Plöte Plackerei!

24. Mai 2006

Mein Haus, mein Garten, meine Rückenschmerzen!

Ich wollte immer einen großen Garten. Ehrlich.
Einen riesengroßen Garten, in dem die wundervollsten Blumen blühen, das wohlschmeckenste Gemüse gedeiht und die köstlichsten Beeren wachsen.

Achtung, der Wunsch könnte erfüllt werden.

Als wir vor sieben Jahren die grüne Villa zum ersten Mal betraten, waren wir vom Haus nicht sehr beeindruckt. Ein Haus halt, hübsche Zimmer und ganz viel Potential, um zu verändern und nach unseren Befürfnisse zu gestalten.
Die Terrasse, die man von drei Zimmer aus betreten kann, fanden wir prima. 60qm groß, Sonnenseite, perfekt.
Dann kam der Garten und ich war verliebt. Augenblicklich.
Ein wildes Durcheinander von Holunder, Flieder und Brombeeren. Umgestürzte Nadelbäume, von Efeu überwuchert. Wildnis pur und ich sah meine Kinder durch´s Gestrüpp kriechen und wirklich wilde Abenteuer erleben.
Es war Winter und deshalb sah ich nicht, dass zwischen Efeu und Gestrüpp Brennnesseln und Disteln den Garten fest im Griff hatten. Als ich dies entdeckte, war es zu spät, die Grüne Villa samt Wildnis vor der Tür gehörten bereits uns. Das jüngste Kind war zwischenzeitlich auch geboren und so balancierte ich zwischen Farbeimern und vollgekackten Windeln. Mit drei Kleinkindern, von denen das größte gerade eben drei Jahre jung war, in einem Haus, dessen Renovierung frühesten in 15 Jahren abgeschlossen sein sollte, ohne Küche, dafür aber mit einem wunderhübschen Kinderzimmer. Der Garten lag weiterhin brach.
Erst ein halbes Jahr nach Einzug (wir hatten dann auch endlich eine Küche) rodeten wir mit zehn Helfern den oberen Teil des Gartens. Etliche Kiefern und Holunder wurden gefällt, viele Paar Arbeitshandschuhe wurden an Brombeerhecken zerschlissen und wir entdeckten ein entzückendes kleines Backsteinhäuschen, ehemals ein Hühnerstall.
Dreissig Säcke Rindenmulch sollten erneutem Zuwuchern vorbeugen.
Im folgenden Frühjahr grub der beste Vater meiner Kinder seinem Nachwuchs eine riesige Sandkiste (2 x 2,5m, 1m tief), stellte eine Schaukel auf und erfüllte sich und mir einen Kindheitstraum: eine feste Feuerstelle im Garten. Der Grundstein zum Kinder- und Gartenparadies war gelegt und meine Aufgabe bestand nun darin zu verhindern, dass alles wieder zuwuchs. Der Rindenmulch erfüllte seine unterstützende Aufgabe und ich wagte mich ans untere Gartenstück.
Das untere Gartenstück ist ein hundert Meter langer Schlauch, der an der breitesten Stelle fünf Meter breit ist. Wir erwogen und verwarfen den Bau einer Bowlingbahn, fünf Reihenhäuser oder einer Landebahn. Stattdessen begann das Roden erneut.
Stück für Stück, jedes Jahr ein paar Quadratmeter mehr.

Heute habe ich kein neues Land gerodet. Nur das „alte“ gesäubert und gehackt. Und mit Tomaten, Waldmeister, Walderdbeeren und einer Zierdistel bepflanzt. Mein Rücken singt Arien, meine Finger sind taub von Brennnesselstichen. Ich habe schwarze Ränder unter den blaulackierten Fingernägeln, Ameisen, Holunderzweige und Blattläuse im Haar und Grasflecken auf den Knien.
Die wundervollsten Blumen blühen nicht, nur die allerschönsten und die, die Kater nicht umgeworfen haben, beim letzten Kampf. Das wohlschmeckenste Gemüse schmeckt auch den Schnecken hervorragend und die köstlichsten Beeren munden den Vögeln und Igeln.
Was soll´s, ich bin immer noch verliebt, in meine Wildnis.

3 Kommentare zu “Plöte Plackerei!”

  1. anabel Gärtnerin sagt:

    Also, Frau… äh… Mutti, ich kann mir zwar bei Ihren Schilderungen Ihre Villa bestens vorstellen.
    Trotzdem. Ich werde immer neugieriger. Will ich mal ganz ehrlich zugeben.
    Wie wäre es mal mit einem klitzeklitzeklitzekleinen Foto von der *grünen*? Nur von außen… bitte bitte…

    Liebe Grüße

    datt neugieriche anabel

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    Frau Anabel, Sie haben Post :-)

  2. Lumi sagt:

    Seit ca. 15 Jahren hab ich Ruhe mit den Schnecken. Damals hab ich einen Artikel gelesen in dem ein Garten-Schamane erklärte wie das geht, das friedliche Zusammenleben mit den Schnecken.

    Man entferne aus seinem Haushalt alle evtl. vorhandenen Schneckentötungs- u. Vertreibungsmaterialien. Man entferne aus seinen Gedanken alle mordlüsternen und überhaupt Anti-Schneckengedanken (sehr wichtig das).

    Alsdann begebe man sich in den Garten und mache seinen dortigen Mitbewohnern folgende Ansage: Ihr Schnecken … zwei Drittel von allem was hier zum essen wächst, das gehört mir und meiner Familie, ein Drittel ist für euch.

    Man warte ein oder zwei Tage und schaut welches Drittel sie sich ausgesucht haben. Dann erklärt man es ihnen nochmal ganz nett und deutlich … DAS ist euer Drittel, da bleibt ihr und teilt euch ein, dass es reicht und der Rest ist für mich und meine Familie.

    In all den Jahren musste ich ein einziges Mal „motzen“ weil sie sich ne Zucchini zuviel gegriffen haben, am nächsten Abend saßen sie wieder nur auf „ihrer“ Pflanze und haben da gefuttert.

    Ein Kollege hats lange nicht glauben wollen bis er es schlicht ausprobiert hat … vorher hat er allabendlich fast zentnerweise Schnecken eingesammelt und weggefahren sagte er … und er kam an und war total happy weils tatsächlich auch bei ihm funktioniert.

    Grüße aus dem Saarland

    Lumi

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    ok.
    Ich habe meine Gedanken frei von jeglichen Mordgedanken gemacht und die Schnecken darauf hingewiesen, dass das Drittel, das ab sofort ihnen gehört, im hinteren Teil meines Gartens zu finden ist. Dort wo leckere Brennnesseln und Disteln wachsen.
    Weil – das bißchen Obst und Gemüse, das ich habe, reicht mit Ach und Krach für fünf Menschen. Da hab ich dann eher kein Verständnis für Schneckenhunger.

    Aber keine Sorge, vergiftet wird bei mir keine Schnecke, schon aus Rücksicht auf die Igel. Aber den einen oder anderen Freiflug Richtung Wildnis überstehen sie gut.

  3. Aci sagt:

    Besser ein wilder, schneckenzerfressener und nesselbewucherter Garten, als kein Garten. Den habe ich nämlich. Und ich beneide jeden Menschen unter dieser Sonne, der ein Stück Grün sein Eigen nennen kann. Grillen im Wohnzimmer reizt immer so die Atemwege…. ;)

    Antwort von Frau … äh … Mutti:

    och, hm.
    Könnte ein neuer Bestseller in der GU-Kochbuchreihe werden: "Indoor-BBQ, wenn der Sommer nicht kommen mag"