Sonntag auf´m Dorf
9. November 2008
Sie erinnern sich vielleicht? Der Martinimarkt in Eich hatte an diesem Wochenende seine Pforten geöffnet. Oma Eis hatte fleissig genäht und gestern aus dem wirklich reichhaltigen Sortiment genau drei Lavendelherzen verkauft.
Für heute hatte ich ihr Unterstützung zugesagt, ein paar pompaduras waren schließlich auch dabei und vielleicht wäre die eine oder andere Anregung zu holen. Dachte ich. Denn eigentlich war alles ganz anders.
Stellen Sie sich eine ganz normale Turnhalle vor. Auf dem Boden aufgezeichnete Spielfelder, eine Tribüne an der einen Wand, an der anderen Wand eine riesige Uhr. An der sehr hohen Decke Neonleuchten und dazu Musikbeschallung. Eine Stunde lang seufzte eine Frauenstimme wegen ihres gebrochenen Herzens, eine weitere Stunde jodelten Tiroler Buam. Die größten Rockhits wurden auf der Trompete interpretiert und dann war die Frau wieder dran.
In der Halle lange Tischreihen, zwei Tische pro Aussteller.
Der erste Eindruck war: bunt. Das ist erstmal nicht schlecht, denn ich mag ja bunt.
Der zweite Eindruck war: glitzerig. Siehe oben, ich mag glitzerig.
Der dritte Eindruck war: WUAH!
Am ersten Stand konnte man Schals kaufen. Aus dieser zotteligen Wolle, der man durchaus zutraut, dass sie zur Reizstrombehandlung eingesetzt wird. In schreienden Farben und nicht schön. Habe ich in vielen Strickblogs schon in sehr viel schöner gesehen. Ausserdem gab es Socken zu kaufen und ich, strickbloggeschädigt, dachte an Frau Anabel und ihre wunderbaren Färbungen. Stutzig machte mich obendrein der Preis von 4,50 pro Paar, da sind doch nicht mal die Materialkosten gedeckt?!
Der nächste Stand glitzerte farbenprächtig, viele Kisten und Kästchen waren sehr viel beklebt und beglitzert und beschriftet, genauso wie irgendwelche Karten. Pausbäckige Engel in zartrosa und bleu, Rosenknospen und Lämmer. Sehr kitschig, aber leider für meinen Geschmack falsch kitschig.
Der Stand daneben war vielleicht als Hommage an Tiffany zu sehen. Glasscherben zu Figuren (Diddl, Snoopy und die Biene Maja), Lampen, Bilderrahmen, Schmetterlingen und Phantasieblumen zusammengelötet.
Ein Stand verkaufte Seelensocken. Keine Ahnung, was Seelensocken sind. Eventuell haben sie eine bestimmte Aura, die sich aber erst bei exzessivem Tragen offenbart?!
Es gab Baumstämme, die als Weihnachtsmann bemalt waren. Es gab Swarowskischmuck, es gab Weihnachtsgestecke in scheusslich und Weihnachtsgestecke in ganz fürchterlich. Hinter dem Stand von Oma Eis gab es Indisches und Esotherisches und jede Menge Patchouli-Räucherstäbchen.
Drei Frauen verkauften zu Spottpreisen Tildafiguren aus Tildastoffen, unbegreiflich, wie das finanziell zu regeln ist.
Es gab den obligatorischen Plüschbärenstand, einen einfach-alles-Stand, Perlen, Edelsteine und Zubehör für die Modelleisenbahn. Dazwischen Oma Eis mit ihren Sternen, Lavendelfröschen, -säckchen, – herzen, Kürbissen, Herbstblättern und Mäusen.
Und schräg hinter uns eine zukünftige Bloggerin mit TaTüTas, Stoffsäckchen, Hefthüllen und personalisierten Stickereien.
Es war ein vergeudeter Tag. Großartig war der Besuch von der Lakritz und Schokoladenfrau, mit der es sich herrlich lästern ließ. Obendrein planen wir einen gemeinsamen Stand im nächsten Jahr. Thematischer Schwerpunkt wird wahrscheinlich „Katzenkinder mit Sternzeichen“ sein. Mit Glitzer.
Vergeudet war der Tag auch in finanzieller Hinsicht. Vier verkaufte Lavendelherzen machen frustriert. (15,- Euro Standgebühr, zwei Kürbissuppen, vier Stück Kuchen, zwei Kaffee, ein Leberwurstbrot -> Essen aus Langeweile)
Gelernt: lohnt nicht. Macht keinen Spaß. Vielleicht ein Weihnachtsmarkt, frierend, mit Glühwein und süßen Kinderstimmern, die Weihnachtslieder singen. Hat mehr Stimmung.
