Mückenplage

8. Juni 2008

Früher, so vor 25 Jahren, gab es regelrechte Wettkämpfe unter uns Kindern, wer die meisten Mückenstiche hat. Ich erinnere mich gut, einmal mit 36 Mückenstichen gewonnen zu haben. Die saßen alle an meinem linken Bein. Am rechten waren es nur etwas über zwanzig.
Hinter unserem Haus begann das Feld und zwischen den einzelnen Feldern gab es Entwässerungsgräben. Ausserdem einige Tümpel und Pfützen. Dort spielten wir und dort fütterten wir die Mückenbrut mit unserem Blut.
Es gab das Gerücht, dass ein Mückenstich nicht juckt, wenn man die Mücke fertig saugen lässt. Ist natürlich Blödsinn, doch wir machten auch daraus eine Art Wettkampf: wessen Mücke schneller ist, dicker wird oder torkeliger abfliegt. Eine vollgesogene Mücke zu erschlagen war gruselig. Der Blutfleck war viel zu groß, so viel hatte das Viech doch gar nicht saugen können?!
Wenn ich ins Bett ging, wurde vorher gesprüht. Irgendein hochgiftiges Zeug, das ich heute wahrscheinlich nicht mal im Garten unter freiem Himmel verwenden würde. Es stank bestialisch und die armen, kleinen Mücken fielen zu Boden und lagen dann da, mit den Füßen nach oben. Danach wurde gelüftet, aber nur kurz, damit keine neuen Mücken hereinkommen. Nachts wurde ich oft vom Mückenschwirren an meinem Ohr wach. Bei diesem Geräusch konnte ich nicht wieder einschlafen, kann es heute nicht ertragen, wenn eine Mücke um meinen Kopf sirrt. Früher wurde kurz nachgesprüht, heute muss der beste Vater meiner Kinder auf dem Bett herumhüpfen und Mücken jagen. (die letztere Lösung ist nicht nur gesünder, sondern auch deutlich attraktiver)

Warum ich auf das Thema Mücken komme?

Wir saßen gestern abend bis Mitternacht draußen am Feuer. Ein wunderbar milder Abend, doch dann kamen die Mücken. Am Rhein, bzw. in den Auen und im Wäldchen wird „gesprüht“, d.h. die Tümpel, Pfützen, Teiche, Seen werden mit einem biologisch-dynamischen Eiweißstoff BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) besprüht (oder zu Eiswürfeln eingefrorene werden per Hubschrauber abgeworfen), der die Larven tötet. Manchmal, besonders nach heftigen Regenfällen, kommt es dann trotzdem zu einer regelrechten Mückenplage. Das Sirren und Surren macht wahnsinnig und im Vergleich zu früher, sind die Stiche richtig schmerzhaft. Es bilden sich dicke Quaddeln, die nicht nur jucken, sondern wehtun und irgendwann kommt die Frage auf, ob diese ganze Mückenbekämpfung nicht vielleicht dazuführt, dass sich da eine Art Supermücke entwickelt, ganz nach dem Motto „nur die Harten fliegen in Muttis Garten“.

Neu in unserer Gegend ist übrigens der Tigermoskito, der zwar recht hübsch anzusehen ist, dafür aber Überträger einiger sehr unsympathischer Krankheiten wie zum Beispiel Gelbfieber oder Dengue-Fieber ist. Das kuschelige Rheinklima gefiel ihm so gut, dass er aus Asien einwanderte. Ich mag´s ja gerne bunt und multikulti, doch den Tigermossi bräuchte ich nicht vor meiner Haustür, da reicht mir dann doch das einheimische Getier.

Gegen Stechmücken hilft übrigens fast nix. Manche Menschen schwören auf Autan und Co, doch dieses Zeug mancht nur die Haut kaputt und lässt die Mücken kichern. Gleiches gilt für die „gesündere“ Variante, das Teebaumöl. Die Mücken kichern und der mit Teebaumöl eingeschmierte Mensch ist sehr einsam, weil er so unangenehm riecht. Es gibt Kerzen, die Mücken vertreiben sollen. Die riechen ganz gut, finden nicht nur die Mücken. Dann gibt es welche, die die Mücken in die Flamme locken sollen. Die riechen ganz gut, finden die Mücken, aber nicht so gut, dass man dafür sterben mag. Menschen flüchten bei dem Geruch.
Angeblich soll es helfen, viel Knoblauch zu essen. Oder irgendwelche Kräuter. Doch die hiesigen Mücken sind Feinschmecker und genießen auch mediteran gewürztes Blut. Viel Alkohol hilft beim Ignorieren der Mücken, ist aber keine Lösung. Am Elegantesten ist es, wenn man jemanden kennt, den die Mücken wirklich lieben. Der ist dann das Opfer und man selbst bleibt weitestgehend verschont. Das ist aber gemein und grausam und darf nicht überstrapaziert werden.

