erste Liebe

29. März 2006

Es ist leicht, ein paar lustige Sprüchlein über zwei acht- bzw. neunjährige Mädchen zu machen, die voller Ernsthaftigkeit von ihrer Liebe zueinander sprechen. Ich will aber mal ernst bleiben.

Immerhin besteht diese Liebe seit nun mehr fünf Jahren mit einer Intensität, an der sich manch „erwachsene Beziehung“ eine Scheibe abschneiden kann. Eine Liebe mit Höhen und Tiefen, voller Mädchengekicher und Zickenkrieg, voller Getuschel und Gekeife, Händchen halten, Arm in Arm laufend, küssend und an den Zöpfen ziehend.

In der Schule werden sie verspottet, von den doofen Jungs, die ihnen „ihr seid lesbisch!“ hinterherrufen. (wir sprechen hier von Drittklässern, am Rande angemerkt) Nachdem beide Mädchen erklärt bekamen, das lesbisch sein letztlich nur bedeutet, eine Frau statt eines Mannes zu lieben, bezeichnen sich beide gerne so. Denn sie lieben sich ja.

Es ist ein komisches Gefühl für mich als Mutter. Wie geht das weiter? Zeichnet sich hier vor meinen Augen bereits der L(i)ebenslauf meiner Tochter ab? Ab welchem Alter weiß man, welches Geschlecht der künftige Partner haben wird?
Wie und für wen auch immer sich meine Tochter entscheiden wird … diese Liebe, die sie gerade erlebt ist so zart und innig und unschuldig und stützend und sie soll so lange wie möglich andauern. Gegen den Spott.

Ich kann mich übrigens auch an meine erste Liebe erinnern. Leider unerwidert.

4 Kommentare zu “erste Liebe”

  1. Marianne sagt:

    hm, ich denke, diese Liebe ist eine echte wunderschöne Liebe und die Mädels können glücklich sein, dass sie das erleben können. Was draus wird? Vielleicht eine Beziehung, wahrscheinlicher aber eine lebenslange Freudschaft, die irgendwann leidvoll wird, wenn Männer ins Spiel kommen. Aber eine gute Freundschaft überlebt viele Beziehungen, eine Beziehung überlebt selten eine gute Freundschaft. Die beiden sind auf jeden Fall, egal wie es ausgeht, glücklich zu schätzen. Beneidenswert.

  2. Ute sagt:

    Da wirds einem anders ums Herz, wenn man das liest. Schoen, dass Deine Tochter und ihre Freundin so selbstbewusst sind. Sie stoeren sich offenbar nicht an den dummen Kommentaren der Schulkameraden. Das gefaellt mir. :ok:
    Ute

  3. S(tef)unny sagt:

    Meine erste Liebe wurde mir von den Erwachsenen 'genommen', denn: „Der muss selbst seinen Ranzen packen und den Stuhl hochstellen lernen“ das war in der ersten Klasse.
    Bei der zweiten Liebe wars genauso: Nein, Du kannst doch nicht da übernachten. Er ist ein Junge und Du ein Mädchen. Das gehört sich nicht“ Da war ich 11.
    …. wären das Mädhcen gewesen …. hätte ich meine Lieben noch lange gehabt.

  4. Annette sagt:

    Ich denke, was deine Tochter erlebt ist eine der ersten, echten und tiefen Frauenfreundschaften. Freundschaften wie diese halten, mit Hoehen und Tiefen, oft ein lebenlang.
    Wenn nicht, ist zumindest der Naehrboden bereitet, neue tiefe Freundschaften zu knuepfen und zu erleben.
    Ob sie spaeter lesbisch wird, kann man daran denk ich nicht unbedingt sagen.
    Ausserdem gibt es ja in der Pubertaet auch nochmal kurzeitige GEschlechtsverwirrungen :)
    Jedenfalls find ich es toll, wie die zwei sich behaupten.