Es ist verhext.

23. Februar 2011

Seit ich beschlossen habe, dass ich vielleicht doch ein paar Euros für ein neues Dach ernähen könnte, die Haushaltskasse ein bißchen zu füllen und vielleicht doch noch ein Wochenende in Berlin zu verdienen … seit dem geht alles schief.
Zuerst verlor die Stickmaschine wichtige Schrauben, dann spuckte die Nähmaschine die Halterung für die Unterfadenspule aus und wollte sie nicht mehr schlucken. Erstere wird noch zwei Wochen außer Haus sein, Letztere wurde vom besten Vater meiner Kinder reparariert. Die Overlockmaschine und ich – nun. Wir befinden uns noch immer in der Annäherungsphase. Ich habe viel Spaß mit ihr, aber um mich mal eben hinzusetzen und ratzfatz etwas zu nähen … so vertraut sind wir noch nicht miteinander.
Ausserdem fehlt es mir an Ideen. Urplötzlich ist der Kopf leer.

„Kann ja nicht sein, so wird das nix!“, dachte Frau … äh … Mutti und stapfte ins Nähzimmer. Wild entschlossen der ollen Nähmaschine etwas Zauberhaftes zu entreissen. Vor Wochen/Monaten hatte ich dem jüngsten Spross von Mme Ouvrage ein Lätzchen geklaut, ein sehr cooles Lätzchen aus uraltem Frottee, mit schielenden Augen und spitzen Zähnen. „DAS kann ich auch, das will ich auch, das nähe ich nach.“ Die Freundin, die nie Zeit hat, hatte mir letzten Freitag einen Stapel alter Handtücher mitgebracht und deshalb hatte ich keine Ausrede mehr. Zugeschnitten war das Lätzchen recht schnell, ein paar passende Stöffchen für Applikationen fanden sich in einer der Stofffetzenreste-kann-ich-noch-mal-gebrauchen-Kisten. Ich mache es kurz: es ging schief. Das schiefe, verzogene Ding landete im Mülleimer.
Ob heute alles schief ging, weil ich einfach nur nachnähen wollte, ganz ohne eigene Idee (und deshalb mit schlechtem Gewissen) oder weil die olle Nähmaschine einfach keine saubere Zickzackraupe hinbekommt, ist eigentlich egal. Aber ich muss aufpassen, damit es nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung kommt. Ich habe nämlich stets behauptet, dass meine Kreativität just in dem Moment verschwindet, in dem ich eine Unterschrift unter eine hochoffizielle Anmeldung setze.

Näh ich also jetzt auf Nummer sicher, Hühner kann ich.

*****

Und das kann ich auch:

Alte Kaffeetassen mit Blumen bepflanzen, bringt den Frühling ins Haus.

*****

Statt zu bloggen, sollte ich lieber Hühner nähen.

*****

Es ist absolut im Bereich des Möglichen, dass alle drei Kindelein in den Sommerferien für zwölf Tage nicht in der Grünen Villa leben werden. Das ist gleichermaßen erfreulich wie beängstigend. Zwölf lange Tage einfach nur Paar sein. Ob wir das überhaupt noch können?

*****

Ich sollte jetzt wirklich dringend Hühner nähen.

15 Kommentare zu “Es ist verhext.”

  1. Mme Ouvrage sagt:

    geben Sie mir doch bitte den kinderfreien Termin durch. Wir ziehen dann mit 4 Personen ein. So wird Ihnen nicht langweilig und wir haben auch etwas Urlaub …

  2. Sandiego sagt:

    Ich halte die Daumen ganz fest, dass die Kreativität und die Ideen zurückkommen!!
    LG

  3. Evi Balzar sagt:

    Kreativität kommt nicht, wenn man sich unter Druck setzt und schon gar nicht mit alten Handtüchern, die sind nämlich immer verzogen. Leidvolle Erfahrung rüberschieb.

  4. Ute sagt:

    Na, schon Hühner genäht???

  5. Milla sagt:

    kann ich sehr gut nachvollziehen, die problematik. ist bei mir genau das selbe, nur auf wissenschaftlicher ebene. das hört sich jetzt an. also ist bei mir genau dasselbe, wenn ich schnell was für die uni fertig haben muss. aber sie hatten doch schon lätzchen gezeigt?

  6. minibar sagt:

    Die Ideen werden wiederkommen, nur keine Panik!
    Aber nicht deswegen nervös werden, bitte.
    Sonst klappt es doch nicht.
    Einfach mal was ganz anderes tun als im Nähzimmer sein, kann es sein, dass dann die Ideen nur so purzeln?

    Das Allein-zu-zweit-Sein bekommen sie schon hin, da bin ich sicher ♥

  7. Brigitte sagt:

    „Wochenbrevier“ ( Fred Endrikat )

    Am Montag fängt die Woche an,
    am Montag ruht der brave Mann.
    Das taten unsre Ahnen schon,
    wir halten streng auf Tradition.

