Miau

25. August 2009

Dienstags sitze ich vormittags immer mit Oma Eis im Nähzimmer. Sie hat heute Ratzfatz-Taschen zugeschnitten, ich habe sie bestickt.

Und während die Maschine ratterte, trudelte eine Mail ins Haus, die mich auch noch am Nachmittag, als glücklich alle Kindelein bei Freunden verteilt waren, ins Nähzimmer zog.

Ein paar Stunden später durfte die Stickmaschine abkühlen und aus dem ehemals knielangen und komisch hüftbeulenden RömöRöckchen wurde ein fescher Minirock.

Die Bude ist chaotisch, doch zum Aufräumen hab ich keine Lust mehr.
Aber für die Tochter musste ich noch rasch was fertig machen.

Ein Katzentier. Ein Katzentier, das die Zunge raustreckt und das ein Beweis dafür ist, dass Frau Rieger auch niedlich kann :-)

Ab Montag, den 31. August gibt es diese Katze und einige mehr (morgen zeige ich Ihnen noch welche) HIER.

gewettert

25. August 2009

Sie tut´s schon wieder, die Mutti, sie schreibt über´s Wetter. Aber – tschuldigung – das geht eigentlich gar nicht, das Wetter. Ich bin mir auch ganz sicher, dass es früher solches Wetter noch nicht gab. Das ist eine neumodische Erfindung, wahrscheinlich ein Virus aus dem Internet.

Wenn man durch die geschlossenen Fenster nach draußen schaut,  beginnt man automatisch zu frösteln. Der Himmel ist grau mit einem fahlen Gelbstich, irgendwie leichenfarben. Die Blätter an den Bäumen hängen schlapp herum, die Blütenfarben wirken gedämpft, der Griff nach Fleecejacke und Wollsocken folgt automatisch.

Öffnet man dann Fenster, um den Raummief rauszulassen, wundert man sich ein bißchen. Eigentlich hat man sich auf eine kühle Brise eingestellt. Und in Erwartung dieser Brise die Jacke vor dem Bauch übereinandergeschlagen und die Arme um den Körper gewickelt. Und die Hände in die Jackenärmel hochgezogen.

Die kühle Brise kommt aber nicht.

Statt dessen kommt ein Schwall feuchter Luft in Körpertemperatur, der die Fleecejacke augenblicklich an den Körper klebt und einen Schweißfilm in den Nacken zaubert.

Jede unvorsichtige Bewegung, ein Wimpernaufschlag zum Beispiel, oder das Heben und Senken des Brustkorbs beim Atmen, führt zu weiteren Schweißausbrüchen. Der Schweiß kann aber nicht verdunsten und den Körper kühlen, weil die Luft nasser als der Schweiß ist. Und wärmer.

Der Kreislauf sagt deshalb: „Du kannst mich heute mal gern haben, ich leg mich flach“ und  der Kopf sagt „Ohne Kreislauf kneif ich dir von innen in die Schläfe.“ Die Augen pienzen rum, weil sie nicht wissen, ob es eigentlich hell oder dunkel ist und die Frisur ist mir heute auch nicht gelungen. Auch daran ist das Wetter schuld. Wahrscheinlich.

Und wenn jetzt eine gute Fee käme, die mir einen einzigen Wunsch gewähren würde, dann wünschte ich mir: Schlaf. Ein traumlose, durchgeschlafene Nacht, sieben Stunden am Stück süßer Schlaf, dem ein erfrischtes Aufwachen folgen kann. Graues Wetter macht Schlafmangel noch grauenhafter.

Hausfrauenkreuz am Bande

24. August 2009

Und dann wollte ich noch anmerken, dass ich gerade selbstgebrautes Lattwersch nach einem Rezept (hier) von Daniela (Danke sehr!) in Gläser gefüllt habe.

Eine Stunde lang pellte ich Minikerne aus Minipflaumen, zum Glück wurmfrei. Zehn Minuten pürierte und matschte ich das Ganze zu einer feinen Pampe. Vier Stunden heizte der Ofen meine Küche und verheissungsvolle Düfte nach Nelken und Zimt waberten durch´s ganze Haus, während es in der Auflaufform träge vor sich hin köchelte. (und einmal verbrannte ich mir vorkostenderweise die Zunge, aber das gehört so.)

