ein Weib im Garten besser ist, als eines, dass ständig um ihn herumscharwenzelt und leichte Konversation betreiben möchte).
Zurück zum Thema.
Wenn das Wetter schlecht ist, gehe ich ins Nähzimmer. Manchmal mit dem festen Vorhaben, irgendetwas wahsinnig Tolles, Kreatives zu schaffen, manchmal nur um Stoffe zu streicheln und farblich ansprechend auf dem Sofa zu drapieren und manchmal, um das Chaos zu beseitigen.
An manchen Tagen werfe ich einen Blick ins Kinderbad und stelle Putzbedarf fest. (dem ich dann meistens nachgebe) Oder ich spüre zuviel Sand unter den nackten Fußsohlen, wenn ich auf dem Weg zur Waschmaschine bin. (dann muss die Treppe gekehrt/gesaugt werden). Oder ich erbarme mich eines Fensters, dass allzu trübe geworden ist. Haushaltstechnisch bin ich sehr … unstrukturiert, weswegen mich diese ganze Sache wahrscheinlich auch so ankotzt und schwerfällt. Allein – es fehlt an Disziplin. So weit die Selbstreflexion. Fehlt nur noch die Umsetzung hochtrabender „ich werde ordentlich“-Pläne.
Es dürfte nun zwölf Uhr sein. Um halb zwei kommen die Kindelein von der Schule. Da die Kindelein bereits um halb sieben gefrühstückt haben und stets auf ein Schulbrot verzichten, dafür aber zweimal vier Kilometer Radfahren bei Wind und Wetter und einen harten Schulmorgen hinter sich haben, sind sie SEHR hungrig und es ist für alle Nerven das Geschickteste, diesen umgehend stillen zu können. Heisst im Klartext: Alte, das Essen sollte auf dem Tisch stehen.
Und trotz Chaos und Unorganisiertheit tut es das, meistens sogar schmackhaft für Kindergaumen und so reichlich, dass auch der beste Vater meiner Kinder sich abends eine gute Portion aufwärmen kann.
Dies war also die erste Hälfte des Tage, die geruhsame, die, die von mir selbst gestaltet wird.
Jetzt folgt die von Kinderplänen und -nöten diktierte, die schwierigere Hälfte. Eigentlich hätte ich die schwierigere Hälfte gerne VOR dem Mittagessen, denn danach ist mir eher schläfrig zumute. Mein Magen wünscht ein Verdauungsnickerchen auf dem Sofa, die Kindelein hingegen wünschen Erklärungen, Unterschriften, Ermutigung, Besänftigung, Lob, Zuspruch und Erziehung im Allgemeinen. Manchmal gönnen sie mir eine halbe Stunde auf dem Sofa. Diese halbe Stunde wird garantiert unterbrochen vom Telefon. Entweder wissen Freund/Freundin nicht, welche Nummer im Mathebuch Hausaufgabe ist oder die Krankenkasse versucht zum dritten Mal, mich im nicht benötigten Asthmaprogramm aufzunehmen.
Nach den Hausaufgaben folgt manchmal eine kurze Kontrolle meinerseits derselben, doch meistens ist das nicht nötig und ich will das auch nicht. Die Kindelein sind verantwortlich für ihren Kram und das wissen sie.
Jetzt beginnt die spannende Zeit, denn entweder habe ich binnen einer halben Stunde KEIN Kind mehr im Haus oder aber mindestens vier. Das Telefon spielt plötzlich eine große Rolle und tut sich keine Verabredung auf, dann wird die Zeit eben zu geschwisterlichen Auseinandersetzungen genutzt, die Türe knallend und mit hübschen Schimpfworten garniert enden. Manchmal haben wir aber auch Spaß miteinander. Ehrlich.
Mittlerweile ist es kurz nach vier und das jüngste Kind hat seinen langen Schultag hinter sich gebracht. Wenn alles großartig läuft, küsse ich ihn zur Begrüßung, schicke ihn ins Bad zum Pinkeln und Hände waschen, fege eine Kilo Sand aus seinen Schuhen vom Boden und halte ein kleines Schwätzchen über Neuigkeiten mit ihm, bevor er zum Spielen mit der Schwester oder dem Freund abdampft. Läuft es nicht ganz so gut, renne ich rasch in sein Zimmer und reiche ihm Wechselklamotten ins Bad. Läuft es ganz schlecht, halte ich die Luft an, stecke das Kind unter die Dusch und die kontaminierte Kleidung umgehend in die Waschmaschine. Und manchmal müssen auch noch Hausaufgaben gemacht werden. Das sind die ganz schlimmen Tage.
Irgendwann zwischen fünf und sieben kommt der beste Vater meiner Kinder heim. Manchmal mit einer Klappbox voller Einkäufe, manchmal etwas gehetzt, weil Stau auf der Straße und noch anstehender Call, manchmal auch ganz entspannt und froh über den Feierabend.