    Am Dienstag hält man mit sich Rat,
    man sammelt Mut und Kraft zur Tat.
    Bevor man anfängt – einszweidrei
    bumms – ist der Dienstag schon vorbei.

    Am Mittwoch faßt man den Entschluß:
    Bestimmt, es soll, es wird, es muß,
    mag kommen, was da kommen mag,
    ab morgen früh, am Donnerstag.

    Am Donnerstag faßt man den Plan,
    von heute ab, wird etwas getan.
    Gedacht – getan, getan – gedacht,
    inzwischen ist es wieder Nacht.

    Am Freitag geht von alters her,
    was man auch anfängt, stets verquer.
    Drum ruh dich aus und sei belehrt:
    Wer gar nichts tut, macht nichts verkehrt.

    Am Samstag ist das Wochenend,
    da wird ganz gründlich ausgepennt.
    Heut anzufangen lohnt sich nicht,
    die Ruhe ist des Bürgers Pflicht.

    Am Sonntag möcht’ man so viel tun,
    am Sonntag muß man leider ruhn.
    Zur Arbeit ist es nie zu spät.
    Oh Kinder, wie die Zeit vergeht.

    Ich hoffe, ich sprenge nicht deinen Blog, aber dies Gedicht viel mir spontan ein……

  8. Spillie-Mama sagt:

    Ach wo – Sie wissen doch wie das ist mit der Generalprobe und so..

    Wenn alle Geräte an Ort und Stelle sind – dann kommen auch wieder die guten Ideen und keine Naht wird krumm!!

    Ich sitze auf alle Fälle mit gezücktem Geldbeutel parat und warte auf die Premiere…

    Liebe Grüße
    die Spillie-Mama

  9. Webschaf sagt:

    Die Fische haben sich gut eingelebt.

  10. susanne sagt:

    Muss man sich wirklich wieder dran gewöhnen so zu zweit.
    Heißt übrigens EMPTY NEST SYNDROM na da hat man doch wenigsten einen Namen.Kann man übrigens auch mit Hühnern füllen…das Nest mein ich
    Liebe Grüße Susanne

  11. eva sagt:

    ich platze vor neid, 12 tage paarzeit, wie toll!!
    ich drück die daumen, damit sich bald wieder alles einrenkt und der kreativität freien lauf gelassen werden kann, damit in bälde ein neues dach hergezaubert werden kann :)
    lg eva

  12. Anja sagt:

    Kenn ich gut. Leider. Voriges Jahr hätte ich bei einer Kindermodenschau mitarbeiten können. Da ging gar nichts und jetzt – trotz neuem Maschinchen und dem festen Willen, dieses Jahr bei der Modenschau dabei zu sein – wieder nicht.

    Keine Ahnung warum :o(

    LG Anja

  13. Astrid sagt:

    Sehr geehrte Frau … äh… Mutti,

    mit anhaltendem Eifer und stets ein „Dauergrinsen“ im Gesicht lese ich Ihren Blog. Ah, wie wunderbar. So viele Ideen – und diese Leichtigkeit der Hausfrau …. äh Mutti… äh Geschäftsfrau… Voller Neid (den ich versuche, klein zu halten) denke ich mir: Ach, die Frau äh Mutti hats im Griff! So solltest Du das auch können… aber lassen wir das. Was ich Ihnen eigentlich heute einmal schreiben wollte ist: DURCHHALTEN! (Bitte, bitte!)
    Und außerdem: warum haben Sie sich denn so in diese Lätzchen verguckt? Die Spiegelmutti hatte doch auch immer wieder sooooooo schöne Röcklein an – könnten Sie die nicht auch dem nähfaulen Volk anbieten…. Evtl. könnte ich dann auch noch die Spiegelmuttiwaden brauchen – aber ich nehme an, an die wollen Sie kein Etikett machen….? Nein, wahrscheinlich nicht. Naja, Sie sehen, die Welt der anderen steckt auch voller Probleme, und es wäre toll, ein Inschenjör könnte einem da helfen….. ;-)

    Lassen Sie sich von Ihren Wunderwerken der Technik nicht unterkriegen und haben Sie noch einen schönen Abend – und vergessen Sie nicht: immer schön vor 23.00 Uhr in die Federn sinken. (Meine Tochter sagt, sonst gibts nämlich Hängefalten)

    LG
    Astrid

  14. Zwergrocker sagt:

    Tja, wenn man sich das Spiegelmutti-Archiv anschaut, sollte man wirklich auf eine eigene Rock-Kollektion plädieren à la „Frau Mutti rockt“!

    Liebe Grüße und viel Erfolg
    Petra
    (die auch unter Druck keine geraden Nähte mehr hinbekommt und unter Kreativitätsschwund leidet – merkwürdiges Phänomen)

  15. griselda sagt:

    Das kennen alle Kreativen, das ist normal.
    In solchen Fällen buchhalte ich immer meine Rückstände auf, sie glauben gar nicht, wie schnell es einen dann wieder in die Nähecke zieht.
    :)