Da ja niemand ausser mir Lattwersch mag, habe ich nur etwas über ein Kilo Pflaumen verwurschtet. Und weil ich so arg figurbewusst bin, habe ich nur ganz wenig Zucker rein gepackt. Zweieinhalb Gläser Lattwersch gab´s. Der Geruch ist fantastisch und ich bin mir sicher, dass das saure Zeugs nicht nur auf frischem Roggenbrot köstlich schmeckt, sondern wahrscheinlich auch noch rostige Gartenwerkzeuge abbeizt und verstopfte Abflüsse freiätzt. Ein bißchen mehr Zucker wäre ok gewesen.

Ein Glas schenke ich der Freundin, die nie Zeit hat, damit sie wieder Germknödel machen und mich einladen kann. Ich bin so uneigennützig.

Auf ein Neues

24. August 2009

Ich habe die ersten Schultage nach den Ferien immer geliebt.

Mindestens zwei Wochen lang war ich voll guter Vorsätze, beschriftete liebevoll und mit Herzchen verziert meine Hefte und Schulbücher, lernte meine Vokabeln, trug den Stundenplan gewissenhaft in das Hausaufgabenheft (das ich mindestens genauso gewissenhaft und ohne „fehlende Hausaufgaben“-Stempel führen wollte) ein, spitzte alle Stifte, befüllte den Lieblingsfüller (Pelikan, nach hinten schmal zulaufend wie eine Feder, schwarz, mit breiter Spitze) mit der veilchenfarbenen Tinte die angeblich nach Veilchen duftete, klemmte einen neuen, unangekauten, unbemalten, unzerbröselten Radiergummi in das Mäppchen, neben die Filzstifte, die wie ein Regenbogen angeordnet waren, schwarz und braun außen links.

Nach der Schule setzte ich mich direkt an meine Hausaufgaben, an meinen ordentlich aufgeräumten Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch stand ein Stifteutensilo, solch ein „drei Röhren in unterschiedlicher Höhe“ – Ding, in dem das 30 cm Lineal, der Zirkel, gespitzte Ersatz-Bleistifte und solch ein Pfeifenreinigeräffchen an Pfeifenreinigerpalme auf Holzstäbchen, das mal meinem Eisbecher „Copa Cabana“ schmückte, steckten. Daneben ein Schälchen mit Büroklammern und einer leeren Patrone, in der ich die Kügelchen der anderen leeren Patrone sammelte.

„Hausaufgaben“ schrieb ich über dieselben, entweder mit dem Lineal unterstrichen oder, wenn der Lehrer nicht allzu konservativ war, eine Schlängellinie mit kontrastfarbigen Punkten im Geschlängel. Und das Datum rechts an den Rand.

Und nach den Hausaufgaben packte ich die aktuelle Lieblingstasche. Manchmal einen weinroten Aktenkoffer, manchmal ein uralter Lederranzen, manchmal eine Tasche, die ich mir aus einer alten Jeans genäht hatte und manchmal auch nur eine olle Plastiktasche, immerhin mit Erdbeeren darauf.

Die guten Vorsätze schwanden gleichzeitig mit der Motivation, die Stifte wurden nicht mehr nachgespitzt, dafür angenagt, der Radiergummi bekam erste Bleistiftbohrlöcher und mit den ersten Eselsohren in den Bücher begann auch die Zeit der morgendlichen Hausaufgaben am Bahnhof. Oder rasch vor der Stunde noch hingeknäult und abgeschrieben.

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25 Jahre später beobachte ich mit wissendem Lächeln meine Tochter dabei, wie sie ihren Schreibtisch für das neue Schuljahr dekoriert. Schaue dem Jüngsten zu, wie er liebevoll Hefte und Schnellhefter beschriftet und seine Sportsachen packt. Und lausche dem Großen, während er seine guten Vorsätze den Matheunterricht betreffend, vor mir ausbreitet.

