Schläge, Klappse, Erziehung
12. März 2008
Mal wieder ein Thema in der Blog–Welt: Klappsen als Erziehungsmittel?
Nach mittlerweile über zwölf Jahren Erziehungsarbeit kann ich reinen Gewissens sagen: es geht ohne.
Erziehung findet übrigens am Leichtesten und Effektivsten statt, wenn sie nicht akut ist. Denn Erziehung ist nicht nur Ermahnen und Verhindern und Vermeiden sondern auch Loben und Lernen und Erfahren. Es wird immer und immer wieder Situationen geben, die Eltern an den Rand der Verzweiflung bringen, vielleicht sogar ein Stückchen drüber, doch es gibt keine Situation, die durch Schlagen oder das verniedlichte „Klappsen“ bereinigt, gelöst oder gar verbessert wird. Sei es „bloß aus dem Reflex heraus“ oder gar als Bekräftigung einer „erzieherischen Maßnahme“.
Welche Steigerung gibt es denn? Heute klaut der Zweijährige das Küchenmesser und kriegt eins auf die Pfoten. Morgen klaut er heimlich das Messer und verletzt jemanden. Was ist die angemessenen Reaktion?
Das Kind rennt auf die Straße und kriegt eine Ohrfeige. Morgen tut es das vielleicht wieder. Und dann? Zwei Ohrfeigen?
Wo hört es auf? Wo ist der Zusammenhang?
Schreck und Angst der Eltern als Rechtfertigung für Schreck und Angst bei den Kindern ist eine grausame Geschichte.
Lesen Sie bitte auch bei Frau Brüllen.
12. März 2008 um 12:45
:ok:
Antwort von Frau … äh … Mutti:
:-)
12. März 2008 um 13:16
Irgendwie ist mein Kommentar verschwunden, also nochmal.
Wenn nach 12 Jahren drei so tolle Kinder und eine so tolle Mutter rauskommen, kann diese Methode doch nicht so weltfremd sein, oder?
Vielen dank auch für Ihren Kommentar.
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Sie wissen ja schon, dass sich im Internet nur Axtmörder tummeln und dass ich vielleicht gar nicht die bin, für die Sie mich halten?
Ich danke herzlich für das Kompliment und rechne fest damit, dass Sie sich irgendwann ein Urteil sozusagen aus erster Hand bilden können.
12. März 2008 um 14:08
Ganz ehrlich, Erziehungsarbeit kann man erst beurteilen, wenn die Kinder erwachsen sind. Da treten noch manchmal Sachen auf, da fragt man sich, was man an der Erziehung falsch gemacht hat. Sich ja nicht zu früh loben, falsch laufen kann in den nächsten Jahren noch einiges.
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Ist nicht mein Stil, mich selbst zu lobe. Aber ich reflektiere viel und oft und derzeit sage ich, dass wir als Eltern das bisher richtig gut gemacht haben. Die Betonung liegt dabei auf "bisher", wobei auch weiterhin, für die nahe und die ferne Zukunft, gilt, das Prügel, Schläge, Klappse nicht in unser Erziehungskonzept gehören.
12. März 2008 um 14:21
Ich hoffe da ja auf das Gartenfest im Mai. Steht das noch?
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Aber klar! Am 17. Mai!
(Hurra!)
12. März 2008 um 14:51
Wo darf ich unterschreiben?
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Hamse doch gerade :-)
12. März 2008 um 15:45
Ja, Frau Mutti, ja!
(Und wer meint, kleine Klapse schaden nicht, dem kann ich ja gern mal ein wenig aus meiner Kindheit erzaehlen.)
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Die Verniedlichung mindert den Schaden nicht. Sage ich.
12. März 2008 um 16:55
Ich kann mich da nur anschließen:
Schläge sind NIEMALS ein Mittel zur guten Erziehung, Liebesentzug ebenfalls nicht und Kinder kommen wirklich gut damit zurecht, wenn man ihnen Dinge erklärt – die kleinen Monster sind nämlich viel schlauer, als man selbst immer denkt und gerade deshalb testen sie uns und auch deshalb verstehen sie Argumente auch sehr gut und eine gute und meist kreative Konsequenz bringt Eltern und Kinder immer gemeinsam weiter. Auch ich hatte schon meine Grenzen und hab auch schon mal gebrüllt und geweint, aber ich hab mich auch dafür entschuldigt und deshalb ist das Wort „Entschuldigung“ auch in dem Wortschatz meines Kindes enthalten. Ich liebe meinen Murkel und das ist für mich die erste Priorität, darauf baut sich alles auf und das weis der Murkel sehr gut, denn es liebt mich ebenfalls und zeigt das in der selben Form wie wir – ohne Schläge!
Amen
Antwort von Frau … äh … Mutti:
das mit der kreativen Konsequenz … das mag ich :-)
12. März 2008 um 17:01
etwas zur Erheiterung?? (Ich weiß, dass das Thema nicht wirklich witzig ist…)Hier klicken
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Frau Düne schleicht schlichtend durch die Blogs! An mein Herz, Sie Liebe :-)
12. März 2008 um 17:09
Kann ich dann bitte Vater, Mutter, Kind anmelden? Für die Party, meine ich.
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Wunderbar, Sie stehen auf der Gästeliste!
12. März 2008 um 20:17
Danke für den Beitrag! Ich kann nur zustimmen! Der Frau Brüllen natürlich auch :) Schön, dass auch immer mal wieder von Eltern zu hören, die einige Jahre Vorsprung haben ;-)
13. März 2008 um 06:08
Ich toppe das mal noch ein bißchen: mein jetzt schon 20jähriger Sohn ist ebenfalls ohne Schläge & Co. „groß“ geworden (OK, als kräftiger, mich um einen Kopf überragender Mann würde er sich jetzt von mir eh kaum auf die Pfoten schlagen lassen *g*), und genauso natürlich auch die 15- und 5jährige.
