sonniges Kaffeepäuschen

14. April 2010

Es ist jedes Mal eine große Freude: das Umräumen des Kleiderschrankes. Die dicken Winterklamotten kommen in die großen, roten Kisten, Flatterkleidchen, Tops und die Sommerröckchen werden ausgeschüttelt und ordentlich ins Regal eingeräumt. Ich möchte „Hallo lilarotes Hängerkleidchen! Ich freu mich, dich zu sehen!!“ jubeln. Oder „Blümchenrock! Endlich treffen wir uns wieder!“

Entdecke beinahe vergessene Klamöttchen wieder und das Einpacken von den dicken Wollpullis hat was Rituelles: den Winter einmotten.

Und zu jedem Saisonwechsel dann der spannende Moment: was passt noch? Was passt wieder? Was passt zwar, ist aber einfach hinüber?

(Rubrik: Alltagsfreuden, leicht gemacht)

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Manchmal möchte ich sagen:

Hör mal, es nervt mich, dass du dir so sicher bist, die Unterschiede zwischen Frau … äh … Mutti und der echten Pia zu kennen … nur weil wir uns vor zehn Jahren (!) ab und zu getroffen haben. Natürlich ist Frau … äh … Mutti eine andere als Pia. Aber Pia kennst Du nicht mehr. Mach dich mal frei.

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„Frühstücken wir heute bei McDonalds?“, fragte Frau … äh … Mutti heute morgen.

„Könnten wir.“, antwortete der beste Vater meiner Kinder.

Und bevor Sie jetzt entsetzt nach Luft schnappen, weil Frau … äh … Mutti, die immer gegen Tütchenkochen wettert und Biokisten-Abonnentin ist, zum Frühstück ins amerikanische Spezialitäten Restaurant „Unter den goldenen Arkaden“ geht … glauben Sie mir, diesen Dialog führen wir, seit zum ersten Mal vor fünf? sechs? sieben Jahren Frühstück bei McDonalds angeboten wurde. Vor zwanzig Jahren war ich in Amerika und lebte begeistert von den Cinnamonrolls, die es dort gab. (und auch von Tacoshells von Taco Bell´s.)

Als ich vor Jahren las, dass es Frühstück bei McD gibt, war mir klar: das muss ich probieren und vielleicht gibt´s dort ja auch die leckeren Cinnamonrolls. Naja, die Zimtröllchen mache ich jetzt lieber selbst und diese Eier/Schinken/Burger machen mich eher nicht an, naja, und geizig bin ich auch. Geblieben ist also nur der Dialog. Und der ist Synonym für Nähe und Vertrautheit, vielleicht auch Ausdruck für „lass uns wieder was zusammen unternehmen, egal ob Bierchen im Garten hinten trinken oder schick essen gehen“. Und auch ein Beweis dafür, dass das, was man von anderen Menschen aufschnappt, nicht unbedingt verlässliche Rückschlüsse auf deren Art und Leben zulässt.

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Kann bitte mal jemand einen Beamautomat erfinden?

11 Kommentare zu “sonniges Kaffeepäuschen”

  1. Budenzauberin sagt:

    Ich glaub’s ja nicht – andere führen auch solche Dialoge?! Sie haben das sehr schön beschrieben mit dieser Vertrautheit. Bei meinem Mann und mir findet das genauso statt, nur am Abend und mit „Wer ist heute dran mit Gyros Pita holen?“

    (Ich bin ja beruhigt, daß es bei dem Knubbel an Ihrem Finger keine Arthrose ist!)

  2. Sabine Sendelbach sagt:

    Liebe Frau Mutti *G* ich finde sie haben vollkommen recht damit das mann nicht Urteilen sollte über mal eben was gehörtes! Mein Mann und ich haben auch so manche Dinge wo kein anderer versteht aber urteilt!
    Liebe sonnige Grüße Sabine

  3. Anja sagt:

    Pah, und ich dachte, mein Mann und ich wären was besonderes, weil wir solche „seltsamen“ Dialoge führen ;o)

    Vertrautheit, ewig lange … so schön :o)

    LG Anja

  4. Vanessa sagt:

    Sie haben so recht, Frau … äh … Mutti!