ZWischen sieben und acht gibt es Abendessen, wenn wir früh sind, schauen die Kindelein nach dem Essen „Wissen macht AH!“ und „Logo“, manchmal aber auch nicht. Der Große darf noch die Tagesschau sehen, manchmal läuft auch noch eine Reportage bis neun in einem der Dritten, die darf der Große schauen, manchmal auch die Mittlere. Ansonsten geht es ins Bett. Das jüngste Kind liest ein paar Seiten vor, danach liest der beste Vater meiner Kinder. Ähnlich läuft das bei der Mittleren. (nicht dass sie das Vorlesen zu Übungszwecken noch nötig hätte, sie tut es einfach gerne) Sie liest bis halb zehn, bevor das Licht ausgeht. Es kommt aber auch vor, dass sie um halb elf mit sehr roten Wangen aus ihrem Zimmer kommt und „Ich MUSSTE das Buch einfach fertig lesen!“ Sie dann anzumeckern wäre echt lachhaft, denn ich freue mich über ihren Leseeifer und kenne das „Ich MUSS es fertiglesen“-Gefühl nur selbst zu gut. Der Große will seine Ruhe. Er will noch ein bißchen Musik hören („Kannst du das bitte LEISER machen?!“ ist neu im elterlichen Erziehungsrepertoire) und schläft dann gegen zehn. Oder elf. Das kriegen wir nicht mehr mit und so lange er morgens fit ist …
Der beste Vater und ich treffen uns dann irgendwann auf dem Sofa. Manchmal muss er mich aber auch unter der Bettdecke suchen, je nach Tagesablauf :-)
Dienstag morgens kommt Oma Eis zum Nähen, Freitag morgens die Mutter der allerliebsten Tochterfreundin zum Kaffee. Jeden zweiten Dienstag mittag kommen die Großen wegen der Kletter-AG erst spät aus der Schule. Mittwoch nachmittag gehen sie zum Chor. Freitag nachmittag ist Training, die Mittlere geht meistens auch am Montag zum Training (und jammert dann, dass sie nie, nie, NIE Zeit für sich hätte. Sie geht FREIWILLIG ins Training, die Göre.)
Und in anderthalb Wochen wird alles ganz anders. Denn dann geht das jüngste Kind hier in die Grundschule. Er wird eine halbe Stunde VOR seinen Geschwistern daheim sein, ich werde in den vollen Genuß der Hausaufgabenbetreuung eines Drittklässers kommen und das Haus wird auch endlich mit seinen Spielkameraden gefüllt sein.
Noch zwei, drei Worte zum Tagesablauf an sich.
Ich finde es ganz wichtig, dass es so ein gewisses Grundgerüst gibt. Jedenfalls so lange die Kindelein noch klein sind. Feste Zeiten für die Mahlzeiten, feste Schlafenszeiten. Ritualisierte Abläufe machen das Leben insgesamt sehr viel leichter, denn man kann sich und die Kindelein eben daran erinnern, was jetzt so ansteht. (nach dem Abendessen ins Bad, ausziehen, waschen, Zähne putzen … wie JEDEN Abend.)
Mit größeren Kindern lockert sich der starre Ablauf natürlich. Noch gehen sie zu dritt ins Bad, doch das ist eine Frage der Zeit wie lange das noch funktioniert. Die Schlafenszeiten klaffen auseinander, der Große, der schon immer ein Wenigschläfer ist, fragt bisweilen an, ob er länger aufbleiben kann. Das wäre wahrscheinlich in Ordnung, doch noch schreit der Schweinehund: „Weg mit den Gören, ich will Feierabend!“
Weggefallen ist der Nachmittagsimbiss, der so eine nette Brücke am Nachmittag war: zwischen Mittagsschlaf und Abendessen traf man sich in der Küche auf einen Apfel oder eine gematschte Banane. Obst essen sie nachmittags immer noch, allerdings aus der Hand und nicht mehr als Zauberapfel vom Teller. Schade und schön.
Der Tagesablauf wird immer weniger von den Kindern bestimmt und wahrscheinlich sitze ich irgendwann abends auf dem Sofa und stelle fest, dass ich den ganzen Tag gemacht habe, was ich wollte. Noch weiß ich nicht so genau, ob ich mich darauf freuen soll.
24. Juli 2008 um 09:41
was bin ich froh, dass die sommerpause nicht so konsequent durchgegzogen wird! keine ahnung, was ich mit meiner tasse kaffee in der hand sonst lesen sollte!
viel erfolg mit ihrem drittklässler. uns erwartet ähnliches: nach dem besuch einer schule für kinder mit hör- und sprachbehinderunge geht es ab september in die 5te klasse realschule.
lg und noch schöne restferien (bei uns ist heute der erste ferientag)
steffi
24. Juli 2008 um 10:03
Danke für den ausgiebigen Einblick – und den Ausblick auf Schulkinderabläufe!
Ich halte es ja auch so: Tagesablauf für die Kinder im Grundgerüst, Tagesablauf für den Haushalt nach Bedarf. Und irgendwie ist immer Zeit für alles, was gerade ansteht oder auf das ich gerade Lust habe. Und wenn nicht, dann nicht! :D