So schmeckt die Kindheit
17. September 2007
Franziska fragt, welche drei Speisen und zwei Getränke Frau … äh … Mutti mit ihrer Kindheit verbindet. (oooooh, lecker! Denke ich gerne dran!)
Essen:
1. Fischgulasch
Den gab´s immer zu Weihnachten bei den Großeltern. Der Karpfen, der sich in einer Wanne „sauber“ schwimmen musste und von mir dabei liebevoll gestreichelt und auf rote Kiemen untersucht wurde, wurde geschlachtet, ausgenommen, in fünf, sechs Stücke zerteilt und dann mitsamt Kopf und Schwanz, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Paprika zu einer dicken Suppe gekocht, die dann mit selbstgemachten Nudeln gegessen wurde. Zuerst einen Teller Suppe für jeden (und für´s mäkelige Kind nur Nudeln mit Zucker und gemahlenen Haselnüssen – das waren dann Nussenudel, auch ´ne Kindheitserinnerung), danach den Fisch (und der Opa teilte sich mit dem Kind den Kopf, weil da ist das beste Fleisch dran) und zum Schluss wurde der Topf leergekratzt, weil sich unten die Kartoffeln so wunderbar sämig festgekocht hatten. Würde ich gerne wieder essen, habe ich aber bisher nie nachgekocht. (Schmeckt wahrscheinlich auch nur mit gestreicheltem Karpfen gut)
2. Käspalatschinken (hier: Lautschrift. keine Ahnung, wie es geschrieben wird)
Dünne Pfannkuchen die einen Schlag Zitronenquark in die Mitte bekamen und dann zusammengerollt wurden. Für mich als Kind wahnsinnig schwer zu essen, weil der Quark überall rausquatschte und eigentlich ein frustrierendes Essen, weil es viel zu schnell satt machte.
3. Schmerkipferl (oder Schmärkipferl?)
Schmer (oder Schmär) ist etwas ganz anderes als Schmalz. Es stammt vom Rind und sieht sehr merkwürdig aus. So weit die Erinnerung. Mit diesem Schmer (oder Schmär) wurde ein Teig bereitet. Der Teig wurde ziemlich dünn ausgerollt und zu Kipferln gerollt, die mit Latwersch (Zwetschgenmus) gefüllt wurden. Das ganze wurde in heißem Fett ausgebacken (fritiert) und dann zu dicker Bohnensuppe gereicht. Die Bohnensuppe mochte ich als Kind nicht, aber der Geschmack von den zartblättrigen Schmer(oder Schmär)kipferln habe ich noch heute auf der Zunge, auch das etwas wattige Gefühl am Gaumen vom Fett.
Getränke:
1. Wenn der Opa einen Radler trank, durfte ich den Schaum abschlürfen. Kein echtes Getränk, aber eine echte Kindheitserinnerung.
2. Quench. Nie wieder habe ich so etwas Süßes, Künstliches getrunken, wie dieses Pulverzeugs damals. Mochte ich als Orangen – und Kirschengeschmack. Heute gruselt´s mich bei dem Gedanken daran.
Der Futterstock geht weiter an Frau Jette; was aß und trank man denn im Osten (man hatte ja nichts). Und Frau Krabbtaska, die so gerne und vor allem gut kocht, welche Kindheitserinnerung lassen ihr wohl das Wasser im Mund zusammen laufen?
Und welche Kleinigkeiten aß die Frau Meinigkeiten? (huahua, Kalauer)
17. September 2007 um 16:39
Ob Schmer wohl dem englischen Suet entspricht? Dann wäre es Rindernierentalg, beim Metzger auf Bestellung zu haben und in Deutschland fast ausschließlich zur Herstellung von Meisenknödeln verwendet. Eine englische Pie-Crust wäre nie echt ohne.
Das beschriebene Gericht Schmerkipferl mit Bohnensuppe liest sich umwerfend. Gibt es irgendeine Chance, an das Rezept ranzukommen?
17. September 2007 um 18:45
..na dann werde ich mich mal mit dem Essen und den Getränken aus der Kindheit bechäftigen..
lG Heike
17. September 2007 um 19:36
Jetzt wurde ich aber mal schnell stutzig. Aus welchem Land stammten ihre Vorfahren? Denn meine Kindheitserinnerungen sind auch Karpfensuppe (ohne Kartoffeln und Paprika, aber auch gestreichelter Karpfen ;) ) und auch diese Schmalz-wasauchimmer-Kipferl und ebenfalls- in diesem Fall- überbackene Quarkpalatschinken!
Gibbet solche Zufälle im Leben?
17. September 2007 um 21:11
Hehe. Ich arbeite gerade dran.
18. September 2007 um 11:11
Oh, mit dem Quench hat Du eine total verschüttete iiiihhhbäh-Erinnerung aufgewühlt … meine Schwestern haben das geliebt!!!
Beim Fischgulasch wäre ich wahrscheinlich auch Nudelkind geworden :)
18. September 2007 um 13:51
Ich klau mir das mal, ja? Da taucht vor meinem inneren Auge die Küche meiner Oma vor mir auf…
4. Oktober 2007 um 21:40
schmerkipferl
also es heißt schmer. und schmer kenne ich als scheinefett und zwar genau das am schweinebauch zwischen schwarte (haut) und fleisch. ich kenne schmerkipferl aus meiner kindheit als böhmische spezialität – und süßspeise! das schmer wird faschiert und in einen germteig gearbeitet. und dieser dann wiederum wie blätterteig zubereitet. kipferl werden mit marillenmarmelade gefüllt und im rohr gebacken. zum essen mit staubzucker bestreuen, heiß essen. unvergesslich ist mir der duft beim backen und natürlich der geschmack :)