Jugend forscht, Teil II

28. August 2010

Jepp, Frau Platypus, Sie haben recht. Die Kindelein sezieren hier ein Schweineauge, der „Tropfen“ ist die Linse.

Als Töchterlein erzählte, im Biologieunterricht stünde das Sezieren eines Schweineauges an, schmollte der große Sohn. Als er in der achten Klasse war, wurde lediglich ein Hühnerherz seziert. Lang-wei-lig.

Unser Lieblingsmetzger schlachtet selbst und so lag es nahe, dort nachzufragen, ob wir ein Schweineauge haben dürfen. „Klar“, sprach der Lieblingsmetzger, „kriegt die Uniklinik eben eines weniger. Die forschen nämlich damit.“

Das Töchterlein trug ihr Schweineauge fröhlich durch Nierstein, lud die allerbeste Tochterfreundin zum gemeinsamen Sezieren ein und heute nachmittag lernten wir eine Menge.

Ich habe fotografiert und will Ihnen gerne einige der Bilder zeigen. Damit Sie die nicht unvorbereitet oder gar unfreiwillig betrachten müssen, liegen die Bilder hinter Verlinkungen, Sie entscheiden dann selbst, ob Sie schauen möchten.

Und wenn Sie nicht mal was darüber lesen wollen, dann enden Sie am Besten hier, an dieser Stelle:

*****

Es kostet Überwindung das Auge in die Hand zu nehmen. Es ist ja genauso groß wie ein Menschenauge und sieht eigentlich auch genauso aus. Aber zum Erforschen gehört, dass man weiß, wie sich etwas anfühlt und wie schwer es ist.

Die Kindelein versuchen mit Messer und Schere den Augapfel zu öffnen. Das geht nur sehr, sehr schwer, die Lederhaut ist sehr widerstandsfähig und elastisch!

Die „Gewebefetzen“ um das Auge herum müssen ab und das führt zu albernen Szenen :)

Letztendlich gelingt ein Schnitt mit der Nagelschere und eine gallertartige Masse tritt aus. Es riecht – eklig.

Die Kindelein entfernen die Linse (siehe Jugend forscht) und entdecken, dass das Innere schwarz ist. Und dass der eigene Finger durch die Hornhaut zu sehen ist.

*****

Ich fand´s klasse!

Sehr faszinierend anzufassen, zu tun und zu riechen! Noch mehr begeisterten mich die Kindelein, die sich ohne hysterisches Getue und Gequietsche voller Eifer und Interesse dieser Sache widmeten.

Und mir wurde eine große Angst genommen. Als Einäugige (ich kann nur mit dem rechten Auge sehen) lebe ich mit der diffusen Angst, dass mir irgendwer irgendwas Spitzes in mein „gutes“ Auge piekt und dieses dann „kaputt“ geht. Das kann so schnell gar nicht passieren. Klar ist die Hornhaut verletzlich, aber die Vorstellung von einem Auge, das mir über die Backe läuft, die ist endgültig verabschiedet.

28 Kommentare zu “Jugend forscht, Teil II”

  1. Silvie sagt:

    Hachja, es ist doch imemr toll, wenn sich Kinder für sowas interessieren.

    Die glibbrige Masse ist übrigens der Glaskörper :) und die Gewebefetzen aussen dran sind die Reste der äusseren Augenmuskeln..das was das Auge innen dunkel macht, ist das retinale Pigmentepithel :) das ist eine Schicht der Netzhaut.

    Weiterhin viel Spass bei derartigen Experimenten und Erforschungen.

    Grüßle
    Silvie :)

    (die heute ein Auge unterm Mikroskop hatte..)

  2. Claudia sagt:

    Hach, ich fühle mich gut 20, wohl eher 25 Jahre, zurück versetzt. Das Rinderauge haben wir auch in Bio auseinander genommen.

  3. Yaspiz sagt:

    Liebe Frau … äh … Mutti,

    danke für diesen Post! Was Sie am Ende beschreiben, nämlich die Erleichterung über robuste Augen, das habe ich auch dankbar empfunden bei Ansicht des Bildes ii7.
    Mein Mann sieht nämlich auch nur auf einem Auge und wir kennen diese Angst vor völliger Blindheit.

    Nachher werde ich ihm Ihren Post zeigen!

    Schön, dass Ihre Kinder so etwas machen dürfen. Von wegen ‚Frau Rabenmutti‘!

    Liebe Grüße

    Yaspiz

  4. Muckeltiger sagt:

    Toll!
    Wir hatten in der Schule ein Kuhauge und ich fand das sehr spannend. Tolle Fotos!

