Nachtrag

20. Januar 2006

Nachdem die Sentimentalitis verflogen ist, muss Folgendes ergänzt werden:

Ich erinnere mich mit Grausen an die vielen geschlossenen Türen, gegen die ich gerannt bin. Die meine Eltern mir verschlossen hatten, um mich zu schützen. Und die ich pubertierend zertrümmerte.
Ein ständiges Gefühlschaos, klassisches „himmelhochjauchzend“ und „zu Tode betrübt“. Unsterblich verliebt und den Selbstmord planend, weil „er“ mit der Freundin „ging“. Jörn Pfennig und Kristiane Allert-Wybranietz verschlungen, selbst irgendwelche Gedichtchen zusammengebastelt. Schwermütige Spaziergänge über den nächtlichen Friedhof und heimliches Schaukeln mit Freunden auf dem Kinderspielplatz. Ein Bett voller Kuscheltiere, darüber Limahl und Boy George an der Wand, beide beruhigend geschlechtsneutral :-)
Dann war da noch die „Null Bock“-Phase in der Schule, die mich zwei Jahre kostete und letztlich wohl auch den Beruf, den ich ausüben wollte.
Ein ständiges Streben, genauso „in“ zu sein, wie die wirklich angesagten Typen im Schulhof, die erste Zigarette mit 13. Blöde Idee, heute fehlen mir die Dinger mehr, als mir lieb ist.
Mit 14 die pubertäre Hässlichlichkeit, voller Neid auf die Schulhofköniginnen, die weder Pickel noch Zahnspangen hatten, dafür aber glänzendes Haar und Arme und Beine die zur Länge des Körpers passten. (Und kein Korsett trugen, aber das ist eine andere Geschichte)
Zwei Welten waren das: die richtungsweisenden Vorbilder in der Schule, die Mode, Sprache, Freundschaft diktierten und die Freunde in der Freizeit, mit denen ich ein Baumhaus baute.
Ich bin nicht traurig, dass diese Zeit vorbei ist, auch wenn die verliebten Schmetterlinge nie wieder so intensiv im Bauch zappelten wie damals.

Mein großes Kind wandert unaufhaltsam auf diese wirre Zeit zu, erste Ausläufer erreicht er schon. Ich wünsche ihm Mut zur Individualität und dass er später einmal ohne allzu große Verlegenheit auf diese Zeit zurückblicken kann. Aber bei Jungs ist das eh alles ganz anders :-)

2 Kommentare zu “Nachtrag”

  1. Stef sagt:

    [Aber bei Jungs ist das eh alles ganz anders]

    Nö! :-)

    Stef

  2. Gabi sagt:

    Ja, und dann noch die Zeit, als man immer in die Disco mußte…watt bin ich froh, dass ich da heute nicht mehr hin muß :-))