unerforschtes Land

14. Januar 2018

Da meine Diagnose bisher Divertikulitis lautet und ich somit eine Divertikulose-Patientin bin (bis die Darmspiegelung in sechs Wochen das bestätigt oder nicht, sage ich das unter Vorbehalt), muss ich mich in ein neues Themenfeld einarbeiten. Denn bisher habe ich mir über diätische Ernährung nur Gedanken gemacht, wenn der Magen gez(w)ickt hat. Jetzt betrifft es also weitere Teile meines Verdauungssystems und ich habe eine Menge Lesestoff. Wenn ich diese Menge mal ganz grob zusammenfassen darf: es ist kompliziert.

Man empfiehlt mir Vollkorn, aber nicht zu grob, viele Nüsse, aber eigentlich doch ganz selten und dann möglichst gemahlen. Obstkerne soll ich meiden und dabei geht es nicht um Mangokerne, sondern um Johannis-, Him- und Erdbeerkerne, wobei letztere ja eigentlich Nüsse sind. Ballaststoffreich essen soll ich, aber vielleicht doch nicht so sehr, das weiß man eigentlich nicht so genau. Und so ist das auch mit den Kernen, das weiß man eigentlich auch nicht so genau. Bulgur und Couscous sollte ich meiden, aber Leinsamen ist super. Sie merken es vielleicht, ich habe verschiedene Empfehlungen zusammengefasst.

Die Idee bei diesen ganzen Empfehlungen ist, dass keine Kleinteile im Darm hängenbleiben und damit Entzündungen verursachen sollen. (sehr vereinfacht beschrieben) Woher mein Darm aber wissen soll, ob er gerade Himbeerkerne, zerkaute Haselnüsse oder Leinsamen transportiert, das lässt sich nirgendwo nachlesen.

Nachzulesen ist aber beispielsweise, dass blähende Speisen nicht zu empfehlen sind, doch was bläht, ist individuell verschieden. Ok, da kann ich mich langsam herantasten.

Ansonsten werde ich auch in diesem Sommer die Beeren aus meinem Garten genießen, mit ganz reinem Gewissen. Dottore hat, darauf angesprochen, dass es da neue Studien gibt und es scheint schon so, als könne ich beispielsweise Beeren essen, ohne sofort mit schlimmsten Konsequenzen zu rechnen. „Kannst ja auch Kirschkerne schlucken, ohne Blinddarmentzündung zu bekommen, wie man früher dachte.“, sagte er und ich habe beschlossen, ihm einfach zu glauben und keinesfalls mit Angst vor potentiellen Entzündungen zu essen. Das, was der Divertikulose wirklich nicht gut tut (zu viel Fett, Zucker, Alkohol), gehört sowieso zu meinen 2018-weniger-davon-Vorsätzen. Und laut Dottore soll ich Verstopfungen vermeiden, doch damit hatte ich noch nie Probleme.

Ja, es gibt hier viele Informationen über so Sachen, über die man nicht spricht. Muss ich jetzt aber, gehört jetzt zu meinem Leben und mal ehrlich, über Babykacke wird sogar im Café philosophiert.

Vielleicht sind Sie schon lange Divertikulosepatient/in und deshalb haben Sie sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet, außerdem zuckt Ihr Widerspruchfinger, weil ich da eventuell eine ganz andere Herangehensweise habe, möglicherweise eine falsche und ich werde schon sehen, was ich davon habe.

Vielleicht mache ich alles falsch und wenn ich demnächst wieder in der Klinik lande, dann sehe ich das vielleicht ein. Oder nicht.

Also wie auch immer es aus- oder weitergeht: ich danke Ihnen so sehr für die vielen Besserungswünsche und ich bin sehr erstaunt, wieviele Divertikulosepatienten es doch gibt. Danke für den Beistand und danke für keine Ratschläge!

12von12 – 01/18

12. Januar 2018

Zwölf Bilder am Zwölften eines Monats, gesammelt von Frau Kännchen

Vielleicht wird das die langweiligste 12von12-Sammlung, die je in einem Blog gezeigt wurde, doch außer Mahlzeiten und selbstverständlich allerliebster Haustiere hatte dieser Tag bildermäßig nicht viel zu bieten.

„Ich richte Ihnen noch die Tabletten für den Tag!“, hatte die Nachtschwester um fünf Uhr versprochen und sie hatte Wort gehalten. Nun besitze ich also ein schickes Tablettensortierkästchen und fühle mich direkt dreißig Jahre älter.

Die Visite kam und ich wurde ganz offiziell entlassen. Ich müsse noch auf den Arztbrief warten und die CD mit den Bildern vom CT könne ich unten in der Radiologie anfordern. „Ach, ich ruf da schnell an, dann müssen sie nachher die Bilder nur abholen und müssen nicht warten.“, sagte die Schwester und das freute mich sehr! Weil wenn man auf dem Heimweg ist, ist auf etwas warten müssen ganz schrecklich!

Ich bekam mein letztes Krankenhausfrühstück serviert und ich sage es mal ganz vorsichtig: es war interessant. Es gab lauwarme Erbsensuppe zu Vanillepudding, dazu schwarzen Kaffee und Joghurt. Ich hatte Hunger, die Tabletten brauchten eine Basis und so aß ich brav meine Schüsselchen leer. (Sie werden von mir übrigens keine abfälligen Bemerkungen über Krankenhausessen lesen, denn im Krankenhaus habe ich ganz andere Prioritäten als meine Lieblingsspeisen, ich diskutiere auch nicht über das Essen.)

Nach dem Frühstück packte ich mein Zeug zusammen und wartete sehnsüchtig auf den Gatten.

