geplatzte Träume

23. Oktober 2005

Auf der Kante des Misthaufens sitzend, die Sonne im Nacken und auf dem Scheitel der die beiden dicken, blonden Zöpfe teilte, verschrammte, braungebrannte Beine, inmitten einer Hühnerschar.
Mit der alten Blechgabel Kartoffeln mit Haferflocken und einem Schuss Milch in der noch älteren Blechschüssel zerdrücken und zu den Hühnern bringen. Die kannten den Klang von Blech auf Blech und gackerten aufgeregt an der Gehegetür.
Ein warmes, frischgelegtes Hühnerei in der Hand.
Mit der viel zu großen Mistgabel den Misthaufen umsetzen, damit die Hühner an die krabbelnden Köstlichkeiten herankamen.
Himbeeren teilen.
Weberknechte fangen, schaudern und verfüttern.
Den Hahn verscheuchen. Weinen, wenn er in den Nacken flog und unbarmherzig zuhackte.
Küken streicheln.
Löwenzahn pflücken und verfüttern. Hühnerschnäbel sind glatt und schmerzen nicht.

Ich wollte mir ein schönes Stückchen Kindheit zurückholen. Meinen Kindern ähnliche Erfahrungen schenken. Doch jetzt lese ich bei ihr und ihr.

Und weiß, dass es sich ausgeträumt hat. Jedenfalls für den kommenden Frühling.

2 Kommentare zu “geplatzte Träume”

  1. Ulrike sagt:

    Hallo Frau … äh … Mutti (niedlich) ;-)
    du hast ja eine wunderbare Art, Stimmungen mitfühlen zu lassen. Feiner Schreib-Stil! (Mich würde interessieren, wer du bist.)
    Ja, die neuen Zeiten sind deprimierend (in vielerlei Hinsicht), denn ein Ende der Irritationen ist nicht in Sicht …

    LG – ULrike

  2. Ulla sagt:

    Liebste Freundin,

    wie schade! Die Hühner siehst du also weiter nur während des Kultursommers…*lol* ;)