Der beste Vater meiner Kinder ist mit dem Jüngsten auf dem Weg zum Sprachtest. Ich kann leider nicht mit, weil ich nämlich auf die Gemüsekiste warte. Die hat noch keinen genauen Liefertermin, weil es das erste Mal ist, sie kommt irgendwann zwischen drei und sieben.
(und die Großen können sie nicht in Empfang nehmen, weil sie noch nicht daheim sind, kommen wahrscheinlich auch irgendwann zwischen drei und sieben.)

Deshalb sitze ich, wie immer, auf dem Sofa. Mit Kaffeepott und der Brigitte. Weil ich nämlich ein Herdentier bin. Wenn Frau Brüllen und die Kaltmamsell eine Brigitte haben, muss Frau … äh … Mutti auch eine Brigitte haben. So ist das. (dem besten Vater meiner Kinder habe ich gesagt, ich bräuchte die nur wegen der Plätzchenrezepte; Tatsache aber ist, dass ich wissen muss, was es Neues für Winpern gibt, was Herr Joop über Frauen zu sagen hat und was ich tun kann, falls es zu einer Krise im Bett kommt. Plätzchen … naja. Ich backe doch eh immer nur meine fünf Sorten.)

Ausserdem habe ich immer noch fiese Halsschmerzen. Ganz tief hinten im Rachen, links und rechts, sind eklige Belege. Hatte ich schon mal. „KönnenSe mit nem Löffelstiel abkratzen“, empfahl der Hausarzt.

Klingt ekliger als es ist, ehrlich. Ich brauche auch keinen Löffelstiel, sondern mache das mit dem Finger. Sieht ein bißchen so aus, als würde ich für eine Essstörung trainieren, behauptet die Tochter und die muss das wissen, weil sie nimmt an einer Studie der Mainzer Uniklinik zum Thema „Essstörungen vorbeugen“ teil. „My step“ heisst das Ganze und ich werde demnächst mal ausführlicher berichten.

Wider Erwarten sind die Kindelein vor der Gemüsekiste eingetroffen, weswegen ich mich nun den hausfraulich-mütterlichen Pflichten widmen muss.

Ganz kurz: Töchterlein sollte in einem Fragebogen angeben, ob ihre Eltern gute Noten von ihr erwarten. Sie sagt, dass ihr die Beantwortung wirklich schwer fiel. Und ich muss ehrlich sagen, das fiele mir auch schwer. Erwarten Sie gute Noten von Ihren Kindern? Also wir erwarten, dass unsere Kinder ihren Job (=Schule) so gut, engagiert und sorgfältig machen, wie es ihnen möglich ist. Darüberhinaus hoffen wir, dass sie einen gesunden Ehrgeiz haben/entwickeln. Heisst das jetzt, dass wir gute Noten erwarten? (und was ist denn das Gegenteil? Wehe du bringst mir schon wieder ´ne eins ins Haus!?)

13 Kommentare zu “Kaffee, Gruppendruck und Eiter”

  1. annilu sagt:

    Ihre Worte zum Thema „Erwarte ich gute Noten von meinem Kind“ könnten von mir sein. Nur dass ich das nicht so nett und treffend ausdrücken könnte…

    Liebe Grüße

  2. studentenleben sagt:

    Lustigerweise dachte ich 13 Jahre lang, dass meine Eltern gute Noten von mir erwarteten.
    2 Jahre nach dem Abitur fand ich heraus, dass sie eher besorgt waren, dass ich mich überarbeite und Noten nicht so wichtig gewesen wären.

  3. Fiona sagt:

    mein gott is das ne bescheuerte frage, entschuldigen sie bitte meine ausdrucksweise, aber mal ehrlich, ich will das mein kind das beste gibt was er kann und wenn das ne 4 ist dann ist es halt ne 4, aber dann ist es ne 4 für die er sich angestrengt hat
    ja nach einer zweierserie hatten wir nun mal ne 4, ist das nun schlimm? nein ganz sicher nicht, es liegt einem nicht alles und unsere kinder ärgern sich selber schon genug darüber, als das wir mit überzogenen erwartungen auch noch zusätzlichen druck auf sie ausüben.
    ja ich erwarte das der stoff zu hause nochmal angeschaut wird, ich erwarte ordentlich erfüllte hausaufgaben, ich erwarte das für angesagte arbeiten etwas mehr gelernt wird und ansonsten, erwarte ich einfach das sie versuchen ihr bestes zu geben.
    meine kids müssen jedenfals keine angst haben nach hause zu kommen wenn es keine 1 geworden ist(da mal an die eigene kindheit denkt, 3 woms, das saß)
    im gegenzug dafür können sie erwarten, das ich das beste als mama gebe, das sie mich fragen können wenn sie probleme haben, das ich immer für sie da bin und spiel und spaß auf keinen fall zu kurz kommen
    den die kindheit besteht nicht nur aus schule und lernen kann man auch beim spielen, beim toben durch den botanischen garten, beim staunen im kindernaturkundemuseum etc. pp

