Für´s Leben gezeichnet

23. August 2007

Grund für diese dramatische Überschrift liefert Frau Brüllen, die wissen möchte, welche Narben den fast makellosen Körper der Frau … äh … Mutti verunstalten.

Von oben nach unten:

– Irgendwo im dichten Haargestrüpp verbirgt sich eine drei Zentimeter lange Narbe. Folge des ersten und bisher einzigen „Kopfloches“, das ich mir zuzog, als ich beim Kulissenschieben (für die Aufführung „Tanz der Vampire“) unter der Bühne durch die Seite wechseln musste und da dieser Balken war, der nicht ausweichen wollte. Ein Handtuch stoppte die heftige Blutung und nach der Aufführung wurde die Wunde mit fünf Stichen genäht. Keine große Sache, den Haarverlust an dieser Stelle überstand ich glänzend, einzig die Erklärung für den Arzt, warum ich in schwarzem Kunstleder-Minirock und Netzstrümpfen erschienen war und dass mir diese Wunde nicht von einem enttäuschten Freier zugefügt worden war, bereitete etwas Mühe. (auch die Bühnenbildner mussten sich in Vampir-Outfit schmeissen, falls beim Umbau der Vorhang aufging)
– Am rechten Schulterblatt eine flächige Narbe von etwa fünf Zentimetern Durchmesser. Verursacht von einem nicht ganz so fähigen Arzt, der eine Zecke entfernen sollte. Er betäubte mir die Bissstelle mit Eisspray und sorgte damit für eine Erfrierung zweiten Grades, die sich a) entzündete und b) zu verständnislosem Kopfschütteln bei neugierigen Menschen führte. Immerhin betrug die Aussentemperatur damals im August knapp dreissig Grad und die Anzahl der Erfirerungen war stark rückläufig.
– In der linken Achselhöhle eine vier Zentimeter lange Narbe von der Entfernung meiner überzähligen Milchdrüsen im November letzten Jahres.
– auf dem rechten Arm viele weiße Punkte und Striche auf ansonsten zart gebräunter Haut. Erinnerung an den dämlichen Unfall, der unseren hübschen silbernen Bus (mit den blauweißkarierten Vorhängen) zu einem wirtschaftlichen Totalschaden machte. Und bei dem mir die die Scheibe auf der Beifahrerseite komplett sozusagen in den Schoß fiel.
– Der rechte Zeigefinger hat an der Kuppe eine tiefe Einkerbung. Seit etwa 32 Jahren. Beim Versuch, eine Kastanie mit einer Schere zu schälen, kam die Warnung meiner Mutter wenige Sekunden zu spät.
– an den Innenseiten der Brüste mehrere Narben, weil da die Stange des Korsetts scheuerte.
– Am linken Rippenbogen klebt meine einzige Windpockennarbe, am rechten Rippenbogen ein wulstige Narbe, die entstand, weil ich als etwa achtjährige die Treppe hochfiel. Mit einer Wasserflasche in der Hand. Mein Lieblings-T-Shirt zerschnitt ich mir damals und darüber war ich untröstlich. Dass mir unter dem T-Shirt das Blut über den Bauch lief, registrierte niemand so recht. Die Wunde blieb unversorgt (sieht auch entsprechend aus) und ich wurde wegen meiner Ungeschicklichkeit geschimpft un d musste die Scherben zusammenkehren. (ja, Oma Eis, unvergessen, unverziehen)
– im Bauchnabel zwei kleine Löcher, aber da steckt noch ein Ring drin. Ein Piercing, das ich mir Mithilfe einer Braunüle, sehr viel Desinfektionsmittel und einem Nylonfaden stach, als ich zehn Kilo nach der letzten Schwangerschaft abgenommen hatte. (ach, die leichtsinnige Jugend)
– In der linken Leiste eine fünf Zentimeter lange, sehr schmale Narbe vom Ziehen der Krampfadern im Bein. (über das Bein hinweg dann noch einige kleine, kreuzförmige Narben.) Diese OP muss wiederholt werden, so wie ich wieder mutig genug bin, sechs Wochen lang mit einem blauen Bein in erotischem Stützstrumpf herumzurennen.
– Auf dem linken Knie eine fast verblasste Narbe einer typischen Kinder-Stürz-Wunde. Die Wunde hatte nie eine Chance zu verheilen, weil ich immer wieder daraufdotzte. Das letzte mal in der Küche meiner Mutter. Während sie ein großes Pflaster zuschnitt, drohte sie mir mit Prügeln, sollte ich noch ein einziges Mal auf dieses Knie stürzen. Daraufhin verheilte die Wunde wunderbar. (und Prügel habe ich von meiner Mutter nie bezogen, weder für nicht verheilende Wunden, noch für echte Vergehen. Einmal eine Ohrfeige, aber das ist eine andere Geschichte.)
– An der Innenseite der linken Wade kann man ganz schwach die Konturen eines Mofaauspuffes sehen, auf der Innenseite der rechten Wade die Konturen eines Motorradauspuffes)
– Das rechte Knie hat vier Narben, zwei davon sind tiefe Löcher, die anderen beiden sind kreuzförmig. Beide stammen von Knie-OPs, bei denen mit Sonden in meinem zarten Knie gestochert wurde, auf der Suche nach immer neuen Anomalien und bei dem Versuch meine Kniescheibe zu fesseln, damit sie sich nicht immer selbständig macht. Bisher ist das gelungen.
– Oh, ich habe meinen entzückenden Hintern vergessen! Darauf befinden sich nämlich auch einige Narben, die durch Quetschungen entstanden, verursacht ebenfalls vom Korsett. (Hartplastik auf Holzstuhl, dazwischen zarter Mädchenspeck)
– Auf dem linken Fuß ist eine Narbe, die mich immer daran erinnert, dass man Kinder nicht auf dem Gepäckträger eines Fahrrades transportieren soll.
– Meine linke kleine Zehe ist vernarbt, wegen des missglückten Versuches einer Amputation neulich.

