früher und heute

20. Dezember 2005

Früher dachte ich immer: „wenn die Kinder erst mal aus dem Gröbsten heraus sind, dann wird alles gut“
Mit dem Gröbsten meinte ich: wenn sie reden können, wenn sie laufen können, wenn sie trocken sind, wenn sie alle Zähne haben, wenn sie sagen können, warum sie weinen, wenn sie selbständig sind, wenn sie allein essen können.

Diesen Gedanken habe ich auch in einem früheren Blog ausformuliert und bekam einen Kommentar, an den ich immer wieder denken muss: „Nach dem Gröbsten kommt das Grobe!“ Ausserdem noch der abgelutsche Spruch: „Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen.“

Und so sehne ich mich nach den kleinen Sorgen und nach dem Gröbsten zurück. Früher glaubte ich, dass meine Kräfte irgendwann aufgezehrt sind und ich einfach zusammenbreche zwischen vollen Windeln, milchbekotzten Klamotten und schreienden Babies. Heute weiß ich, dass es damals „nur“ um Schlafmangel und den riesigen Pflegeaufwand, den drei Kleinkinder mit sich bringen, ging. Irgendwann waren alle Kinder satt und schliefen, irgendwann war die Ursache für anhaltendes Babygeschrei gefunden, irgendwann war Ruhe zum Abschalten. Waren kleine Sorgen erledigt und aus der Welt geschafft.
Heute hört das nie auf. Ich nehme die schlechten Englischnoten des Großen mit ins Bett, drehe und wende sie, errechne Durchschnitte und schaue, wo ich hätte mehr mit ihm lernen können und wann wir wieder lernen können. Ich wälze die Sorgen der Mittleren im Schädel hin und her, formuliere Gespräche mit der Klassenlehrerin, beschwichtige das Kind, tröste das Kind und will doch selbst nur heulen. Ich träume von verpinkelten Hosen und Sprachtherapien, von Kinderpsychologen und Medikamenten und frage mich beim Aufwachen, was ich wohl falsch gemacht habe. Oder was ich hätte anders machen können. Oder was ich ändern kann.
Es geht doch um die Schule. Es geht um Noten, es geht um das Ebnen des Weges für weiterführende Schulen, es geht um Schulabschlüsse, es geht um die Zukunft und um ein gesichertes Leben für meine Kinder.

Weihnachtswunsch für dieses Jahr:
– mehr Zeit für die Kinder und für mich.
– mehr Kraft, um die Zeit zu füllen
– mehr Zuversicht
– mehr Gelassenheit

3 Kommentare zu “früher und heute”

  1. Mariannchen sagt:

    Egal was du machst und wie du es machst, irgendwas ist immer falsch. Wenn du dein Ding mit viel Liebe und Hingabe durchziehst, wenn du dir Gedanken um sie machst, dann kannst du es nicht besser machen.

    Marianne

  2. pünktchen sagt:

    Liebe Pia,

    ich war das damals mit dem „… kommt das Grobe“ …

    Leider bestätigt sich das immer noch, aber die Lichtblicke werden größer
    :D

    Neulich hatte ich mit unserem Jüngsten so massive Probleme, dass ich das Angebot meiner Schwägerin angenommen habe und bei Ihr offiziell zur Beratung war. Sie ist Heilpraktikerin und behandelt und arbeitet mit angewandter Kinesiologie. In der ersten Sitzung habe ich meine Gedanken mal ausgesprochen, die ich immer so in mir drin verschließe. Auch über die Ängste, die ich mir um unseren Kurzen mache. Ich nehme jetzt seit zwei Wochen von ihr zusammengestellte Bachblüten und irgendwie ist der Weihnachtsstress nebensächlicher geworden. Sogar spät gebeichtetes Nachsitzen tangierte mich gestern nur extrem periphär …

    Deine Weihnachtswünsche zeigen, dass du am richtigen Weg bist, du weißt, was du willst, kannst es formulieren, musst aber genau wie ich lernen, auch zu akzeptieren, wenn es anders läuft.

    Wir haben mal vor einiger Zeit telefoniert (Pokemon ;) ) vielleicht sollten wir das mal wiederholen?

    Alles Liebe, Kraft und viel Freude mit deiner Familie in den nächsten Tagen!

    Elke

  3. dasMiest sagt:

    Liebe,

    ich wünsche dir viiiiieeeeel Ruhe, viel Kraft, ganz viel Zeit, die Liebe zu deinen Kindern zu genießen.

    Um noch eine der platten Weisheiten dran zu hängen: Das alles ist lange nicht so wichtig, wie es jetzt aussieht.

    Und um dich zu trösten: mir geht es häufig auch nicht anders.

    Fühl' dich gedrückt,
    liebe Grüße
    Claudia