Das Wahandääärn!

22. Juli 2013

Eigentlich hätte es ein Kurzurlaub an einem dieser langen Wochenenden in Mai oder Juni sein sollen, doch der Regen machte uns einen Strich durch die Rechnung. Da die Kindelein allerdings dringend erneut durch die Col de la Schlucht wandern wollten und wir ebenfalls nicht abgeneigt waren, packten wir den Bus voll und ließen uns vom großen Sohn bis an die Grenze fahren. Ab dort übernahm der beste Vater meiner Kinder bis nach Munster, auf den vertrauten Zeltplatz der „Les amis de la nature„. Ein nicht sehr luxuriöser Zeltplatz, dafür aber wunderbar gelegen für unsere geplanten Touren.

Tourenbeschreibungen und viele Bilder nach dem click!

1. Tour: Hohneck – Frankenthal – Schlucht

Unser Reiseführer beschreibt die Tour andersherum, doch der Hohneck ist unbewaldet, der Weg zieht sich lange über einen Kamm. An einem klaren Tag ist die Nachmittagshitze dort unerträglich.
Wir parkten an der Station „Le Schlucht“ und begannen die Wanderung links neben der Sommerrodelbahn durch einen lichten Buchenwald nach oben. Vorbei an vielen, leider abgeernteten Blaubeerbüschen und über Kuhweiden. Ein kleiner Abstecher zu einen ausgeschilderten Aussichtspunkt lohnt sich! Der Anstieg ist nicht zu schwer und recht bald läuft man auf den Hohneck zu:

Kleiner Tipp: der reguläre Wanderweg ist nicht so schön zu laufen, weil er breit, überlaufen und sehr steinig ist. Es ziehen sich aber etliche „Blaubeerpfade“ unterhalb des Weges entlang, schmale Pfädchen direkt am Abgrund, die ein bißchen Abenteuer ins Spiel bringen.
Auf dem Hohneck ist eine Raststätte. Da der Hohneck von der einen Seite auch mit dem Auto bezwungen werden kann, ist die Raststätte entsprechend überlaufen. Wir liefen unterhalb daran vorbei und bogen nach links ab Richtung Frankenthal.
Der Weg ins Frankenthal zieht sich in einigen Serpentinen steil und über große Steine nach unten, teilweise muss man regelrecht klettern und Trittsicherheit ist prima.
(es ist ja schon ein Elend mit diesem Wandern: erst quält man sich stundenlang den Berg nach oben, nur um für den nächsten Aufsteig wieder abwärts zu stolpern)(einen ähnlichen Satz schrieb ich bereits am 10.Juni 2007)
Es gibt einen kleinen Abstecher zur „Grotte Dagobert“, eine kleine Höhle im Fels. Der Weg dorthin ist schmal und abenteuerlich, über hohe Felsen nach oben. Unbedingt hingehen!
Nach der Grotte Dagobert ist es nicht mehr weit bis ins Frankenthal. Dort gibt es eine hübsche Ferme-Auberge (bäuerlicher Betrieb, für den das Beköstigen und Beherbergen ein Nebenerwerb ist). Verpflegung hatten wir dabei, aber einen Kaffee und für die Kindelein ein Glas Milch musste sein. Ausserdem füllten wir unsere Wasserflaschen auf.
Aus dem Frankenthal heraus führt eine unspektakuläre Forststraße, die man aber nach ein paar Biegungen nach links verläßt. Der Einstieg in die Col de la Schlucht führt über ein paar Serpentinen im Wald rasch nach oben, der Weg wird schmal und führt oft knapp am Abgrund vorbei.

Einige Teile der Wegstrecke sind mit Stahlrohren zum Festhalten gesichert, an manchen Stellen sind Stufen als Steighilfen in den Fels geschlagen.
Uns sind einige Wanderer begegnet, die sich in Sandalen oder Sneakers auf diesen eher anspruchsvollen Weg gewagt haben. Das geht natürlich. Ich empfehle trotzdem dringend festes Schuhwerk!