  5. Katha sagt:

    Wow, toll!
    Damals, als ICH in der 8. Klasse war, haben wir ein Rinderauge seziert, aber da ich damals etwas zart besaitet war und mir schon vom Anblick des Auges fast schwarz vor (meinen eigenen ) Augen wurde (jaaaa, ich war ne Memme…) durfte ich in der Zeit Hausaufgaben machen. Mit anderen, die allerdings beim Anblick des Auges eher in entsetztes quietschgekreische ausgebrochen sind- weil sie auch lieber anderes im Biounterricht machen wollten als das was vorgesehen war…
    Jetzt fand ich es allerdings echt spannend zu sehen, und finde es toll, dass sowas bei Ihnen zuhause als Nachmittagsbeschäftigung gemacht wird!! ;-)

    Und ich muss zugeben, ich hatte die gleiche Panik vor scharfen Dingen im Auge- vor allem, dass etwas meine eigene Brille zerschlägt und dann mein Auge zerschneidet. Jetzt bin ich begeistert, was die Dinger alles aushalten.
    Danke fürs Erfahrung-teilen!

  6. Zeitlos sagt:

    Wie herrlich! Sowas hätte ich in der Schule gerne mal gemacht! Wir haben nur das Verhalten von Regenwürmern „erforscht“, wenn man ihnen mit Essig zu nahe kommt (Überraschung: Sie hauen ab…Wer hätte das gedacht)

  7. Frische Brise sagt:

    8. Klasse: Rinderauge.
    Wirklich interessant, wie fest so ein Auge ist.

    Toll, daß Ihre Kinder das auch zu Hause ausprobieren dürfen.

  8. steffi sagt:

    wir hatten in der 11ten rinderaugen auf dem tisch. ein kumpel von mir hatte die metzgerei seiner eltern übernommen und ich hab mich deshalb um die beschaffung des untersuchungsmaterials gekümmert.

    das hysterisches getue und gequietsche kam damals von meiner mutter wegen der vielen augen im kühlschrank…..

  9. Monika sagt:

    hessisches Abi war wohl schon vor über 20 Jahren nix wert – wir haben niemals solche oder andere spannende Experimente gemacht. Wobei ich nicht ausschliessen könnte dass ich damals umgekippt wäre ;-)

    Tolle Bilder, danke für’s teilhaben lassen.

    Und auch danke für das Wissen dass Augen ganz viel aushalten, hier mit 8 Dioptrien auch immer panische Angst vor spizen Gegenständen, manchmal sogar Alpträume. Von wegen splitternder Brille und so.

  10. jette sagt:

    wir haben so was nie gemacht. nie!

  11. tanja sagt:

    Wir hatten auch Rinderaugen. Ich hatte noch tagelang den Geruch in der Nase und ein Gefühl im Hals, als würde das Auge dort stecken. Aber spannend war es.

    (Und Töchterlein hat sich ordentlich verändert. Hui.)

  12. Tina sagt:

    Yepp, auch ich durfte Rinderaugen sezieren (ist auch schon wieder 15 Jahre her, Klasse 11… oder 12). War allerdings eine freiwillige Nachmittagslektion im Bio-Grundkurs. Ich glaube, ich hab damals mitgemacht, weil ich die Idee cool fand (und so schrecklich in meine Mitschülerin verliebt war *g*). An einen Gestank kann ich mich jetzt nicht erinnern, wohl aber an das Gefühl, von riiiieeesigen Kuhaugen aus der Petrischale heraus beobachtet zu werden. Und das zaghafte Vorgehen mit dem Skalpell bei dieser echt fiesen Lederhaut. Und dem Triumph, die unversehrte Linse vor mir liegen zu haben …
    Was das Splittern von Brillengläsern angeht: meine Mama hatte früh darauf bestanden, dass meine Brillengläser aus Kunststoff, nicht aus Glas sind. Damit beim Toben nix splittert und ich mir ernstahft wehmache an den Augen. Da Sie vermutlich aus dem Tobealter raus sind und auch keine Extremsportarten (im klassischen Sinn) betreiben, bin ich zuversichtlich, dass Sie keine Angst haben müssen um ihr gesundes Auge. Toitoitoi! *dreimalaufholzklopffürsie*

  13. pünktchen sagt:

    Das Sezieren fand ich damals auch nicht schlimm. Da ich aber dem Schlachthof am nächsten wohnte, sollte ich eine Tüte mit Kuhaugen dort abholen und mir wurde eine durchsichtige Tüte in die Hand gedrückt. Das fand ich voll ekelig, damit noch 1 km zur Schule zu laufen …

  14. podruga sagt:

    leider auch nie gemacht… nur in der fünften ein Fischleim seziert.