    Ich würde auch so gerne mal sagen: Du hast KEINE AHNUNG! Und wieviel die echte Vanessa mit der Kröte gemein hat, weiss nur ich…

    Ihre Vertrautheit mit ihrem Mann finde ich klasse. Und solche Insider finde ich LEBENSNOTWENDIG!

    LG Vanessa

  5. tanja sagt:

    Solche Running Gags braucht doch jede Beziehung!

    Wir haben in den Schwangerschaften immer behauptet, es würde ein Dackel namens Günther.

    Dass muss für Außenstehende auch seltsamst gewesen sein, aber für uns war klar: Egal ob Junge oder Mädchen, gesund oder nicht – egal!

  6. Zimtapfel sagt:

    Solche Insider sind was wunderbares! Gerade, weil andere oft kopfschüttelnd daneben stehen. Wir haben so eine Postkarte am Kühlschrank hängen, bei der Besucher oft leicht pikiert gucken und dezent fragen, wie das denn wohl gemeint ist… :D

    (Und ich liebe diesen Eier-Schinken-Burger sehr! Allerdings, ich muss überlegen, war ich das letzte Mal irgendwann Mitte der Neunziger beim Gasthaus zum Goldenen M frühstücken, als ich in Marburg für einen Monat bei einer Familie zur Untermiete wohnte und zwischen deren Wohnung und der Uni sehr günstig selbiges Gasthaus lag… damals allerdings sehr regelmäßig.)

  7. Zimtapfel sagt:

    (Und gerade fällt mir auf: Gar keine Captcha-Abfrage mehr? Buhuuu! *heul*)

  8. Lakritz und Schokolade sagt:

    Cool, wir haben solche Dialoge auch… und unmögliche Kosenamen, die wir niemals jemandem verraten könnten, weil sie so peinlich sind. Für Außenstehende. Für uns nicht.

    Und: ich habe Samstag eine Farb- und Stilberatung gemacht. Ergebnis: ich habe *nicht ein* Kleidungsstück im Schrank, das in Farbe oder Schnitt zu mir passt… war sehr spannend und interessant, erzähle ich mal beim Kaffee auf Ihrer Terrasse.

  9. fraumutti sagt:

    Wann denn, liebe Lakritzefrau?

  10. Frau Irgendwas sagt:

    Solche Dialoge kennt wohl jedes ‚altes Ehepaar‘, genauso wie es Wortspiele/Satzanfänge u.ä. zwischen Kindern und Eltern gibt die nur zwischen genannten Parteien funktionieren und den Rest der Welt ratlos zurücklassen. UND SO MUSS ES SEIN!!!

    P.S. Habe bloß Angst vor der nächsten Stufe, die da heißt: ‚Alte Ehepaare‘ sehen sich irgendwann ähnlich … will meine Haare behalten!!!! ;-)))

  11. Frau ausBerlin sagt:

    Frau…äh…Mutti, ihren Blog lese ich inzwischen jeden Morgen beim Frühstückskaffee… irgendwie statt/mit Tageszeitung und schmunzel immer wieder gerne und freue mich über Neuigkeiten und bildhafte Anregungen aus ihrem Haushalt…Vielen Dank dafür!
    Geradezu beneidenswert, dass sie bereits die Wintersachen eingemottet haben… daran ist hier nicht wirklich zu denken, zumal öffentliche Arbeitgeber hier einfach partiell entscheiden: „Der Winter ist vorbei!“ und die Heizung abdrehen… Bibber!
    Es grüßt sie aus Berlin – übrigens auch mit einer 3er-wilden Gang in der das kleinste Kind ein weibliches Wesen ist – die

    Frau ausBerlin