schonendes Putzen
1. September 2006
Frau … äh … Mutti ist ja bekanntlicherweise fußkrank. (wurde hier nebenbei schon erwähnt, Beileidsbekundungen dürfen nach wie vor ausgesprochen werden)
Anfangs schien dies ein paradiesischer Zustand zu sein, bedeutet das doch nicht anderes, als dass Frau … äh … Mutti mit hochgelegtem Fuß auf dem Sofa sitzen und sich Gerichtssendungen im Fernsehen reinziehen darf. Genau einen halben Tag lang, noch bevor die Sendungen überhaupt laufen, konnte Frau … äh … Mutti genießen. Dann aber begann es, das Kribbeln. Das Zittern. Das Zappeln. Das „ICH MUSS WAS TUN, SONST FLIPPE ICH AUS“. Unter strengen Blicken des besten Vaters meiner Kinder humpelte sie durch das Haus, richtete hier, räumte da und wischte auch ein bißchen. Und danach wieder brav auf´s Sofa. Gestern abend erlaubte sie sich sogar eine Viertelstunde im Garten, das Fallobst musste aufgesammelt werden.
Auch der heutige Morgen trug nicht viel zur Schonung des Fußes bei. Dafür hätte ein heimlicher Beobachter sich ein Grinsen wohl nicht verkneifen können.
„So, Frau … äh … Mutti“, dachte Frau … äh … Mutti, „jetzt musst du aber mal das Bad putzen.“ Denk an deinen Fuß, brummte die Stimme des Herrn (des besten Vaters meiner Kinder) im Hinterkopf. Und so schnappte Frau … äh … Mutti sich ihre Krücken und klapperte ins Bad, das wirklich nicht sehr groß ist. Der Badteppich wurde zum Fenster hinausgeschüttelt und das war nötig. (Schade für das große Kind, welches nun ganz dringend die Straße kehren muss) Doch dann stellten sich logistische Probleme ein, denn wie soll eine fußkranke Frau … äh … Mutti, obendrein mit Krücken bewaffnet, den Boden saugen? Der Staubsauger steht im Flur und ist hickelnderweise leicht zu erreichen. Auf dem Klodeckel sitzend ließ sich der Boden saugen. Nebenbei sei erwähnt, dass die Krücken bei dieser Aktion umfielen und dabei den Seifenspender vom Waschbeckenrand fegten. Der Spender spuckte eine gehörige Menge Flüssigseife ins Waschbecken, aber das muss ja eh geputzt werden. Beim Versuch entweder Krücke oder Seifenspender zu fangen stolperte Frau … äh … Mutti unelegant über den Staubsauger und landete unsanft auf dem Wannenrand, der gottlob mit Kleiderbergen der Kinder bedeckt war, so dass der Hintern, auf dem sie ja eigentlich hätte sitzen bleiben sollen, nicht blau wird.
Frau … äh … Mutti kann herzhaft fluchen und das tat sie dann auch, bei offenem Fenster. Aber einen Ruf gibt es sowieso nicht mehr zu verlieren.
Nach dem Saugen wurde das Klo gescheuert, knieend, um – richtig – den Fuß zu schonen. Das war sowohl ein visuelles als auch olfaktorisch sehr einprägsames Erlebnis, auf das aus Rücksicht auf die wirklich reinlichen Hausfrauen hier nicht näher eingegangen wird.
Anschließend galt es die Klamottenberge umzuschichten, bzw. in Schlafzeug, noch tragbar, nie getragen und schmutzig zu sortieren. Auf dem Klodeckel sitzend natürlich.
Weia, die Wanne hatte es auch nötig. Mit der Krücke in der Hand ging das aber nicht. Aber Frau … äh … Mutti ist gottlob mit großer Beweglichkeit und einen wirklich kleinen Bad gesegnet. So konnte sie sich mit einer Hand an der Wand hinter der Wanne abstützen, während sie ihren wehen Fuß auf den Hocker an der Wand hinter ihr legte. Diese Figur ähnelt in etwa den Freskenzeichnungen, wie man sie in Pyramiden bewundern kann. Haltung neun Punkte! Das Scheuern klappte aber hervorragend, ebenso das Abspülen und Trockenwischen.
Nach dieser Aktion war das Reinigen von Spiegel, Ablagen und Waschbecken ein Kinderspiel. Beide Krücken als Stütze gestellt und auf einem Bein balancierend wischte und schrubbte Frau … äh … Mutti versteinerte Zahnpastareste aus den Becken (vom Spiegel und der Wand), die verschüttete Seife erwies sich als ausgesprochen hartnäckig, wurde aber letztendlich restlos entfernt.
Die auf dem Wannenrand abgestellten Zahnputzbecher polterten bei den letzten energischen Putzschwüngen in die Wanne, so dass Frau … äh … Mutti zum Abschluss noch einmal ihre ägyptische Schonhaltung präsentieren durfte.
Hickelnd wurde der Staubsauger in den Flur zurück geschleift, neue Handtücher aufgehängt, der Badteppich vor die Wanne geworfen und der puckernde Fuß zurück auf das Kissen vor dem Sofa verfrachtet.
Und dort bleibt er auch, bis es in etwa einer Stunde klingelt. Dann kommt die Freundin mit Urlaubsbildern und hoffentlich großem Apfelkuchenhunger.
1. September 2006 um 10:09
first of @ll nice weekend
……………………….
da ich sofern ich mich erinnere es noch nicht getan habe,mache ich es hiermit von ganzem herzen ;o)
„Beileid aussprech“
und anbei ein linktip des tages
Hier klicken
:ok:
1. September 2006 um 11:13
Ich hol mal nach: Mitleidsbekundung von allen Füchsen an die Humpelfrau, Beifallsbekundung für die amüsante Berichterstattung, Gratulationsbekundung für erschriebenes Sponsoring und Tröstbekundung für Schonstress *g*
Unkostümierte Grüsse von Gabriela
1. September 2006 um 21:30
auch von mir Beileid für den FUß und Gratulation zur tollen Badezimmerkür ;-)
LG
Gabi K