  4. Eva sagt:

    Auf die Gemüsekiste warten? Unser Lieferant stellt Dir vor der Türe ab. Ich muss (leider) nicht Brigitte-lesend auf dem Sofa warten.

  5. skizzenblog sagt:

    zum thema halsaukratzen hätt ich noch was, vielleicht eine anwendungsmöglichkeit, öchö, gute besserung:
    http://skizzenblog.clausast.de/?p=1363

  6. Allerleirauh sagt:

    Komische Fragestellung. Also die mit den Noten. Irgendwie ist es ja logisch, dass Eltern gute Noten besser finden als schlechte.

    Problematisch wird es ja erst, wenn Liebe und Wertschätzung dem Kind gegenüber von den Noten abhängig sind. Ist so vielleicht schwer in einen Fragebogen für 12 jährige zu packen. Ich kann die Tochter verstehen, dass es ihr schwer fiel darauf zu antworten.

    Die Brigitte liegt hier diese Woche auch. Wegen der Plätzchenrezepte, versteht sich ;-)

  7. Silke sagt:

    Ja, die Brigitte… Da habe ich auch schon einige leckere Plätzchenrezepte gefunden, die ich jedes Jahr auf’s neue rauskrame.

  8. Cosima sagt:

    Ich habe jetzt seit 1998 drei Kinder in diversen Schulen. Als meine Karriere als Schulkind-Mutter begann habe ich nicht damit gerechnet, dass es irgendwelche Probleme geben könnte. Ich selbst größtenteils sehr gerne in die Schule gegangen, um meine Freunde zu treffen und dort eine nette Zeit zu erleben. Leute, die immer und überall gute Noten hatten, galten als farblose Streber. Mit Prüfungen und Noten hatte ich keinen Stress (und habe auch keine gemacht bekommen). Das Gleiche erwartete ich auch von meinen Kindern.

    Bei Nr. 1 lief zumindest die Grundschule super, erst auf dem Gymnasium wurde es etwas schwieriger. Leider stellte sich dann heraus, dass Nr. 2 und 3 Legastheniker waren, also nicht Lesen und nicht Schreiben konnten, was dem Schulerfolg dann doch etwas im Wege stand…

    Bei uns ist es also schon ein Erfolg, wenn im Diktat keine „12“ sondern aus eigener Kraft eine 4 geschrieben wird! Mir es es wesentlich wichtiger, dass die Kinder einigermaßen gerne zur Schule gehen und nicht, dass sie gute oder sehr gute Noten schreiben (wobei ich natürlich nix gegen gute Noten habe…). Es gibt auch kein Geld oder sonstige Belohnungen für gute Noten, sondern wir feiern immer wenn es Zeugnisse gibt, dass wir wieder ein 1/2 Jahr geschafft haben.

    Bis ca. zur 6. Klasse haben wir die legasthenen Kinder sehr intensiv betreut, einfach weil es sonst gar nicht in der Schule klappt. Ab der ca. 7. Klasse unterstütze ich nur noch auf Anforderung. Da in der Schule keine großen Erfolgserlebnisse zu erwarten sind, haben wir versucht, dafür andere Betätigungsfelder zu finden. So habe ich jetzt hier einen fitten Handballspieler und einen begabten Schlagzeuger. Aber für mich sind sie liebenswert auch ganz ohne Leistung. Und das wissen sie auch!

