würde ich das Verhalten meiner Kinder nennen.

Der kleine Sohn kam von der Schule und berichtet, sein Mathetest sei eigentlich ganz gut gelaufen. Er habe beinahe alle Aufgaben lösen können. Allerdings wisse er schon von zwei, drei Fehlern. Hrgh.

Der große Sohn kam von der Schule und berichtete, sein Erdkundetest sei eigentlich ganz gut gelaufen. Leider habe er Namibia falsch zugeordnet, nicht mehr gewusst, wo Burkina Faso liegt und ein paar Gebirge habe er evtl. verwechselt. Dafür hat er aber im Geschichtstest ´ne zwei plus und im Mündlichen ´ne eins.

Töchterlein kam von der Schule und strahlte. Die letzte Stunde ist nämlich ausgefallen und es gab nur ein paar Hausaufgaben in Französisch. In diesem Fach schreibt sie demnächst auch ´nen Test, aber Lernen … wird sie später. Vielleicht. Eigentlich kann sie ja alles.

So ist das also, mit der Schule.

Die beiden Großen arbeiten sehr selbständig und motiviert, dafür möchte ich mehrmals täglich auf Holz klopfen, am Besten in die Kerbe, in der mein Kopf immer landet, wenn ich die Arbeitsmoral des jüngsten Kindes erlebe.

Bevor der Jüngste zur Schule kam, habe ich immer leise in mich hineingeschmunzelt, wenn andere Mütter klagten, die Brut sei so langsam bei den Hausaufgaben. So unkonzentriert. Und käme schlecht mit in der Schule. Brächte schlechte Noten mit heim. Hey, dachte ich, da habt ihr wohl was falsch gemacht, denn meine Kinder schreiben prima Noten und die Schule ist kein Stress. Für niemanden in der Familie.

Und dann kam der Jüngste in die Schule. Die ersten beiden Schuljahre habe ich nur gefiltert erlebt. Er ging in die Ganztagsschule, in seine Miniklasse von acht, maximal zehn Kindern und die Schule … die war halt da in Mainz, Noten gab es nicht und bei den Elterngesprächen war man stets voll des Lobes über das fröhliche, ausgegliechene Kind.

Jetzt erlebe ich den geballten Schulalltag mit einem Kind, dem nicht alles zufliegt. Mit einem Kind, das irgendwie schon was für die Schule tun will, aber völlig planlos ist. Und völlig verspielt. Und so wunderbar unbeschwert ist. Es ist die Grätsche, die mich so schlaucht.

Das Kind sagt: „najaaa, das habe ich halt nicht gewusst und fertig geworden bin ich auch nicht, was gibt´s zum Mittagessen und weisst du was, da draußen auf der Straße liegt ein toter Regenwurm, der ist ganz platt.“

Ich denke: „au weia, das wird vielleicht ´ne vier, wenn wir Glück haben jedenfalls. Was mache ich nur, damit er den Stoff kapiert, immerhin wird es in der vierten Klasse noch schwerer und auf welcher weiterführenden Schule mag er wohl mit diesen Noten landen? Bitte nicht auf unsere Hauptschule, die geht eigentlich gar nicht, wir müssen was tun.“

Und sagen tue ich letztendlich: „Na, da bin ich ja gespannt, was dabei herauskommt, woran lag´s denn, dass das nicht so geklappt hat? Nudeln gibt´s zum Mittagessen, ganze ohne platte Würmer.“

Ermutigen, trösten und dennoch verdeutlichen, dass diese Schulsache ernst zu nehmen ist. Immer wieder, irgendwie hinkriegen.

Den Großen sage ich, dass sie echt selbst schuld an der vermasselten Arbeit sind, weil es eben doch nicht reicht, einen Abend vorher mit dem Wiederholen zu beginnen. (dem Großen sagte ich vorhin: „Möönsch, du bist doch echt doof! Wie lange weißt du denn schon, dass ihre den Test schreibt? HÄ?) Aber dass ich eben weiß, dass sie die nächste Arbeit besser schreiben. Schwamm drüber. Die beiden Großen grinsen verlegen und schreiben die nächste Arbeit besser.

Der Jüngste grinst und vergisst. Und ich – poliere meine Kerbe.