Die vielen kleinen Närbchen, entstanden durch Ungeschick im Umgang mit schärferem Gerät als einem französischen Buttermesser oder durch unsachgemäßen Gebrauch von Gartenwerkzeug werden nur am Rande erwähnt. Fertig.

(Drei Nähte von mehr oder weniger großen Dammrissen. Nur der Vollständigkeit halber)

Der Stock (die Krücke) geht weiter an Tanja und Frau Miest, die ihn direkt morgen bei mir fangen darf oder nach dem Auspacken daheim, zwischen den Urlaubsberichten.

5 Kommentare zu “Für´s Leben gezeichnet”

  1. Karin sagt:

    Also… mein lieber Scholli, das nenne ich mal dramatisch. Mein Lieblingscut ist aber der Vampircut. Hach, ich stelle mir gerade das Arztgesicht vor…

  2. tanja sagt:

    Ui. Und autsch.

    Ich hab dann auch mal.

  3. jette sagt:

    Das mit der Kastanie find ich ja interessant, hab ich auch mal probiert, wurde aber rechtzeitig gewarnt.
    :)

  4. Rena sagt:

    Liebe Frau…äh…Mutti, falls es für Sie ein klitzekleiner Trost sein sollte: ich muss Sommer (wir kommen gerade aus Tunesien mit 32 Grad wieder) wie Winter einen Kompressionsärmel (Gummistrumpf für den Arm) tragen. Ist bei der o.g. Hitze natürlich „traumhaft“. Ich beiss die Zähne zusammen und halte durch, damit das Lymphödem nicht schlimmer wird.

  5. Alke sagt:

    Die am linken Fuß habe ich auch. Aber ich saß in einem Kindersitz und habe trotzdem irgendwie meinen kleinen Fuß in die Speichen bekommen.