Die ganze Anstrengung ist wie weggeblasen, wenn sich nach Felsnasen spektakuläre Ausblicke auftun.

Nach einem kurzen Stück durch den Wald steht man wieder am Ausgangspunkt. (und muss in ein sehr aufgeheiztes Auto steigen)

Die Tour in Zahlen:

Die zu bewältigenden Höhenmeter sind in Ordnung für eine Einstiegstour. Man kann sehr viel schneller laufen, doch dann entgeht einem aber auch eine Menge am Wegesrand. Und da die südlichen Vogesen viele Naturschutzgebiete haben und der Wald an vielen Stellen renaturiert wird, gibt es wirklich viel zu entdecken! Wir sind keine Sportwanderer, sondern wollen sehen, riechen, fühlen.

2. Tour: Schlucht – Tanet – Lac Vert

Der Reiseführer sagt: Phantastische Felsen-, Seen- und Panoramawanderung

Ich sage: jepp! Super Rundweg!

Einstieg wieder an der Schlucht, direkt steil nach oben über Geröll und Felsen. Den alten Grenzpfad entlang geht es durch Buchenwälder gemäßigter weiter hoch, bis man auf dem Kamm landet. Großartig, wie der Morgendunst aufsteigt!

Der Weg bleibt oben auf dem Kamm, Felsformationen am Rand lassen sich leicht erklimmen und – Sie ahnen es, bieten tolle Aussichtspunkte :)

Es geht weiter Auf und Ab bis zum Gipfel des Le Tanet, weiter zum Taubenklangfelsen und zum Soultzeren Eck.
Wir haben viele dieser Bilder geknippst: unsere Kindelein vorneweg marschierend.

(An Weggabelungen warteten sie auf uns. Oder feuerten mich an, wenn es steil bergauf ging. Das war früher doch anders :))

Ein sehr steiler Abstieg führt zum Lac du Forlet, dem höchstgelegenen See in den Vogesen. In der Ferme-Auberge dort gab es Mittagessen für uns, Kartoffeln, Munsterkäse, Pastete und Schinken. Ausserdem eine Apfelsaftschorle aus hausgemachtem Apfelsaft. Ein halber Liter davon weckt alle Lebensgeister. Unglücklicherweise waren wir zu satt für ein Stück Heidelbeertarte.

Nach der Mittagspause füllten wir die Wasserflaschen und schleppten unsere vollen Bäuche zum Lac Vert. Den Rundweg um den See ließen wir aus und das war klug, denn wie es sich zeigte, hatte unser Reiseführer gute drei Kilometer unterschlagen. Die Tour war mit 16 Kilometern ausgeschrieben. Nach 16 Kilometern standen wir vor einem grandiosen Aufstieg auf einer Almwiese über eine Skipiste :)
Immer weiter nach oben, gerade, langweilige Forststraßen, auf denen man einfach läuft ohne nachzudenken und wieder auf schmale Waldwege, entlang an Felsen und alten Bäumen.

Und wenn man denkt, dass man keinen Schritt mehr gehen will, kommt das Stück, das man am frühen Morgen hochgestigen ist. Und danach das Auto mit der Ersatzflasche Wasser. Geschafft!

Die Tour in Zahlen:

Es sind einige Höhenmeter mehr zu bewältigen als bei der ersten Tour, doch durch das stetige Auf und Ab sind die leicht zu bewältigen. Es empfiehlt sich, die Tour sehr früh zu beginnen, damit lange Pausen eingelegt werden können.

3. Tour: Lac de Kruth-Wildenstein – Grand Ventron

Die Tour beginnt am Stausee Lac de Kruth-Wildenstein. Immer entlang an einem Bachlauf mit einigen hübschen Wasserfall geht es hinauf. Und immer weiter hinauf. Und wenn man denkt, dass man oben ist, biegt der Weg ab und und es geht noch weiter hinauf. Hinauf, hinauf. Der Weg wird im Reiseführer als „charmanter Stein- und Wurzelpfad“ beschrieben. Dem ist so, doch irgendwann war mir das dann auch egal, ich wollte endlich oben ankommen. Nach 850 Höhenmeter waren wir oben

Und es ist immer so: Stolz stellt sich ein, weil man es geschafft hat und ich werde regelrecht euphorisch vor Glück und Aussicht und Sonne und Wind im Gesicht. Wandern ist toll.

