„Guten Tag, sind Sie die Hausbesitzerin?“, fragt der schmierige Mensch an meiner Haustür.
„Jep!“, antwortet Frau … äh … Mutti kurz und knapp.
„Ist Ihr Mann daheim?“, fragt der schmierige Mensch an meiner Haustür.
„äh … nein.“, zögert Frau … äh … Mutti und rechnet mit zweideutigen Angeboten.
„Ja, wann ist der denn daheim?“, fragt der sMamH.
„Warum genau wollen Sie das wissen?“, fragt Frau … äh … Mutti genervt.
„Ja wissen Sie, Ihre Fassade muss renoviert werden!“, sagt der sMamH.
Frau … äh … Mutti überlegt, ob sie beleidigt sein soll und will gerade nachfragen, was das diesen sMamH angeht, aber:
„Und wir arbeiten gerade in Gaubischofsheim, das ist ja nicht weit weg von Ihnen, und vielleicht wollen Sie sich das mal ansehen und wir machen Ihnen auch ein gutes Angebot!“, sagt der sMamH.
Frau .. äh … Mutti überlegt kurz, ob es in besagtem Gaubischofsheim wohl eine Klinik für chirurgische Verschönerung gibt und warum diese es nötig hat, Vertreter auf die Straße zu schicken, als:
„Da sollte schon eine gescheite Isolation drauf, Dämmung ist in der heutigen Zeit ja das Allerwichtigste. Ich würde Ihrem Mann gerne einen Kostenvoranschlag machen.“
Frau … äh … Mutti dämmert es langsam, dass da wohl nicht ihre Fassade gemeint ist, sondern viel mehr die etwas abgeschrubbte der Grünen Villa. Und das der sMamH ein typischer Vertreter der „Ist Ihr Mann daheim“-Handwerker ist, der weder beleidigen noch belästigen, sondern schlicht Geld verdienen will.
„Wir haben da schon einen Kostenvoranschlag …“, beginnt Frau … äh … Mutti, bevor sie vom sMamH unterbrochen wird:
„Und was beinhaltet der?“
„Nun, Dämmung halt und neue Regenrinnen und Putz runter …“
„HAH!“, schreit der sMamH und erschreckt Frau … äh … Mutti zu Tode, „das ist schon mal GANZ FALSCH!“
Frau … äh … Mutti gerät erneut ins Grübeln. Steht etwa etwas ganz anderes in diesem Kostenvoranschlag? Und wennja, WOHER weiß der sMamH das?
„Der Putz muss NICHT runter, das ist Geldmacherei!“, sagt der sMamH und beugt sich vertraulich vor, „Das gesparte Geld kann doch VIEl SINNVOLLER angelegt werden. In neue Kleider, zum Beispiel. Ich kenne doch die Frauen!“
Langsam aber sicher wünscht die Frau … äh … Mutti dass ihr Mann DOCH daheim wäre. Auf Vertraulichkeiten mit dem sMamH hat sie wirklich keine Lust. Andererseits … je mehr Kostenvoranschläge, desto leichter das Preisedrücken.
„Wissen Sie was, ich geb Ihnen jetzt mal meine Telefonnummer“, sagt Frau … äh … Mutti, „ab 19:00 Uhr erreichen Sie dann wahrscheinlich meinen Mann und können mit dem alles Weitere bereden“ Geschickt aus der Affäre gezogen Frau … äh … Mutti.
Der sMamH überreicht ein Visitenkärtchen, welches direkt in der hinteren Rocktasche verschwindet. Das scheint ihn zu weiteren Vertraulichkeiten zu ermutigen:
„Da steht auch meine Handynummer drauf, Sie können mich JEDERZEIT erreichen!“
„Danke, das werde ich meinem Mann ausrichten“, spielt Frau … äh … Mutti das eingeschüchterte Weibchen und baut sich vor dem sMamH auf. Zu voller Körpergröße aufgerichtet überragt sie das schmierige Menschlein an ihrer Haustür um anderthalb Köpfe:
„Das war´s dann wohl, oder?“, fragt sie von oben herab und der arme Handwerker verabschiedet sich hastig, um andere harmlose Hausfrauen zu belästigen.

Darauf erstmal einen Kaffee.

2 Kommentare zu “Schönheitschirurgie für Hausfassaden”

  1. bibberle sagt:

    geniale kurz geschichte
    so ist es recht !!! :cool:

  2. jette sagt:

    Um schlimmstenfalls kann man ja schubsen. So ein bisschen. Oder husten, ganz doll.