    Trotzdem sage ich immer: wenn alle meine Kinder mal einen Schulabschluss geschafft haben, dann rutsche ich auf den Knien nach Lourdes…

    Grüße über den Rhein :-)

  9. Bettina S. sagt:

    @Cosima: Ihr Artikel spricht mir ganz aus dem Herzen! Auch hier habe ich ein ADS-Kind mit LRS-Problemen. Und wenn es dann wie heute eine Deutscharbeit mit der Note 2-3 zurück gibt, ist die Freude grenzenlos (auch wenn es „nur“ Hauptschulniveau ist). Mein Sohn wird seit einem Jahr intensiv von einem Lerntherapeuten begleitet und kann jetzt endlich in der 6. Klasse die ersten Früchte seiner Arbeit ernten, auch z. B. in Englisch. Wer nie mit lernschwachen Kindern zu tun hatte, kann so ein Glück gar nicht nachvollziehen.

    Übrigens – Sie haben einen wunderschönen Namen, und wenn ich mir eine Anmerkung erlauben darf: Mein Hund heißt genau so!!! Und sie ist auch wirklich eine Schönheit, wie der griechische Name verheißt.

    LG, Bettina

  10. Monika sagt:

    ganz wieder zurück zum anderen Thema (zum Thema Schule mag ich eh grad nix schreiben, weil obwohl gute Noten grad schwierig hier – ja, das gibts…)

    hab mir heute die Brigitte mit den Rezepten gekauft weil Herdentrieb und so. Kann aber, bis auf zwei Ideen, grad garnix damit anfangen :-(

  11. Brassica oleracea convar sagt:

    was ich dieses Jahr von den Keksen in der Brigitte halten soll weiß ich auch noch nicht so richtig „Schoko-Linsen-Streusel !? obwohl Schokolade mit Chili wird ja auch gegessen ;) aber nett in Szene gesetzt

    Bei den Halsbeschwerden empfehle ich 1-2 Tässchen Salbeitee schmeckt grauslich aber hilft Gute Besserung!!

    Leistungserwartung- Leistungsdruck ein großes, weites Thema. Als Mutter von 4 Kindern habe ich vom hochbegabten bis hin zum gestigbehindertes Kind alles gehabt. Was für das eine Kind ok ist ist für das Geschwisterkind noch lange nicht so. Es ist wie mit vielen Dingen : die Dosis macht das Gift.Und dann erziehen wir ja nicht alleine sonder der „Zeitgeist“ tut sein übriges. In vielen Ihrer Gedanken der Kindererziehung finde ich uns wieder – und es hat gut funktioniert. Die Frage auf dem Bogen läuft auf folgende Erkenntnis raus: Leistungsbezogenes Elternhaus = Essstörung. Aber so einfach ist das auch wieder nicht. Hach ein weites Thema….

    viele liebe Grüße

  12. kaltmamsell sagt:

    „Gute Noten erwarten“ – da habe ich Tochtererfahrung:
    – „Wieder nur eine drei? Eine Woche Fernsehverbot!“
    – „Romanelesen gibt’s nicht, du sollst lernen. Wenn die Claudia eine eins schafft, kannst du das schon lange.“
    – „Nur knapp um die Mathe-Fünf im Zeugnis rumgekommen? Wir werden dich vom Gymnasium nehmen müssen.“
    – „Alle Lehrer sagen, du könntest viel bessere Noten haben, wenn du nicht so faul wärst. Hausarrest bis zur nächsten Schulaufgabe!“

    So sieht es aus, Frau … äh … Mutti, wenn Eltern gute Noten von ihrer Tochter erwarten. Mit herzlichem Gruß an die Ihrige (am besten inklusive heftig geschwungenem Zeigefinger, sie solle abgrundtief dankbar sein und Ihnen die Füße küssen, weil sie es ja so gut bei Ihnen hat – das Übliche halt).

  13. jo sagt:

    Die Notenfrage habe ich mir auch schon oft gestellt, ich finde es ist immer eine Gradwanderung zwischen Erwartungshaltung und gesundem „Druck“, denn ich möchte schon vermitteln, dass ich „erwarte“, dass Schule ernstgenommen wird und wie Sie schon sagten, „so gut wie möglich…“ und so. Andererseits darf der Druck nicht fürs Kind offensichtlich sein. Also das Geheimrezept ist ja, die eigene Motivation (die ich wahrscheinlich zu Schulzeiten selber nie hatte) aufs Kind zu übertragen, und das so gut, dass das Kind denkt der Ehrgeiz käme von ihm… oder so.