Unter der Käseglocke
21. Juni 2006
leben wir.
Der Preis, den wir jeden Sommer zahlen müssen, dafür, dass wir im milden Rheintal leben.
Es ist drückend schwül, der Körper will schwitzen und schafft es irgendwie nicht. Die Sonne ist nicht richtig da, es ist „diesig“ und trotzdem muss man die Augen zusammenkneifen, weil es so hell ist. Millionen von Gewittermücken schwirren durch die Luft und bleiben an der Haut kleben. Jede Bewegung ist anstrengend, selbst das Atmen macht keinen Spaß, weil die Luft so klebt. Die Augenlider sind schwer, die Augen sind müde. Und die Stimmung ist gereizt, die Kinder zicken sich an, die Eltern zicken die Kinder an, die Kinder zicken die Eltern an und den Eltern ist es viel zu heiß, um sich mal wieder in den Arm zu nehmen.
Für die Vegetation ist das Wetter toll. Alles wuchert und blüht und streut Samen, Gewolltes und Ungewolltes. Das Gras ist sattgrün und die Erde hat keine Hitzerisse.
Ich könnte mich daran erfreuen, wenn ich mich von meinem Platz erheben würde. Geht aber nicht, ich sitze vor dem Ventilator.
Abends kommt dann die ersehnte Abkühlung. Meistens mit einem Gewitter, mit dicken, bedrohlich schwarzen Regenwolken, mit Gerumpel und Dröhnen, einem heftigen Sturm (der alles umlegt, was höher als zwanzig Zentimeter wächst) und im schlimmsten Fall mit Hagel. Nach dem Gewitter ist es herrlich. Die Luft ist kühl und weich, es duftet nach Regen und Frische (und nach zermatschten Pflanzen).
Man möchte sich nackt ins Gras legen, einfach weil es so KÜHL ist. Das ist aber keine gute Idee. Nicht nur weil der Nachbar so interessiert schaut, sondern vor allem, weil in der Abenddämmerung die Mücken aus dem Gras und aus den Büschen kommen. Es sirrt und surrt und Entspannung ist nicht möglich. Die Mücken wollen ihre Brut füttern und ich hänge doch sehr an meinem Blut. Deshalb lüften wir nur durch die Mückengitterfenster und trinken ein kühles Bier.
In der Nacht rumpelt es manchmal noch ein bißchen, manchmal regnet es auch still vor sich hin. Ich liege dann im Bett und denke wie gut es doch ist, dass ich nicht gründlich gegossen habe und wie gemütlich ich da liege, während es draußen eher ungemütlich ist.
Am frühen Morgen scheint dann die Sonne, die Vögel zwitschern und es ist noch eine kühle Brise da. Aber sowie die Sonne kräftig wärmt, verdunstet das Wasser auf dem Boden und es wird schwül. Wie unter einer Käseglocke.
Ich möchte dann doch lieber am Meer wohnen. Auch deshalb.
21. Juni 2006 um 17:08
Treffend beschrieben, ich wohne ca. 20 km südlich von dir und bei uns ist es genauso. LG Sternenstaub
21. Juni 2006 um 17:46
Na du machst mir ja Mut. Wo wir doch alle nicht mit Hitze können und leichte Insektengiftallergie haben… Vielleicht sollten wir lieber im Dezember kommen…
dasMiest, gerade zweifelnd
Antwort von Frau … äh … Mutti:
Keine Sorge, Frau Miest. Bis Ihr kommt, habe ich längst anderes Wetter bestellt.
Im August ist es nicht mehr schwül. Letztes Jahr trugen wir Anfang August sogar Jacken.
Alles wird gut :-)
22. Juni 2006 um 01:22
…oder in den Bergen, so hoch oben, dass die Luft wieder klar wird und die Schwalben & Co das Stechige schonmal ausrotten, bevor es dich in Mückennarbiges verwandelt. Merke mosquito contra Roischnook, bald kannst du den Test vollziehen ;-)
Unschwülige Grüsse von Gabriela
22. Juni 2006 um 19:33
Ich habe zwar hier am Abend eine leichte Bise auf dem Hügelchen über der Stadt, dafür gieße ich mir jeden Abend auch einen Wolf. An Wiesbaden zieht nämlich jede Wolke jungfräulich vorbei. Vermutlich nach Rheinhessen…