vorwärts, vorwärts!

22. September 2009

Seit gestern darf ich hochoffiziell erste Gehversuche im Haus ohne die Unterarmgehhilfen wagen. Die Betonung liegt auf „im Haus“, sprich in einer Umgebung, wo es ausreichend Stühle, Tische, Kommoden, Schränke, Türrahmen, Waschbecken und Treppengeländer gibt, auf die ich mich stützen oder an denen ich ggfs. auch verzweifelt entlang hangeln kann.

Das ist ein enormer Fortschritt, denn immerhin kann ich jetzt endlich wieder volle Tassen von A nach B transportieren. Bisher ging das nur mit leeren Tassen, deren Henkel ich mir über die die Krücke umklammernden Finger stülpte.

Treppen steigen kann ich allerdings nur mit Krücke und Geländer. Die Muskulatur im rechten Bein ist sozusagen eine Ex-Muskulatur und die Schwellung im Knie verhindert eine anständige Beugung. Das sind also gleich zwei Hinderungsgründe, mal eben runter ins Nähzimmer zu flitzen.

Das mit der Ex-Muskulatur ist wirklich richtig schlimm. Ich kann das gestreckte Bein im Liegen nicht hochheben, ohne dass es zu zittern und zu wackeln anfängt. Die Wade besteht aus Schienbeinknochen und Hautsack und der Oberschenkel wabbelt um die Dellen herum. Eigentlich gäbe ich mich nun gerne  dem Frustfraß hin, aber das wäre wahrscheinlich nicht hilfreich. Stattdessen versuche ich eher meine Ernährung meinem derzeit eher geringem Kalorienverbrauch anzupassen. Der Chocolat Fudge Cake am Wochenende war da sehr hilfreich.

In der Krankengymnastik mache ich Übungen, die so albern sind oder wären, hätte ich gesunde Beine. So aber steht mir der Anstrengungsschweiß auf der Stirn und ich bin hinterher fix und fertig. Ich muss so einen großen Ball mit der Ferse bewegen. Vor und zurück, hin und her. Die Krankengymnastik drückt (ohne merkliche Anstrengung) dagegen. Ich muss mit ausgestreckten Beinen auf der Pritsche liegen, die Kniekehlen beider Beine nach unten drücken und gleichzeitig die Fersen abheben. Funktioniert nur mit Muskeln und mit einem Knie, das wieder in die volle Streckung kann. Ich arbeite an beidem. Und das linke Knie spricht einige sehr interessante Dinge während dieser Übung, doch ich höre nicht zu. Nicht so lange das rechte Knie nicht wieder voll funktionsfähig ist, ich mindestens zwei Jahre lang ohne Krücken gelaufen bin und vergessen habe, wie doof eine Knie-OP ist.

Heute versuchte ich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Muskelaufbau, gesunde Ernährung und endlich mal raus aus der Bude.

Ich krückte zum örtlichen Obst- und Gemüsehändler, erstand Kürbis, Bohnen und Zwetschgen, krückte zurück und sitze nun mit hochgelegtem Ballönchen auf dem Sofa. Auf den Rückseiten der Unterarme habe ich mir Kühlpäckchen in die Ärmel geklemmt, denn die Armstützen der Krücken sorgen für allerfeinste Druckstellen in dunkellila. Für die Zubereitung von kalorienarmer, gesunder Nahrung bin ich jetzt leider zu erschöpft.

Die Kraft reichte gerade noch aus, um einen Kaffee und ein für-die-Schule-Geburtstagsmuffin auf die Sofalehne zu wuchten. Aber das, was da in der Wade maunzt, das wird mal ein großer Muskelkater. Hat sich also gelohnt.

(es geht voran, glaube ich.)

6 Kommentare zu “vorwärts, vorwärts!”

  1. Annie sagt:

    YOU GO GIRL! YOU GO GIRL!!! xxx

  2. Frau Nilsson sagt:

    Es geht voran, juhu!!

  3. Monika sagt:

    Streichen Sie das „glaube ich“ aus dem letzten Satz. Es geht voran, definitiv!

  4. Fiona sagt:

    Respekt… sie machen sich gut und werden schneller wieder Krückenfrei durch´s Dorf flitzen als die Bäume ohne Blätter stehen ;)

  5. Frau_Mahlzahn sagt:

    Es wird! Langsam, aber es wird!

    So long,
    Corinna

  6. Blogolade sagt:

    Dehnen gegen den Muskelkater ist wohl nicht angebracht,oder?

    Aber es wird, Frau Mutti, es wird!