Selbstverständlich müssen sie schon von Kleinauf lernen, was ein „Nein“ bedeutet, aber wer bei einem Zweijährigen ein Messer (o.ä.) herumliegen lässt, dem gehört selber der Arsch versohlt, aber gewiss nicht dem Kind! Ich habe es jedenfalls den Kindern und auch mir in der Kleinkindzeit einfach gemacht und alles, an das sie nicht drandurften- oder sollten, weggeräumt. Damit hatte ich weniger „Arbeit“, als ständig hinter ihnen herzusein und immer wieder „Nein, Nein, Nein!“ zu sagen. Viele meinen ja, man könne sie nicht früh genug an die Bedeutung dieses Wortes gewöhnen, aber dem widerspreche ich. Ich bin als Kind von meinem (Stief-)Vater dermaßen heftig geschlagen worden, dafür könnte ich ihn heutzutage wegen Kindesmißhandlung in den Knast bringen. Ich habe mir schon ganz früh gesagt, daß ich meine Kinder niemals schlagen werden, nicht mal den „niedlichen Klaps auf die Finger“ sollte es geben. Weil ich aus Erfahrung wußte, wieviel Schaden man damit anrichtet. Und Leute, die dann noch als Rechtfertigung für ihre Klapse sagen „Hat uns nicht geschadet“, die lügen.
Ich habe mal vor gut 20 Jahren in der damals so beliebten ELTERN-Zeitung in einem Beitrag von Hans Grothe (den verehre ich ja für seine tollen pädagogischen Ansichten!) gelesen, man solle jedes „NEIN!“ erklären können (betrifft natürlich nicht Notfallsituationen – wenn ein Kleinkind auf die Straße laufen will, halte ich es fest bzw. laufe hinterher und diskutiere nicht mitten auf der Straße darüber, warum es das nicht darf), denn oft sagen Eltern aus eigener Bequemlichkeit viel zu oft „Nein“. Und wer von Beginn an viel erklärt, hat später viel weniger „Arbeit“. :-)
Schöner Beitrag, Frau…äh…Mutti! :ok:
13. März 2008 um 19:21
Jegliche „Ausrutscher“ (also wenn ich mich selbst nicht im Griff habe und Brülle und Sachen rumschmeisse, ist meine persönliche Niederlage.
Geheult hab ich auch schon, und das kam an ;) Jedenfalls sollten wir Eltern uns einen anderen Kanal für angestaute Wut suchen, als unschuldige Kinderhände und Popos zu verhauen.
Züchtigung ist einfach fürchterlich. Der seelische Schaden ist genauso gross wie die subtile Liebesentzugsmasche.
Ich denke, wenn einem als Elternteil so eine Entgleisung passiert, und sich hinterher entschuldigt, drüber spricht etc. ist das Wunden heilend. Wenn die Basis stimmt!
Wir sind schliesslich Menschen. Wir machen alle Fehler. Wichtig ist, sie zu erkennen.
Erwähnte ich schon, dass wildes Bettenmachen ungeheuer Aggressionsabbauend ist ;)
Übrigens, wenn mein Kind auf die Strasse rennen würde, würde ich es festhalten. Aber ne Ohrfeige in dem Moment? Ist mir total fern.
Naja, das ist halt ein ganz wunder Punkt bei vielen.
Ich muss die Brut jetzt ins Bett bringen.
LG Eva
13. März 2008 um 20:40
Als ich Mutter wurde, wusste ich nicht, ob ich in der Lage sein würde, ohne Ausrutscher durch die wilden Phasen meiner Kinder zu kommen.
Ich befürworte Schläge oder Klapse auf gar keinen Fall, aber ich war mir bewusst, dass es Situationen gibt in denen ich die Kontrolle verliere. Also setzte ich mir lediglich als Ziel, dss sowas nur im Ausnahmefall passieren dürfe.
Tatsächlich kam es gar nicht vor, obwohl ich gerade im Trotzalter meiner Kinder eine wirklich belastende Zeit erlebt habe, als mein Mann mich wegen einer Anderen verließ.
Ich bin froh darüber, dass das gelungen ist. Allerdings kann ich verbal sehr ausdrucksstark werden :D .
Einen Ausrutscher würde ich noch für verzeibar halten, wenn man es schafft, sich bei dem Kind zu entschuldigen und zu erklären, warum man jetzt ausgetickt ist. (Das mache ich auch, wenn ich getobt habe und das Gefühl habe, über's Ziel hinausgeschossen zu sein) Spätestens beim zweiten mal gehört man aber meiner Meinung nach zum Familientherapeuten.
Mein Fazit: Selbst sehr impulsive Menschen können sich durchaus beherrschen – auch wenn das Leben gerade hundsgemein zu einem ist und die Kinder im wüstesten Alter.
Brüllen halte ich für erlaubt, weil auch Mütter Gefühle rauslassen müssen, sonst platzen sie. Aber natürlich sollte auch das nicht zur Tagesordnung gehören.
Meine Kinder sind übrigens so gelungen, dass ich sehr um sie beneidet werde. Verdient habe ich sie nicht, aber ich geb sie trotzdem nich her ;)
14. März 2008 um 08:49
Dankeschön für diesen Beitrag! Schön auf en Punkt gebracht.
14. März 2008 um 10:30
Ja, besser kann man es gar nicht schreiben – wunderbar, ich klatsche Ihnen im Geiste Beifall! :ok: