Massage – Massaker

22. März 2010

Was für den einen der Gipfel der Genüsse ist, führt bei mir zu kleinen Halbmonden in den Handinnenflächen.

Eine halbe Stunde lang streichelte und knetete und walkte die Physiotherapeutin an und auf meinem Rücken herum und entdeckte den Schmerzauslöser in dem sie zielsicher mit den Finger reinbohrte. Ich bin sehr dankbar, denn nun weiß ich, dass meine ganzen Alpträume von wuchernden Sachen die an meinen Rippen wachsen völlig haltlos sind.

„Nicht erschrecken wenn´s kracht!“, wurde ich gewarnt, während meine Schulter nach hinten gezogen wurde. Es krachte nicht und das ist schade. Findet jedenfalls die Physiotherapeutin. Nächste Woche wird sie mir wahrscheinlich dann mit den Knien im Rücken herumbohren.

Nach den Dehn- und Streckübungen folgte die Massage. Massieren ist … nicht schön. Eigentlich schon. Aber nur, wenn der Mensch, der mir und meiner Haut so nahe ist, auch meinem Herzen nahe ist. Fremde Menschen kann ich nur sehr schwer so nahe und intim an mich heranlassen. Und so lag ich dann eher verkrampft auf der Pritsche, folgte eher misstrauisch den Bewegungen der fremden Hände auf meiner Haut und analysierte, was da mit mir gemacht wurde.

Ich mag es nicht. Ich mag keine Begrüßungsumarmungen, mag keine Wangen- oder „knapp neben die Wange“-Küsschen, mag nicht mal gerne freme Hände schütteln. Ich weiß nicht, ob das immer extremer wird, je älter ich werde oder ich es jetzt erst, im „reifen Alter“ schaffe, es vor mir und anderen zuzugeben, dass mein dreissig-Zentimeterradius nur von wenigen Menschen durchbrochen werden darf.

Vielleicht schaffe ich ja noch, diese Massiererei als nötige Therapie zuzulassen, denn ich spüre ja schon sehr deutlich, dass der Rücken glücklich darüber ist. Nächstes Mal schicke ich den Rücken ohne mich los.

25 Kommentare zu “Massage – Massaker”

  1. Tintenfischchen sagt:

    Ach, endlich eine verwandte Seele. Mir geht es – bis auf das Händeschütteln – genauso! Ihre Liste muß ich für mich noch erweitern, denn bei mir gehören Frisör und Zahnarzt auch in die Kategorie.

  2. frau s. sagt:

    ich kann massagen auch nix abgewinnen. irgendwie ist mir das unangenehm, wenn da so rum geknetet wird. und wenn man die schulterpartie verlässt und es ein wenig den rücken runter geht, ist’s ganz vorbei. dann kann ich mich nämlich nicht mehr halten – vor lachen. ich bin zu kitzelig für massagen. ;)

  3. Frau Irgendwas sagt:

    Das mit der Privatspähre – öhm – irgendwo einen Vulkanier in der Ahnenreihe?
    Und die Massage einfach ablegen unter Was-uns-nicht-umbringt-macht-uns-härter, vor allem wenn es dem Rücken gut tut.
    LG

  4. tante liesbet sagt:

    Das ist mir jetzt aber peinlich.
    (Ich umarme Sie NIIIEEE wieder.)
    LG Dorsi

  5. Frau Suppenklar sagt:

    Schon wieder so herrlich menschlich in Worte gefasst, was andere nicht respektieren können – großartig, liebe Frau Mutti! 30 Zentimeter sind manchmal schon zu nah! Manchmal ist Nähe aber auch ganz wunderbar!

    Entfernte und lachende Grüße
    Frau Suppenklar

  6. Javea sagt:

    Zum Glück hat der Liebste eine Ausbildung darin. Bei anderen Menschen fällt es mir nämlich auch schwer… zum „zu nah“ kommt dann noch hinzu, dass ich unglaublich empfindlich bin und bei einer normalen Massage vor Schmerzen heule. Hinterher fühlen sich dann die Muskeln zwar toll an, aber mit Genuss und Entspannung hatte das dann nichts zu tun.

    Entspannte, weit-wegige Grüße von
    Javea
    (die gerade die Massageliege von gestern abend wieder weggeräumt hat :) )

  7. klengelchen sagt:

    Hallo,

    ich musste eben schmunzeln, als ich Ihren Eintrag gelesen habe und konnte es mir nicht verkneifen, Sie leise \Frau Monk\ zu nennen. (Monk = TV-Serie, RTL)

    Vielleicht ist es ein Trost, dass auch Massagen irgendwann zu Ende sind.

    Liebe Grüße

    klengelchen

  8. fraumutti sagt:

    Klengelchen, das ist nicht schlimm, wenn sie mich so nennen. Auch wenn ich noch nicht mal alle Macken und Ticks erwähnt habe :)

    Frau Irgendwas, kein Vulkanier, dafür bin ich nicht klar genug strukturiert und logisch genug. Aber vielleicht einen Rainman :)

    Dorsilein, aufhören. Nix peinlich.

  9. CCTh sagt:

    Wenn’s [körperlich] wehtut, ist es zu fest.
    Mein Schatz (Autodidakt, aber perfekter Masseur!) muss bei mir meistens quasi streichelnd anfangen und erst nach und nach intensiver drangehen, sonst empfinde ich es auch als sehr unangenehm. Aber wenn er meinen Rücken dann locker bekommt… *schnurr* ein gigantisches Gefühl.

  10. steffi sagt:

    bei mir wird es mit dem alter schlimmer und massagen vom physio-team tun einfach nur weh!!!

  11. fraumutti sagt:

    Steffi und CCTh, die Massage tat nicht weh. Ich kann´s einfach nur nicht ertragen. (weh tat die Suche nach dem Schmerzauslöser und das muss wohl sein, ich beklage mich nicht)

  12. allerbestes sagt:

    Wie tröstlich.
    Ich habe das Gefühl mich schauen alle ganz mitleidig an wenn ich erzähle das ich sowas nicht mag. Schon die Kopfmassage beim Friseur find ich unangenehm und wann ich wen umarme möchte ich gerne auch selbst entscheiden.
    Schön das es anderen auch so geht!!

    Viele Grüße
    Silke

  13. schneemaennchen sagt:

    bis auf die massage, die ich gut aushalten kann, kann ich das alles nur unterschreiben…

    lg
    schneemaennchen

  14. Christine sagt:

    Sehr wohltuend, Ihre Ausführungen! Ich dachte ich bin die einzige, die dieses Bussi-Bussi, Umarmungen zur Begrüßung und dergleichen haßt wie die Pest. Wurde ja in den letzten Jahren unglaublich Mode, nach meinem Gefühl möchte es ganz oft eine menschliche Nähe simulieren, die realiter gar nicht da ist.

    Grüße, Christine

  15. féizào sagt:

    Der letzte Satz ist am besten! ;-)
    Ich mag Massagen, vor allem beim Zugucken. Spiegel-Neuronen und so.
    Fürs Selber-Massiertwerden bin ich leider zu kitzlig, obwohl ich solche Berührungen mag.

  16. Petra sagt:

    Ach ist das schön, wenn frau plötzlich feststellen darf:
    soooo alleine ist sie ja garnicht mit ihrem Hang zur Distanz!

    Danke für den Beitrag ;-)

    LG
    Petra

  17. dickespaulinchen sagt:

    Ha! Ich bin nicht allein! Danke, das beruhigt ungemein. Ich kam mir immer wie ein autistischer Alien vor, wenn ich lieb gemeintes massiertwerden unter Freunden vehement abgelehnt habe, es gibt ja so Leute die meinen sie müssten JEDEN damit beglücken und JEDER wollte damit auch gerne beglückt werden.
    Nein danke, ich mag es nicht!!

    LG, Katharina

  18. jette sagt:

    Physiotherapeutin wollte ich auch immer werden. Zumindest zwei meiner Kollegen kann ich damit beglücken (obwohl ich da vorsichtig sein muß, die sind so zart).

  19. Glückskind sagt:

    Frau Mutti, wenn Sie keine Massagen mögen, gehen Sie mit dem geschätzten Rücken doch mal zu einem guten Osteopathen. Der fasst sie zwar auch an, aber Sie dürfen alles anbehalten. Und nach schmerzenden Punkten zum Reindrücken sucht der gar nicht erst. Meistens. ;)

    Ich würde NIE WIEDER ohne regelmäßige (alle 4-6 Wochen einmal) osteopathische Behandlung sein wollen. Mein Rücken steckt seitdem viel mehr weg und „ploppt“ nach Fehlbelastungen wie selbstverständlich wieder da hin, wo er hingehört!

    (laut ihrem captcha soll ich nach „lourdes also“. Ich frage mich, ob das was mit dem Rücken zu tun hat? :D)

  20. gänseblödchen sagt:

    Oooh! Wie gut ich das kenne! Ich hatte mal eine Bekannte, die mich immer an sich riss und auf die Wange küsste/schmatzte. Uaaah! Ich hab mich da jedesmal ganz steif gemacht. Und mir dadurch tatsächlich mal den Hals verrissen, so dass ich ihn drei volle Tage nicht bewegen konnte! Schön zu lesen, dass ich da nicht allein mit meiner Menschenphobie bin!

    LG, Kerstin

  21. Annette sagt:

    Ich werde auch nicht gern massiert, egal von wem und ich gehe vor allem auch nicht gern zum Frisoer. Ich kann mich einfach nicht entspannen, weder bei dem einen noch bei dem anderen und daher bringt es mir auch nichts. Hat auch nix damit zu tun, dass es Fremde sind, ich mag den Vorgang einfach nicht, es macht mich total ungeduldig.
    Ansonsten habe ich nix gegen Umarmungen jeglicher Art und Kuesse :) Waere hier auch echt ein Problem, wo ich doch in einer Ecke von Europa leben, wo doch alle sehr „touchy feely“ sind und das Wort: Individualtoleranz ein absolutes Fremdwort.

  22. Ute sagt:

    Hallo Frau Mutti,
    Schön, wenn es mal jemand so deutlich sagt…
    Ich mag es auch nicht, wenn mir jemand so//zu nah kommt, aber jedesmal, wenn ich versuche, es zu erklären… ernte ich erstaunte Blicke, Kopfschütteln oder auch schon mal böse Kommentare…
    Ich hab für mich entschieden, auf mich zu hören und alles abzulehnen, was mir nicht guttut…
    Schönen Tag noch…
    Ute

  23. Iris sagt:

    Hallo Frau … äh … Mutti,
    ich glaube was Ihnen und den meisten anderen, die sich hier geäußert haben, sauer aufstößt, ist die Zwangsbeglückung. Also die ungefragte Körperlichkeit, die aufgedrängte Berührung und das distanzlose Verhalten mancher Gut-Meiner. Ich habe nichts gegen eine Umarmung, die von Herzen kommt und von einem Menschen, der mir lieb ist. Ich empfinde es in seelisch strapaziösen Momenten als Erdung, wenn mir jemand Liebes einfach die Hand beruhigend auf die meine legt. Aber auch da sind die Geschmäcker sicher seeeehr verschieden. Und beim Frisör stecke ich der Lieblingsfrisörin immer was zu, weil ich mir erhoffe, sie krault dann länger beim Haarewaschen… die darf das! Quintessenz: Leider treffen wir nicht immer auf Menschen, die unsere persönlichen Körper-Grenzen respektieren und die wir mit unserem Steif-Machen oder Entwinden erst sensibilisieren müssen… aber ich finde auch, das Recht sich da zu entziehen, hat jede(r)! Wünsche für den Rücken alles Gute und den Tipp mit der Ostheopathie kann ich nur bekräftigen (aber mir schwant, also wären Sie da schon mal gewesen, oder??), also totoitoi für die Gesundung und herzliche Grüße aus gesunder Distanz :-) Iris

  24. nelly_pappkarton sagt:

    Ich bin sicher, die Friseurin meint es nett, wenn sie fragt: „Darf ich Ihnen eine Kopfmassage geben.“. Mir läuft das dann immer kalt den Rücken runter.
    Andererseits bin ich ein guter und williger Krauler (allerdings jetzt nicht bei der Friseurin ;)

  25. ErnestineSTEIN sagt:

    People deserve wealthy life time and credit loans or just short term loan will make it much better. Because freedom depends on money.