  15. asty sagt:

    Hallo Frau Mutti, ich finde das auch klasse, dass die Kinder sowas mal ausprobieren durften. Aber: war das Hausaufgabe? Was machen denn die Kinder, die jetzt nicht so einen Lieblingsmetzger nebendran haben? Oder die, bei denen die Eltern nicht so vorbildlich dokumentieren? Aus den Kommentaren lese ich, dass die anderen das immer alle im Unterricht gemacht haben und nicht daheim auf der Terrasse. Liebe Grüsse, asty

  16. fraumutti sagt:

    Asty, die Kinder sezieren natürlich im Unterricht. Die Klasse der Tochter wird dies demnächst tun, der Sohn durfte nie. Das Experiment auf der Terrasse war ganz freiwillig und keine Hausaufgabe.

    Astrid, ich habe Deine Kommentare wirklich gern, weil sie auch zum Nachdenken anregen. Aber manchmal sind sie auch einfach nur dämlich.

  17. Astrid sagt:

    Hallo Frau Mutti,

    Dankeschön fürs Zeigen. In Baden-Württemberg bekamen wir keine Tier-Augen zu sehen. In der ganzen Schulzeit gab es ohnehin praktisch keine Experimente, es sei denn, man machte sie zu Hause. Ach doch, ein Experiment gab es in Bio, ganz ohne igitt-Faktor: Durch Wasser aufquellende Bohnen sprengen Gips. Nicht wirklich spannend, oder?

    Viele Grüße
    Astrid

  18. Christine sagt:

    Dazu nur eine kleine Anmerkung, wenn sich einige vielleicht wundern, warums früher Rinderaugen gab und heute Schweineaugen: Seit BSE gehören Rinderaugen zum Risikomaterial und dürfen nicht mehr rausgegeben werden :)

    Ich glaub, ich zeige keine Bilder aus Anatomie, da sieht man dann Innenleben von Hunden, Schafen und Pferden ;)

  19. Ilona sagt:

    Vor ziemlich genau 34 Jahren in Baden-Würtemberg untersuchten wir das Rinderauge und den Rindermagen. Ein wahrhaft experimentierfreudiger Biolehrer auf unserer Realschule. Das Rinderauge ging ja noch, aber wissen Sie wie ein Rindermagen stinkt? Alle 7, aber einer am schlimmsten, der Lab Magen (?). Einige von uns hingen möglichst weit aus dem Fenster. Toll das Ihre Kinder das alles tun und so von Ihnen unterstützt werden!
    Liebe Grüße…Ilona

  20. Christine sagt:

    Rinder haben nur 4 Mägen ;)

  21. Astrid sagt:

    Bring deinen Kindern mal lieber wie und warum das Tier dessen Augen ihr da aus einander genommen habt gestorben ist!

  22. minibar sagt:

    Wow, danke für den super interessanten Bericht. Und die Fotos dazu, großartig.
    Jugend forscht ganz forsch.

    Und den Rock vom Spiegelbild, den hab ich mal in echt gesehen ;-) (meine ich)

  23. Javea sagt:

    Wir durften damals nicht… eben weil es so schwierig zu zerschneiden ist. Irgendein Schüler vor uns hatte sich mal etwas doof angestellt, war abgerutscht und hatte sich selbst seziert… danach gab es dann absolutes schulweites Rinderaugenzerlegeverbot. Grummel.

    Aber jetzt hab ich es ja nachgeholt, hihi. Spannend.

  24. Astrid sagt:

    Frau Mutti, das denke ich über einige deiner Einträge auch, die kommentiere ich dann allerdings nicht!

  25. trolljente sagt:

    Nun lese ich schon ziemlich lange heimlich hier mit und hab schon so vieles gelernt, mich zum Nachdenken anregen lassen oder auch mal einfach nur geschmunzelt…

    Dieser Blog gehört inzwischen fast zur täglichen Abendlektüre, Dankeschön

  26. Renata sagt:

    Ui holla, allzulange kann ich mir diese Fotos nicht angucken, sonst wird mir übel….ich Weichei ich.
    Ich war immer froh das wir sowas in der Schule nie machen mussten.

    LG,
    Renata

  27. Frau … äh … Mutti » Archiv » Und vergiß dein Herz nicht! sagt:

    […] ein Schweineherz sezieren. Die Metzgersfrau unseres Vertrauens, die uns bereits mit Schweineaugen belieferte, verkaufte ein Herz für drei Euro, schweisste es liebevoll ein und versprach, dass es […]

  28. Augenprobleme | meinigkeiten sagt:

    […] Ersetzt würde dieser dann mit einer Art Glibbermasse. Da musste ich spontan an diese Bilder von Frau … äh … Mutti denken … armer Kollege, ich möchte jetzt nicht in seiner Haut stecken … Dieser […]