Uns half gestern abend ein Lagerfeuer, das ab und zu ein bißchen qualmte. Leider hat man nicht immer ein Lagerfeuer dabei und Zigarettenqualm (eine der letzten Raucher-Ausreden: ich vertreibe nur die Mücken!) hilft überhaupt nicht. Wahrscheinlich hülfe auch solch ein Imkeranzug oder man darf einfach das Haus nicht mehr verlassen.
Was gegen juckende Mückenstiche hilft, ist ebenfalls eine Wissenschaft für sich. Manche schwören auf die harte Chemie und verlassen das Haus nicht ohne Fenistil o.ä. Oder die schonendere Version von Weleda. Manche schmieren Zitronensaft oder pressen sich Zwiebeln auf die Haut. (Zwiebeln sind großartig bei Wespenstichen und beginnender Mittelohrentzündung, bei vielen Mückenstichen hingegen machen sie einsam). Hitze, Kälte oder Ausbrennen mit speziellen Stiften – hilft alles nicht so richtig. Kratzen hilft am allerwenigsten, muss aber manchmal sein. Manchmal bis auf´s Blut.

Am Besten hilft: Spucke drauf und pusten. Und an was anderes denken. Oder drüber bloggen.

8 Kommentare zu “Mückenplage”

  1. die Line sagt:

    Liebe Frau..äh…Mutti!
    Wollen sie nicht mal ein Buch schreiben? Ganz egal über welches Thema, es wäre immer wunderbar amüsant und spannend. Ich habe kein großes Durchhaltevermögen beim Lesen von Büchern, aber Ihres würde ich verschlingen, sofort…

  2. Daniela sagt:

    Ich bin mit etwas über 40 Stichen gestern aus dem Urlaub zurückgekehrt und mir hilft Combudoron meistens. Aber ultimativ für in der Nacht ist ein Moskitonetz. Wir haben so ein ganz großes Kastennetz seit drei Jahren, und da liegt man dann drin, hört die Mücken und lacht sich eins, weil sie nicht reinkönnen.

  3. Polly Oliver sagt:

    Sie haben ein Mittel bei Mückensticken vergessen. Mit einem Eiswürfel einfrieren :D Ob das nun hilft, weiß ich nicht, da ich zu gemeinen Geschöpfen gehöre, die für Mücken einfach uninteressant sind. Sobald jemand neben mir steht, schläft, sitzt bleibe ich weitestgehend verschont.

  4. Doris sagt:

    ….bleibt nur noch die Frage offen, wer dieses Mal den Wettbewerb gewonnen hat…. :D

  5. Chrizzo sagt:

    Haben Sie es schon mal mit Weihrauch-Pflanzen versucht? Also so generell damit Mücken einen Bogen um Ihren Garten machen oder in lumenkästen vor den Fenstern.

  6. Lumi sagt:

    Als ich noch geraucht habe hat das durchaus funktioniert mit dem „ausbrennen“. Man musste die Glut so nah an den Stich halten wie man es aushalten konnte. Der Grund dafür war, dass die Stelle über 40 Grad (oder etwas mehr) erhitzt wurde weil dann das Eiweiss was fürs Jucken verantwortlich war gerinnen würde. So hab ichs in Erinnerung, Biologen oder wer es genauer erklären kann, bitte korrigiert mich falls es zu ungenau war.
    Die teuren erwärmbaren Stifte die du erwähnt hast tun nix anderes als früher die olle Kippe.
    Aber wie gesagt, ist passé die Kippen. Seit einiger Zeit hilft mir Schüssler Salbe Nr. 8 „Natrium Chloratum“.
    Bin kürzlich auf dem Weg vom Auto ins Haus gestochen worden und hätte mir auf den 20 Metern am liebsten die Stelle aus dem Arm rausgebissen SO hat das gejuckt.
    Schnurgerade an den Arzneischrank marschiert, Nr. 8 draufgetan und binnen einer Minute war der Juckreiz weg und ward nimmer wieder gespürt. :D :ok:

  7. Milena sagt:

    Aloe Vera – als Gel oder Gelspray – hilft ebenfalls sehr gut gegen den Juckreiz!!
    Ausprobieren!

  8. Ruthy sagt:

    Ich schwöre auf 100% reines ätherisches Lavendelöl. Wenn ich weiß, ich komme irgendwo hin, wo es viele Mücken gibt, tupf ich mir vorher schon 2, 3 Tropfen auf die Haut. Hat mich so ein Viech gestochen, sofort einen Tropfen auf den Stich, möglichst OHNE vorher zu kratzen. Der Juckreiz hört sofort auf und der Stich schwillt auch nicht so überdimensional an.

    LG Ruth***grade beim Nachlesen von über 3000 Bloglines-Feeds-52 oder so von Dir *** :)