(jaja, er wird seinen Weg machen. Er ist ein zauberhaftes Kind. Schule ist nicht alles. Es gibt so vieles andere wichtige Dinge. Ja. JAJA. Ich weiß.

Aber TROTZDEM ist es schwer. Und alle obigen Argumente … sind in der heutigen Zeit leider nur halb so viel wert, wie sie es sein müssten.)

15 Kommentare zu “optimistische Selbstüberschätzung”

  1. Chinomso sagt:

    Ich komme schnell mal vorbei, obwohl ich arbeiten muss. Und dann sowas. Ich muss mir das Lachen so dermaßen verkneifen. Das ist hier im Büro garnicht so einfach.

    Und Frau Mutti ist schuld. Denn sie schreibt wieder so entzückend. Gerade bei der Regenwurm-Passage hätte ich beinahe laut los gegackert.

    Ach der Kleine, was ist er drollig und so garnicht schuldbewusst. Ist doch alles prima. Die Welt dreht sich weiter.

  2. Chinomso sagt:

    …und beim Captcha steht dann auch noch: „great groehl“
    Ich schwör! Kein Spruch.

    Ich schmeiss mich weg.

  3. claudia sagt:

    Liebe Frau Mutti,
    ich denke gerade-das ist doch mein Sohn, den sie da beschreibt!
    Unsere Große-17 Jahre, 11. Klasse Gymi,gute Schülerin, stets organisiert, lernt Tage vorher auf Klausuren, und das alles irgendwie von Anfang an.
    Bübchen 11 Jahre, 5. Klasse-trieb mich furchtbar und jetzt manchmal immer noch in Sachen Schule in den Wahnsinn.
    Grundschule war der Horror! Stundenlanges Hausaufgabengetue mit Heulkrämpfen seinerseits(meinerseits auch manchmal),unterm Tisch liegend, Konzentrationslos………die Noten im mittleren Bereich, und das nur mit STÄNDIGER Unterstützung!!!
    Die Aussichten waren düster Richtung Hauptschule, für uns Eltern ein Schlag unter die Gürtellinie! Doch das war so. Ich geb es zu.
    Auszusprechen bei anderen, dass unser Sohn die Hauptschule besuchen wird, war äußerst schwer!
    Und nun-ist er einer der Klassenbesten,es geht ihm sehr gut!18 Schüler(nicht alle erhalten von mir Sympathiepunkte),gute Lehrerin,er ist motiviert, will ja nicht schlecht sein.Er packt sogar seinen Schulranzen ALLEINE-OHNE was zu vergessen!!! Ich bin dem Herrn dankbar!!! Wie sagt man so schön-der Knopf geht auf, und weil es ihm und somit uns so gut geht, kann ich mittlerweile ganz laut sagen „Ja, unser Sohn ist auf der Hauptschule“ und es fühlt sich gar nicht mehr schlecht an….
    Und ich weiß es jetzt wirklich, dass er seinen Weg auf jeden Fall machen wird. Mit ein paar Umwegen aber es wird!
    Frau Mutti- verzweifeln Sie nicht-machen Sie weiterhin ihr Bestes, wie schon zuvor.
    Viele Grüße von der Mutter eines Buben, der ihrem wohl sehr ähnlich ist….
    LG Claudi

  4. Diba sagt:

    Das sind die 2000er.
    Die sind alle so. Oder so.
    Da müssen Sie durch.
    Ich auch.

  5. Eva sagt:

    Nene, am Geburtsjahr liegt es sicher nicht.
    Dann schon eher am deutschen Schulsystem.
    Und Handwerk hat goldenen Boden, es muss doch nicht jeder studieren!
    Ich finde es so schade, dass so vielen Kindern die Kindheit mit Hausaufgaben versaut wird (hier auch so ein Fall und mit ein Grund für den Wechsel auf die Montessorischule).

