Ich hab´ ein zärtliches Gefühl
5. November 2005
Der Vorhang ging auf und auf der Bühne stand ein kleiner, alter Mann. Glatze und ein Bauchansatz. Und ich war erschrocken. Meine Güte, der ist so alt geworden. „Er war schon alt, als wir noch ganz jung waren!“, sagte der beste Vater meiner Kinder.
Und dann spielte er. Und sang. Und die Bühne war zu klein für den Charmeur, den Zyniker, den Clown, den Sänger, den Lästerer, den Akrobaten, den Tänzer, den Brausekopf.
Es regnete Ping-Pong-Bälle und immer wieder wollte eine Träne kullern. Doch bevor die Schwermut mich drücken konnte, kam das Augenzwinkern von der Bühne. Auf und ab und die Zeit verflog.
Sechs Menschen standen auf der Bühne und ich wollte mich die ganze Zeit dazu stellen. An dieser Freude teilhaben, miteinander zu musizieren und zu singen.
Zwei Stunden gefüllt mit Worten und Musik, Resumee und Vorausschau, Erinnerung und Ausblick. Es war nicht genug. Der Saal leerte sich nach der Zugabe und dann ging der Vorhang doch wieder auf und er sang noch eins. Und noch eins. Und noch eins. „Ich singe noch ein Lied, dann – fall ich um!“, sagte er, bevor sich der Vorhang entgültig schloss, nach einer weiteren Stunde, in der ich mir die Hände wund klatschte.
Mit einem breiten Grinsen verließ ich den Saal. Wie gerne hätte ich ihn getroffen, um ihm zu sagen: „Herman, ich wünsche Dir Deine vierzig Zugaben. Und den Tango-Kurs zum Einhundertzweiten.“
Herman, die Welt ist nicht so schön, doch Du kannst sie ein bißchen schöner färben. Danke.
—————————–
er schreibt auch ein
Blog.
5. November 2005 um 12:11
Ja, es war ein Ereignis … ich habe den Herman erst zum zweiten Mal gesehen und traure all den nicht erlebten Konzerten nach … diesen Künstler muss man erlebt haben.
5. November 2005 um 16:37
Mist, grad bei mir um die Ecke und wieder nichts mitbekommen.
6. November 2005 um 16:09
Ich hoff, du hast gegrüßt ;-)).
Ich hoff, dass ich seine Schönfärberei irgendwann auch noch mal bewundern und genießen kann.
Liebe Grüße, Anette