Putzen sie doch mal, Frau … äh … Mutti
25. Januar 2007
Frau … äh … Mutti drückt immer mal gerne ein Auge zu, auch wenn es um einen blinkenden, blitzenden Haushalt geht. Wenn aber zusätzlich auch die Nase zugedrückt werden muss, weiß sie, dass sie das Bad putzen muß. Da führt kein Weg dran vorbei.
Eigentlich ist das Reinigen einer Toilette keine furchtbar schlimme Sache. Natürlich soll es Menschen geben, die nur mit Schutzbekleidung und extradicken Gummihandschuhen in die Schüssel greifen, doch Frau … äh … Mutti ist der Auffassung, dass auch der größte Scheiß abwaschbar ist. Nichtdestotrotz gehört Klo putzen nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Die Kindelein nämlich, insbesondere das jüngere, männliche Kind, beherrschen die hohe Kunst des „unter der Klobrille durch“-Pinkelns. Statt das Schlauende ordentlich nach unten zu halten, lässt das jüngste Kind alles munter im Strahl flattern und zaubert somit hübsche Streifen in gelb auf das Porzellan außen. Ja, im Sitzen.
Den Gebrauch der Klobürste haben alle Kindelein erklärt bekommen, auch die Notwendigkeit der Nutzung derselben. Dass es aber sinnvoller ist, die Klobürste zu benutzen, wenn der gröbste Kram bereits abgespült ist, müssen wir wohl erneut besprechen. Es ist kein Vergnügen, nasses Toilettenpapier aus der Klobürste zu friemeln.
Wenn die Toilette dann endlich wieder für Augen und Nase strahlt, widmet sich Frau … äh … Mutti der Badewanne. Sie reibt zwar meistens nach jedem Duschen oder Baden der Kinder die Wanne mit einem Handtuch aus, aber manchmal muss eben auch gescheuert werden. Zum Beispiel dann, wenn sich das Wasser aus dem immer mal wieder tropfenden Wasserhahn mit dem Sand aus der Hosentasche des jüngsten Kindes zu einem zähen Schlamm vermischt hat, auf dem, zur besonderen Zierde, eine Unterhose liegt. Orange, mit Snoopys drauf. Nicht meine.
Auf dem Badewannenrand liegen: eine Jogginghose des großen Kindes, eine Jogginghose des jüngsten Kindes, ein rosa Schlafanzug, ein T-Shirt mit dem Aufdruck „peas for the world“ unter einer großen Erbsenschote (aus meinem Kleiderschrank, nun aber Schlafshirt des Großen), ein Schlafanzughose mit Dinos drauf und ein Schlafanzugpulli mit einem Ausserirdischen drauf. Beides in Größe 110 und somit auch dem Jüngsten zu klein. Ausserdem eine Einwegspritze, ein Korken, drei leere Klopapierrollen, ein roter Laster, zwei Seiten aus einem Hägar-Comic, eine Haarspange, ein unbenutztes Taschentuch und ein benutztes und ein kleines Stofftier. Um die Wanne reinigen zu können, müssen diese Dinge erst verräumt werden. Das Putzen an sich ist rasch erledigt.
Nach der Wanne sind die beiden Waschbecken samt Spiegel und Ablage davor an der Reihe.
Frau … äh … Mutti beginnt mit dem Abräumen der Ablage: die Zahnputzbecher kommen in die Spülmaschine, die Haarbürste wird enthaart, sämtliche Haargummis, Haarspangen, Halsketten, Ringe und winzige, garantiert unentbehrliche Glitzerteilchen landen in der dafür vorgesehenen Kiste. Spiegel und Ablage werden abgewischt und von einer halben Tube Zahnpasta befreit. (Wenn man die elektrische Zahnbürste in voller Fahrt und gut beladen vor den Spiegel hält, macht das tolle Muster. Oder man bringt den großen Bruder zum Lachen, während er gerade gurgelt)
Neue Zahnputzbecher samt Bürsten und Zahnpasta zurück auf die Ablage, Bürste und Krimskramskiste dazu und die Seifenschale vom Waschbeckenrand abstemmen. Diese Seifenschalen haben unten Löcher, damit die Seife nicht im Wasser liegt und eklig wird. So wird dann nur der Waschbeckenrand eklig, an dem die Seifenschale festklebt. Seifen- und Zahnpastareste, diverse Haare, Flusen und kleinere Äste müssen aus dem Waschbecken gekratzt werden, dann kann gescheuert und anschließend ordentlich ausgewischt werden.