  6. Frau Suppenklar sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    was sind denn die Stärken des kleinen Mannes? Meist sind solche Kinder anderweitig stark, kreativ oder förderbar? Und Hauptschule heißt ja nicht assiozial! Gibt es in Nierstein alternative Schulen, wie Montessori oder Waldorff? Vielleicht würde das Konzept ja eher passen? Anscheinend sieht er die Welt ja mit seinen ganz eigenen Augen, vielleicht liegt da ja der Grund für sein Verstehen? Kann er ihnen das nicht mal zeigen, vielleicht schicken Sie ihn mal los und er fotografiert seine Welt, wie er sie sieht. Vielleicht kann man darauf aufbauen? Ich denke nur laut! Sich mit solchen Problemen tagtäglich auseinander setzen zu müssen, erfordert sehr viel Kreativität und vor allem Kraft…

    Bleiben Sie stark, liebe Frau Mutti!
    Und seien Sie lieb gegrüßt!
    Frau Suppenklar

  7. ute sagt:

    Wunderbar … ich habe diesen Beitrag sehr genossen und gehe mit einem Lächeln in die Küche: Hungäääär!

  8. walküre sagt:

    Frau Suppenklars Vorschlag hat was für sich, denn auch mir scheint Ihr jüngerer Sohn – allerdings im positiven Sinn ! – nicht dem Durchschnitt zu entsprechen. Wenn ich mich an das tolle Bild erinnere und so lese, wie er ist, denke auch ich, dass er (und mit ihm seine ganze Familie) mit einer alternativen Schule gut beraten wäre …

  9. stadtfrau sagt:

    ja ja, als eltern sollte man sich nie zu früh freuen! jene mutter, die mein kind vor zwei jahren zu „körperlich“ fand – unnormal, denn ihr kind war ja so sanft und natürlich der maßstab für alles – jammert mir jetzt die ohren voll, dass ihr augenstern gerade in einer „groben phase“ steckt.

    sie werden das mit dem jüngsten schon lösen, es wird vielleicht (vielleicht auch nicht?) ein anderer weg sein, als der den die beiden älteren gehen, aber der muss zwangsläufig schlechter sein. sie machen das so gut! und ich weiß, was eltern da alles so richtig falsch machen können – haben meine nämlich bei meinem jüpngeren bruder gemacht, der nie an meine sehr gute schulleistung rankam, aber leider null unterstützung und verständnis erfuhr – er ist jetzt beim bundesheer. (was jetzt gar nicht abwertend zu verstehen sein soll, aber irgendwie ist es eine pointe! ;))

  10. stadtfrau sagt:

    der muss NICHT!!! zwangsläufig schlechter sein

  11. Ev sagt:

    „… und auf welcher weiterführenden Schule mag er wohl mit diesen Noten landen? Bitte nicht auf der Hauptschule, das geht eigentlich gar nicht, wir müssen was tun…”

    Solche Sätze, die hinterlassen bei mir Magenschmerzen und ich frage mich, wie eine Gesellschaft aussieht, in der ALLE Abitur haben, in der ALLE studiert haben, nur damit sich niemand schlecht fühlen muss.

    Und dann denke ich daran, dass ich zu meinem Bäcker gehe, weil es bei ihm ein verdammtes gutes Brot gibt und daran, dass er kein Abitur hat; daran, dass ich einen der für mich gehaltvollsten Menschen als Hilfskoch hinter einem Massenabfertigungstresen traf und auch er – Bingo! – hat kein Abitur. Auf der anderen Seite kenne ich auch ganz viele tolle Menschen die Abitur und einen akademischen Titel haben, die ich ebenfalls nicht mehr missen möchte, aber … ja, da kommt das aber: Jedes unserer Kinder ist anders, jedes hat andere Anlagen, andere Fähigkeiten und ist es nicht unsere einzige Pflicht als Eltern, unsere Kinder nach ihren ureigenen Möglichkeiten zu fördern?

    Es ist nicht allen Kindern gegeben, von ihren Leistungen her ein Gymnasium absolvieren zu können und ganz ehrlich, wenn mir Bewerbungen auf den Tisch kommen mit einer Abidurchschnittsnote von 3,4 und schlechter, dann frage ich mich schon, ob das noch Sinn macht.

    Bevor ich diesen Kommentar jetzt noch x-mal umschreibe, schicke ich ihn ab, noch immer mit einem flauen Gefühl im Magen.