Ich genieße es, dass die drei sich auf die kommenden Schulwochen freuen und freue mich, dass sie ihre teuren Materialien so liebevoll behandeln. Und das mache ich ganz schnell, denn schon nächste Woche kann es passieren, dass ich im Hausaufgabenheft des Großen unterschreiben muss, dass zum wiederholten Male die Hausaufgaben in Mathe fehlten. Und dass ich eine Grundsatzdiskussion mit der Mittleren führen muss, weil sieben Quadratzentimeter freie Fläche auf dem Schreibtisch nicht für sorgfältige Hausaufgaben reichen. Und was mit dem jüngsten Kind in diesem Schuljahr auf mich zukommt – ach. Ich mag noch garnicht daran denken.

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Mitgebracht bekommen habe ich heute zwei Informationszettel, die Schweinegrippe betreffend.  Bei geringsten Anzeichen möge man bitte sein Kind daheim behalten, die Schule verständigen und einen Arzt aufsuchen. Anzeichen wie: verstopfte Nase. Weia. Hab ich seit Wochen. Mir wächst ein Schweinerüssel, fürchte ich.

„Ich gehe davon aus“, sprach Frau … äh … Mutti zu ihrem großen Sohn, „dass du dieses Infoblatt gelesen hast. Und dass du klug genug bist, nicht irgendwelche Symptome vorzutäuschen (was wahrhaft leicht wäre), nur um Schule schwänzen zu können.“

„Natürlich nicht!“, erwidert der Große empört, doch das „Mist, sie kennt alle Tricks!“ steht auf seiner Stirn.

Ha. Es wird ihm schwerfallen, Ausreden zum Blaumachen zu finden, ich habe die selbst alle durch. Und habe ihm sogar mal erzählt,dass ich ganz genau weiß, was passiert, wenn man ein Fieberthermometer an die Glühbirne hält.

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Während ich dies schrieb, hat das jüngste Kind das erste Kapitel seiner neuen Lektüre „Lena fährt auf Klassenfahrt“ gelesen und zwei Fragen dazu beantwortet. Und sitzt jetzt genervt vor dem Blatt, auf das er sein Lieblingsknuffeltier malen muß. Danach sind noch zehn Fragen zu beantworten und für Mathe muss er hohe Zahlen aus Zeitungen oder dem Internet suchen. Sagt er. Ich schätze, dass er in etwa einer Stunde fertig ist. Uff. Auf ein Neues, hallo Altbekanntes und für sechs Wochen Verdrängtes.

Stoßseufzer

24. August 2009

Blöd, dass heute der erste Schultag ist. Noch blöder, dass er für die beiden Großen erst zwanzig vor zehn beginnt.

Die beiden hängen nämlich hier rum und wissen nicht, wohin mit ihrem Elan.

Aus schierer Verzweiflung (und auf dezente Hinweise meinerseits) haben sie ihre Zimmer und das des jüngsten Kindes aufgeräumt. Und sich gestritten. Und angebrüllt. Dann habe ich gebrüllt und sie haben zurückgebrüllt. Jetzt haben sie sich gegen mich verbündet und tuscheln im Zimmer der Mittleren über die doofe, ungerechte Mutter.

Ermüdend. Sehr ermüdend, das. Ab morgen dann alles wieder normal, ab zwanzig nach sieben Ruhe und Frieden im Haus. Hat auch Vorteile.

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Seit die beiden Jungs aus dem Zeltlager zurück sind, hat sich die Dreck- und Chaosmenge im Haus verachtfacht. Ungefähr.

Die Wäscheberge, die sie mitbrachten, sind weitestgehend abgetragen. Wussten Sie schon, dass man Gras und Heu ohne Probleme oder Verluste waschen kann? Stopfen Sie es am besten in Hosen- oder Jackentaschen und waschen Sie wie gewohnt.

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wir unterbrechen unser Blogprogramm für eine kurze Verabschiedungspause, Töchterlein verlässt das Haus, um sich bei ihrer allerbesten Freundin über blöde Mütter zu beschweren auf den ersten Schultag einzustimmen.