Der Weg bleibt kurze Zeit am Hang, bevor er wieder in den Wald abzweigt.

Mit dem Wissen, dass die Höhenmeter des Tages hinter mir lagen, war der Rest der Tour beinahe ein Spaziergang. Ein bißchen hoch, ein bißchen runter und irgendwann nur noch nach unten. Teilweise recht steil und eine echte Herausforderung für Frau Knie, die erst am letzte Tag leise vor sich hin maulte. Kein Vergleich zu den Schmerzen, mit denen ich mein halbes Leben lang lief. Wir machten einen kurzen Abstecher zum Druidenstein, weil der im Reiseführer als „eigentümlicher Ort“ bezeichnet wurde. Immerhin weiß ich nun, was ein eigentümlicher Ort ist.

Noch eine kurze Rast im Wald mit weltbestem Plätzchenkuchen (Mürbeteigkuchen wird immer besser, je länger er im Rucksack mitgetragen wird)

ehe der Weg wieder auf den Stausee stieß. Unglücklicherweise führte uns die restliche Strecke, knapp zwei Kilometer, direkt an der Straße entlang. Wenig befahren zwar, aber in der Nachmittagshitze sehr hart.

Die Tour in Zahlen:

Die zu bewältigenden Höhenmeter machen die Tour zu einer sportlichen Sache. Der Weg ist schön, aber auch ein bißchen langweilig, weil es eben einfach nur hochhochhoch und wieder runterrunterrunter geht.

*****

Auf dem Zeltplatz bot sich nach den Touren dieses Bild:

erschöpftes Jungvolk.

Oder auch dieses:

Verschiedenste Wanderschuhe, lüftend.

Und die brave Zeltfrau sorgte mit Hilfe von zwei Trangiakochern und einem kleinen Grill dafür, dass die Energiereserven für die nächste Wanderung befüllt wurden.

Wandern ist toll. Zelten auch.

5 Kommentare zu “Das Wahandääärn!”

  1. Frau Namenlos sagt:

    Meine güte haben sie aber schlanke Waden :)
    Eine tolle Tour haben Sie da gemacht. Ich erblasse vor Neid. Ich selber bin da eher der Museumsläufer aber in Munster da war ich auch schon mal und muss sagen auch mir hat es da ausgenommen gut gefallen.
    Ich wünsche noch schöne Ferien,
    Frau Namenlos

  2. Brigitte sagt:

    Ach ja, das Elsass…..herrlich! Allerdings sind wir dort nicht gewandert, sondern mit dem Motorrad herum gefahren. Tolle Touren, auch am Col de la Schlucht. Ist schon ein Weilchen her. Größte Enttäuschung: das Gasthaus, in dem man in dem einen Jahr noch phantastischen Munsterkäse aß, war drei Jahre später abgebrannt. Nur der Kamin stand noch. Und den Geschmack der Heidelbeertarte in der Ferme Auberge am Grand Ballon habe ich irgendwie noch auf der Zunge.
    Danke für den ausführlichen, informativen Bericht.

  3. Seifenfrau sagt:

    Wie köstlich ist denn das Foto mit den lüftenden Wanderschuhen! Lustig.
    Das sieht nach wunderbaren Wanderungen aus!

  4. Anke sagt:

    Frau Mutti, ich muss gestehen: ich bin ein bißchen neidisch! Gut, bei der aktuellen Hitze vielleicht nicht so, aber sonst auf jeden Fall :) Tolle Touren, vielen Dank, dass Sie uns nachträglich teil haben lassen!

    Sonnige Grüße
    Anke

  5. Birgit B. sagt:

    Herrliche Aussichten, da würde ich auch gerne mal wandern.
    Und zum Schluss das Wanderschuhfoto. *grins*
    LG Birgit