Pah!
3. Juni 2006
Bezug nehmend auf meinen gestrigen Eintrag:
*schmoll*
Kaufrausch
2. Juni 2006
Frau … äh … Mutti ist eine glückliche Frau, denn Frau … äh … Mutti war shoppen.
Hier noch eins, davon zwei und die hier sind reduziert. Ach ja, von denen brauche ich auch zwei und schau mal, die sind reduziert, ich nehme drei. Die hier, weil sie hübsch sind und die, weil ich lange davon habe.
Shoppen im Baumarkt ist toll.
Die Schattenplätze im Garten werden demnächst mit Funkien, Astilben und Farn geschmückt sein, die reduzierten Lilien passen super ins neue Beet und die Pfingstrose aus dem auslaufenden Sortiment fehlt mir schon lange.
Dass die Rechnung dreistellig wurde, ist sicher nicht auf meinen Kaufrausch zurückzuführen. Immerhin bekam das älteste Kind drei neue Guppies und einen weiteren Albinowels. Man weiß ja, wie teuer diese Fische sind.
Und einen großen Kompostierer gab´s obendrein.
Die allerletzten Sonnenstrahlen habe ich noch genutzt: die Pflanzen sind fast alle in der Erde und der Platz für den Kompostierer gerodet. Morgen ist ein Gartentag angesagt, sehr zur Freude der Kinder, die sich im Weiden/Holundergestrüpp ein Lager gebaut haben. (und die Erlaubnis bekamen, die Stoffkiste ihrer Mutter zwecks Höhlenauspolsterung zu plündern) Und da einiges an morschem, alten Holz zu verbrennen ist, gibt´s morgen Gegrilltes und wenn sich auch nur eine Regenwolke an den Himmel wagt, werde ich dies sehr persönlich nehmen und schmollen.
Spiegelei, Spiegelei
2. Juni 2006
an der Wand …
frisch gebackenfilzt.
Tassenstöckchen
1. Juni 2006
Zeigt her Eure Tassen, sagt Frau Jette. Mache ich gerne:
Das ist Frau … äh … Muttis Eimer, der hier ab und an schon Erwähnung fand. Er spielt eine tragende Rolle am Morgen, bzw. der beste Vater meiner Kinder trägt. Nämlich mir den gefüllten Eimer ans Bett. Drei Viertel Kaffee, ein Viertel Milch. Und dann erst ansprechen, wenn der Eimer leer ist.
Und ich mag grün, ja. Sehr sogar.
Nehmt das Stöckchen, tragt es in Eure Blogs und „Hoch(laden) die Tassen!“
Früher
1. Juni 2006
Ich bin fünfzehn.
Den Blick in den Spiegel meide ich weitestgehend, denn ich bin seit knapp zwei Jahren geschmückt mit orthopädisch-unterstützenden Teilen aus Hartplastik und Metall. In meinem Mund steckt eine Zahnspange, zwei Bügel die links und rechts aus den Mundwinkeln ragen. An den Bügeln sind zwei zehn Zentimeter lange Federn befestigt, die zu einem Band führen, das quer über meinem Kopf liegt. Spontane Kieferluxation durch Überbiss lautet die Diagnose. (Kiefer kugelt beim Kauen aus)
Um meinen Hals liegt ein Metallring, der im Nacken wie eine Kopfstütze gebaut ist, gepolstert mit Leder. Unter dem Kinn eine Stütze aus weißem Plastik. Im Nacken verschwinden unter der Kopfstütze zwei Metallstangen im T-Shirt, unter der Kinnstütze eine weitere. Zöge man das T-Shirt nach oben, gäbe es keinen niedlichen BeeDeesBH zu sehen, sondern ein körpernahes Baumwollhemd (Schlauchware mit individuell eingeschnittenen Armlöchern, murrend von der Krankenkasse bezahlt). Darüber Hartplastik in weiß. Vorne vom Schambein bis unter die Brust, zwischen den gerade wachsenden Brüsten die Metallstange, an der Metallstange ein breites Lederband, das unter der linken Achsel hindurch nach hinten führt. Hinten Hartplastik von der Mitte des Hinterns bis unter die Schulterblätter, dort beginnen die Metallstangen. Boston-Korsett mit Milwaukee-Aufsatz nennt sich das. Diagnose: links-konvexe Lumbalskoliose, Thorax rechts. (Wirbelsäulenverkrümmung)
Unter dem Hartplastik und unter dem Druckschutzschlauchhemd sind offene Stellen, in der Taille und an den Rippen. Zwischen den Brüsten und an den Hüften. Da wo das Hemd Falten geschlagen hat, reibt das Plastik unbarmherzig. Die Kante des Korsetts ist gerade, beim Hinsetzen quetscht sich immer mal ein bißchen Hinternspeck am Stuhl blau. Oder blutig.
Ein sanfter Duft nach Lebertran umweht mich. Das Spray, mit dem ich die Druckstellen einsprühe, heisst Mirfulan und besteht aus Zinkoxid und Lebertran.
Ich bin damals 172 cm groß, wäre aber eigentlich fünf Zentimeter größer. Diese Zemtimeter bin ich schief gewachsen. Ich wiege unter 60 kg, Tendenz fallend, denn essen kann ich nicht. Das Korsett drückt auf den Magen.
23 Stunden am Tag begleitet mich mein Panzer, nachts stört er am wenigsten, denn dann schlafe ich und träume von der Tanzstunde, die nur meine Klassenkameradinnen besuchen. Eine Stunde am Tag habe ich, um mich zu waschen, zu dehnen, die Haut zu pflegen. Und um Krankengymnastik zu machen, auf dem Wohnzimmerboden. Manchmal mogele ich und schlafe ein bißchen, eng zusammengerollt, die Knie unter dem Kinn, weil das geht ja sonst nicht.
Wenn ich etwas vom Boden aufheben will, muss ich in die Hocke gehen und tasten. Als ich siebzehn bin, muckt mein rechtes Knie. Diagnose: Patellaluxation nach medial. (Kniescheibe kugelt aus) Ich laufe sechs Wochen mit Krücken. Dafür wurde die Aussenspange durch ein fest angeklebtes Modell ersetzt. Trotzdem begleiten mich meine drei K´s noch einige Zeit: Korsett, Krücken, Krüppel.
Das Knie wird operativ stabilisiert und als eingeschränkt funktionstüchtig erklärt. Es wird mir abgeraten einen Führerschein zu machen, da beide Knie Zeitbomben sind.
Die Spange wird entfernt und der Zahnarzt reibt sich die geldgierigen Hände, denn der Kleber hat den Zahnschmelz ruiniert.
Das Korsett wird entwöhnt, denn ich bin bei meiner Endgröße von 178 cm angekommen. Dafür wächst mein Bauch. Ich sehe aus, als sei ich im sechsten Monat schwanger. Ich esse riesige Mengen, einfach weil sie wieder reinpassen. Die vernachlässigte Bauchmuskulatur wabbelt durch die Gegend. Da hilft nur konsequentes Training, welches zum Glück auch Wirkung zeigt.
Die letzten Wunden heilen ab, einige Narben bleiben.