  12. fraumutti sagt:

    Ev, Sie haben natürlich vollkommen recht! Nicht jeder muss Abitur schreiben, nicht jeder studieren. Es sind die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, denn natürlich wünsche ich mir den bestmöglichen Schulabschluss mit den meisten Möglichkeiten für mein Kind.

    Sie können sicher sein, dass ich dieses Kind (und die anderen beiden auch) weder überfordere oder nicht seinen Weg gehen lasse. Wir sind da sehr einer Meinung, auch wenn ich mich unglücklich und für den eher unbeteiligten Leser unglücklich ausgedrückt habe. Kein flaues Gefühl haben, ich fand den Kommentar gut, denn er zeigt mir, dass ich sehr viel mehr noch aufpassen muss, was ich wie formuliere.

  13. Kerstin sagt:

    @ ev: danke, Sie sprechen mir aus der Seele.

    Liebe Frau Mutti,

    da ich Ihr wunderbares jüngstes Kind nicht kenne und deshalb nicht weiß, mit welchen Einschränkungen es zu kämpfen hat, sind folgende Aussagen vielleicht nicht passend. Dann bitte einfach vergessen. ;-)

    Ihr Jüngster ist in der dritten Klasse. Und trotz Ihres aufoperungsvollen Einsatzes läuft es nicht so gut. Vielleicht ist der Einsatz zu groß? Wie wäre es, evtl. nach „Vorwarnung“ bei seinen Lehrern, das jüngste Kind mal „wurschteln“ zu lassen? Damit er sich nicht dauernd auf Frau Mutti verlässt? Er kann ja so vergesslich sein, wie er will, Sie erinnern und bügeln Versäumnisse aus. Wenn er mehrmals keine Hausaufgaben/Sportsachen/Bastelzeug/Milchgeld etc. hatte und entsprechende Konsequenzen erlebt, ist das vielleicht eine bessere Gedächtnisstütze? Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das bei Ihrem besonderen Kind funktioniert, aber wenn, könnte das ein effektiver Schubs sein.

  14. Ev sagt:

    Liebe Frau Mutti,

    ich denke, ich habe Sie schon richtig verstanden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie zu den Müttern gehören, die ihren Status von der besuchten Schule ihrer Kinder abhängig machen. Dieser Satz, den ich in Anführungsstriche setzte, der erinnerte mich auf einmal daran, warum ich mich mit meinen Kindern so ungern an den Dorfsandkasten setzte.

    Wissen Sie, ich habe ein wundervolles Kind mit Legasthenie, dem von seiner ersten Grunschullehrerin ins Gesicht gesagt wurde, dass es dumm sei, heute ist es eines von zwei Kindern dieser Klasse, das im Gymnasium ist, weil das Kind es wollte und es aus eigener Kraft schaffte. Mein anderes wundervolles Kind besuchte die Hauptschule und ich bin stolz darauf, mit wieviel Kraft es seinen Weg geht, was es alles geschafft hat.

    Ach Frau Mutti, ich möchte Ihnen Mut machen und einfach nur sagen, dass ich all Ihre Gefühle und Gedanken sehr gut verstehe, aber auch, dass der Weg unserer Kinder oft von all diesen Gedanken und Gefühlen aus in eine andere Richtung geht; weil sie wundervolle & einzigartige Menschen sind, die man so oder so einfach nur liebt!

    Ab gewissen Momenten ist die Art der besuchten Schule nur noch Makulatur und Äußerlichkeit, da ganz andere Dinge sehr viel mehr zählen, größere Wichtigkeit haben.

    Leben ist einfach das, was passiert, während man Pläne macht.

    Herzliche Grüße Ihnen von der Ev

  15. Lakritz und Schokolade sagt:

    “najaaa, das habe ich halt nicht gewusst und fertig geworden bin ich auch nicht, was gibt´s zum Mittagessen und weisst du was, da draußen auf der Straße liegt ein toter Regenwurm, der ist ganz platt.”

    Sie wissen ja, ich hab da überhaupt keine Erfahrung, weil keine Kinder, aber ich darf bitte mein Mantra singen, ja? Auch wenn Sie es schon auswendig können und die Augen rollen?

    ICH LIEBE DAS JÜNGSTE KIND!!!

    *breit grins*