Am Dienstag, den 11. November 2008 wird das pompadura-Schaufenster gefüllt. Sterne, Lavendelzeugs und Krusch und Kram. Ich sag´s mal rechtzeitig, falls Ihnen noch eine Kleinigkeit für die Schwiegermutter zu Weihnachten fehlt.
9. November 2008 um 20:05
Das hört sich ja scheußlich schön an… und die Frage die ich mir immer stelle „Wer kauft den ganzen Krempel?“…
Ihr Armen!
Liebe Grüße
Claudia
9. November 2008 um 20:06
Das liest sich schon so…. muffig! (nicht wg. dem WIE sondern dem WAS Sie geschrieben haben, versteht sich.) Und ich hab die Halle direkt vor Augen, gruselig!
9. November 2008 um 20:23
*waaaaah*
Ich sehe mich schon zwei fürchterliche Tage ALLEINE in dieser Halle zubringen… 8O
Hach, blöd, dass es so gelaufen ist…
9. November 2008 um 20:44
Ach, wie deucht mir alles so bekannt. Auch ich hab schon auf solchen *kuckmawasichgebastelthab*-Märkten gestanden, mich über Produkte und Preisgestaltung gewundert und mehr gefuttert, als die Einnahmen zuließen. Seitdem mach ich es immer so, daß ich mir zunächst in einem Jahr den Markt angucke und dann entscheide, ob ich im nächsten Jahr dabei sein will. Bissken Niveau ist ja nicht so verkehrt bei solchen Märkten. Sie haben mein Mitgefühl Frau Mutti, hoffentlich war wenigstens die Suppe lecker.
10. November 2008 um 08:07
Ja, das ist meistens so, daher gehen wir kaum noch auf diese Turnhallenevents.
Spätestens ab dem 1. Advent kann man ja Weihnachtsmärkte – mit und ohne Stimmung – ohne Ende abgrasen.
Auf das pompadura-Schaufenster freue ich mich schon.. vielleicht bekomme ich ja auch endlich mal was ab ;)
Bisher stand noch bei jedem Teil, was mich interessiert hätte, ein „verkauft“ drunter.
Eine schöne Woche wünsche ich
LG
10. November 2008 um 09:38
ja, so eine Erfahrung hatte ich in unserem Dorf auch schon (schrecklicher Weise war das an zwei Wochenenenden hintereinander!)
Wenn die Sachen wenigstens von Kindern in Jungschargruppen quasi als Erlebnispädagogisches Element gebastet würden… aber nein erwachsene Frauen bieten das Zeug an! Und ehrlich gesagt ist die Kundschaft oft nicht besser. Wer will schon an jemanden verkaufen, der stolz ein Männchen aus Blumentöpfen mit sich herumträgt.
10. November 2008 um 09:53
Ja, das war ein Erlebnis der dritten Art. Hehe. Und, Frau Mutti, wir werden süüüüße Katzenbabys mit beleuchteten Sternzeichen auf den Ohren und Glitzer auf der Nase basteln und schrecklich reich werden damit.
Und: jetzt hamse wenigstens was, das Sie Ihren Enkeln erzählen können (Omma Mutti erzählt aus'm Krieg der Bastler). :D
10. November 2008 um 10:46
Oh je, das war ein frustrierender Einsatz. Einen ähnlichen Markt hab ich gestern in Hattingen erleben können – zum Glück nur als Schlendrian.
Hätte euch ein schöneres Erlebnis gewünscht.
10. November 2008 um 12:03
Weia, das klingt schrecklich.
Ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis auf dem örtlichen Flohmarkt, der von Parteifrauen rötlicher Färbung organisiert wird. Die Tische im Bürgerhaus total eng gestellt, die potenzielle Kundschaft konnte sich kaum drehen und wenden und blieb einfach am Eingang jeder Gasse stehen, ging gar nicht bis zum Ende der Tischreihen durch. Standgebühr 8,00 EUR, verkauft: 1 Handtasche für 5 EUR.
Und was da für ein Schrott angeboten wurde. Okay, Flohmarkt, aber muss man da wirklich seinen kompletten Dachboden-und-Keller-Mist anschleppen?
Ich freue mich aufs pompadura-Schaufenster. Denn die Idee mit der Schwiegermutter-Kleinigkeit ist nicht schlecht. (Und für mich fällt vielleicht auch was ab :) )
LG, Nicole
3. November 2009 um 20:59
[…] der Weihnachtsmarkt ähnlich unspektakulär wie dieser Herbstmarkt damals wird, habe ich ein kleines Stauraumproblem. Dann müssen nämlich unzählige Schnickeldis und […]