Wie gewonnen, so zerronnen

24. August 2007

Mit großen blauen Augen, in denen Tränen schimmern, schaut mich das Töchterlein an und sagt: „Ich hätte soooo gerne dein Zimmer, Mama!“
Frau … äh … Mutti überlegt kurz und antwortet: „Aber du hast DEIN Zimmer doch erst ein knappes Jahr? Was ist daran verkehrt?“
Töchterlein: „Das ist im Keller*, dort ist es so kalt und ich bin immer so allein.“
Frau … äh … Mutti zückt den Zollstock, tauscht im Geiste ihr Sofa gegen Töchterleins Bett, ihren Nähtisch gegen Töchterleins Schreibtisch, schiebt ein paar Kommoden hin und her, räumt Aktenordner in ein anderes Regal, entwirft einen begehbaren Kleiderschrank samt Kuschelecke, nickt und verspricht es dem besten Vater ihrer Kinder schonend beizubringen.

Was nun geschehen ist.

Seufzend hat er den Kopf über seine Weiber geschüttelt, kurz nachgemessen, ein paar pfiffige Ideen gehabt, das Computerspielregal auch noch gut untergebracht und einem neuen Bodenbelag zugestimmt.

Demnächst dann. Frau … äh … Mutti muss in den Keller*. (Hauptsache das Kind ist glücklich und Mutti darf nähen.) Jetzt werde ich es dem Kind erzählen, damit es sich nicht, wie jede Nacht zuvor, in den Schlaf weinen muss, das arme Mädchen, das im Keller* leben muss.

*unter der Terrasse, neben unserem Schlafzimmer

6 Kommentare zu “Wie gewonnen, so zerronnen”

  1. Ines sagt:

    Boah, neeee! Echt ´etzte?

    Na, dann seinse abba ma froh, dass Sie noch nicht gestrichen hatten!

    [Mensch, sind Sie GUT zu ihren Kindern- ich Rabenmutter :( ]

  2. workingmum sagt:

    Meinen Respekt, Frau … äh … Mutti. Ich weiss nicht, ob ich dem so schnell zugstimmt hätte, wo Sie doch eben erst mit Ihrem neuen Zimmer fertig waren. Allerdings hat es auch eventuell Vorteile zu tauschen: Sie sind etwas weiter weg von den hinreissenden Bestien und näher am Vater der selbigen, wenn Sie des Nächtens nähen :D

  3. Ulla sagt:

    Ah.. das hatten wir schon mal. Die Einsamkeit, Kälte und Abgeschiedenheit waren doch damals der Grund, warum das Zimmer als Näh- und Arbeitszimmer aufgegeben wurde…!? Unk!

    Dass die Maus wieder nach oben will, kann ich aber gut verstehen. Und ich freue mich schon auf Weiberabende mit heißem Tee oder Grog und einsamen Schwätzchen.

    Küsschen und bis bald. :)

  4. anabel sagt:

    Das ist nur gerecht.
    Schließlich ist mein Strickzimmer auch oben, im Speicher.
    Ganz schön weit entfernt (was aber sehr gut sein kann… ;))

    LG

    anabel

  5. walküre sagt:

    *grübel*
    Ich glaube, ich werde frühestens als Großmutter hinter das Geheimnis der kindlichen Intuition kommen, die immer dann einsetzt, wenn man naiverweise annimmt, das Leben verlaufe gerade in friedlichen und vom Arbeitspensum her geordneten Bahnen … :)

  6. jette sagt:

    Wenn diese Gören (genau so wie Ihr Töchterlein) aber auch immer so vor einem stehen …

    Nein, was SIND Sie für eine Gute. Ich bin schrecklich gerührt.