Zum Schluß noch die Schränkchen unter den Becken abwischen, neue Handtücher aufhängen und einen frischen Teppich vor die Wanne auf den Boden, der heute nur gesaugt und nicht geputzt wurde.
Frau … äh … Mutti wirft einen wohlgefälligen Blick durch´s blinkende Bad, legt noch eine neue Rolle Klopapier bereit und schließt die Tür hinter sich.
Drei Stunden später liegt auf den säuberlich zusammen gelegten Schlafsachen auf dem Badewannenrand die Jeans des Großen, der Pulli der Mittleren liegt in der Wanne. Der Kleine war zwischenzeitlich pinkeln und hat den mitgebrachten Stein auf der Ecke der Wanne deponiert. Unter der Seifenschale steht bereits wieder die Brühe, das Waschbecken ziert ein bräunliches Tropfenmuster und das frische Handtuch hat komische Streifen.
Aber der Spiegel ist noch sauber. Bis heute abend.
Wie hieß noch mal dieser Grieche mit dem Stein? Pia?
25. Januar 2007 um 17:05
Bitte den Text kopieren, einfügen in Word o.ä. und im Ordner „Buch“ ablegen! :D
25. Januar 2007 um 17:12
Ach, der Grieche mit dem Stein – ist das nicht der, der später den weltweit ersten Hausfrauenbund gegründet hat (als damals weltweit erster Mann, der aus eigener Betroffenheit heraus verstanden hat, was Sie oben schildern?).
Aber ich danke Ihnen – dank der launigen Badezimmer-Episode werde ich mich nun wohlgemut an mein eigenes Bad machen. :)
25. Januar 2007 um 17:28
*lach* Sehr plastisch geschrieben, Deine neverending story. Ich kann CeKaDo nur beipflichten, unbeingt mit ins Buch!
Liebe Grüße
Eva
25. Januar 2007 um 17:44
Stimmt: Ab ins Buch damit – ich will bitte bitte bitte auch ein Exemplar!!!
Hach, es tut sooo gut, daß es anderen Mamas auch so geht! Diese unleidige, unendliche Geschichte mit dem Haushalt *Seufz* Und dann diese blöden Blicke am Abend von wegen „was hast Du heute nur den ganzen Nachmittag gemacht????“ *Aaaarrrghhhh*
25. Januar 2007 um 18:16
*mirdielachtränenabputz*
Sorry für's Lachen, aber das ist wirklich mitten aus dem Leben. Ja, ich hab auch so ein Leben!
Liebe Grüße und ich schick mal ein bißchen Motivation mit, die kann einem bei so was ja leicht abhanden kommen
Gabi K
25. Januar 2007 um 18:18
Sorry, vor lauter Gelächter habe ich vorhin Quatsch bei meinem url geschrieben. Jetzt stimmt es hoffentlich.
25. Januar 2007 um 20:07
:-)
aus genau DEM Grund warten wir doch auf den Frühling, dann beschränkt sich diese unendliche Geschichte nicht mehr ausschließlich auf die Wohnung, sondern wir dürfen im Garten das Gleiche machen :-)
lieben Gruß und handreich
Donna
25. Januar 2007 um 20:31
„…wir müssen uns Dionysos als einen glücklichen Menschen vorstellen…“
(ich glaub' Camus)
Alexandra
26. Januar 2007 um 00:25
Tröstlich.
Immer wieder tröstlich, hier zu lesen :)
LG anabel
27. Januar 2007 um 15:04
Nein was ist das denn für ein geiler Blog! Einer mit Niveau, einfach köstlich amüsant. Nicht immer nur wehklagen und „Ich koche heute…“ und „Oh Hilfe er schläft wieder nicht“
Toll! Schön, dass ich Euch gefunden hab, weiter so! :ok:
1. Februar 2007 um 16:21
Wunderbar zu lesen, das es nicht nur mir so geht. Übrigens , mal „klugscheiss“ Dionysos war der Mann im Fass. Ich glaube Frau… äh .. Mutti meinte Sysyphus, den Mann der unentwegt den Stein den Berg rauf rollt, der kurz vor dem Ziel doch wieder runterrollte. Doch er gab einfach nicht auf:)
Liebe Grüße
Manuela