Ein kleines Goodie Bag gab es für mich noch und dann blieb nur noch den Schwestern und Pflegern für die gute Betreuung und Behandlung zu danken, bevor es die paar Schritte zum Auto ging. Wussten Sie eigentlich, dass vor Krankenhaustüren besonders viele Raucher stehen?

„Lass uns schnell bei Dottore halten, dann kann ich direkt meinen Arztbrief abgeben, den kann er lesen bis zum nächsten Termin.“, schlug ich dem Gatten vor. Dottore erwischte mich an der Anmeldung und da ich fit genug war, um ein bißchen zu warten, wurde mir heute noch erklärt, wovon ich mich gerade erhole. Es ist wohl wirklich eine Divertikulitis, wenn auch an höchst ungewöhnlicher Stelle und trotz nicht passender Lebensumstände (ich lebe viel zu gesund, um das mal platt auszudrücken). Die Antibiose wird fortgesetzt, Schmerzmedikation nach Bedarf. In ca. sechs Wochen folgt dann eine Darmspiegelung und auch die künftige Ernährung sprachen wir durch: „Mach einfach weiter wie bisher und sieh zu, dassde keine Verstopfung bekommst.“ Alla, damit kann ich prima leben. (und was zu ändern ist, war eh ein Vorsatz)

Und dann war es endlich so weit: nach einer ausgiebigen Dusche konnte ich in meinem eigenen Bett versinken. Im Auto dachte ich, dass ich stundenlang würde schlafen müssen, doch es war viel zu gemütlich und kuschelig, ich musste viel zu viel genießen um schlafen zu können.

Der Gatte übernahm den Pflegedienst und servierte ein Mittagessen. Um mir die Entwöhnung vom Krankenhaus nicht allzu schwer werden zu lassen, arbeitete er Art und Anrichtung der Krankenhausmahlzeiten nach. Aber sein Haferbrei schmeckt viel besser als der im Krankenhaus, zumal die im Krankenhaus nicht wissen, dass Brei mit einem Plastiklöffel gegessen werden muss.

Lola freute sich sehr über meine Rückkehr, fand es aber ziemlich doof, dass ich schon wieder im Bett rumlag, statt zu ihr aufs Sofa zu krabbeln.

Und so konnte sie kurze Zeit später ihr Glück kaum fassen, als ich sie, frisch geduscht, einlud neben mir im Bett zu liegen. Ich hatte eine ihrer Decken dort ausgebreitet und nach meinem „Hepp!“-Kommando rollte sie sich quasi noch im Hochspringflug zu einer kleinen Hunderolle zusammen, sehr bemüht besonders brav zu sein. Ein Therapiehund ist etwas ganz besonders Feines! (mittlerweile musste sie ihren Platz übrigens wieder räumen, es ist ja mein Schlafplatz)

Mein privater Pfleger servierte das Abendessen und ach, er macht das großartig. Es gab Tomatensuppe, Zwieback und Naturjoghurt, genau wie im Krankenhaus und dennoch schmeckt alles so viel besser! Und das lag nicht nur am Plastiklöffel und den Rosen. (an letzteren aber auch)

Das nächste Therapietier wurde angereicht, denn ein schnurrender Kater auf den Füßen ist nicht weniger heilsam als ein anschmiegsamer Hund. Der Kater hat übrigens derzeit sein Höchstgewicht und daran sind nicht wir schuld, sondern die besonders fetten Mäuse und Ratten, die er sich täglich erbeutet.

Und das war dann auch schon dieser ereignisarme Zwölfte im Januar. Der nächste Zwölfte hat hoffentlich wieder ein bißchen Gegend dabei. Oder wenigstens etwas Kreatives.

So. Zeit zum Gesundschlafen!

Heute ist alles anders

11. Januar 2018

Maria heißt die Reinigungskraft, die hier durch unser Zimmer wirbelt bis es blinkt. Weil ich mein Häkelzeug in der Hand habe, spricht sie mich an. Mit drei Jahren habe sie das Häkeln gelernt, von ihrer Oma in Portugal. Aber ihre Hände seien zu klein gewesen. „Häkeln sie denn heute noch?“, frage ich sie und sie verneint. Das mit den zwei Nadeln, stricken!, das würde sie ab und zu noch tun, aber sie hätte keine Zeit mehr, zu viel Arbeit. Die Wolle ist teuer, sie könne Kleidung billiger kaufen. Ich zeige auf ihre goldenen Sneakers, die sind mir schon vorgestern aufgefallen, weil sie so schön blitzen. „Die sind klasse!“, sage ich und sie erklärt mir sofort, wo ich sie kaufen kann, aber die sind nicht so billig.

Sie wischt und wirbelt weiter und als ihr Blick wieder auf mein Häkelzeug fällt, lacht sie. Sie habe einmal versucht, ihrem Mann einen Pullover zu stricken, doch der Mann sei so groß, das Teil für den Rücken war immer zu kurz, der Pullover wurde nie fertig.

Wenn sie Zeit hätte, würde sie vielleicht für Kinder stricken, sie hat schon drei Enkelkinder! „Großartig“, sage ich, „herzlichen Glückwunsch!“ Ach, die Enkel seien in Portugal, die kennt sie kaum. „Ich fühle ganz leer für die Enkel“, sagt sie, das tut mir sehr leid, das Herz soll doch voll sein, wenn (Enkel)Kinder da sind. Zwei Töchter hat sie. Beide leben in Portugal, eine ist Lehrerin, die andere was mit Steuern. Der Jüngste heißt Diego, er ist 16 und sie macht sich Sorgen. Diego hat die vierte Klasse wiederholt und jetzt nach der neunten Klasse ist Schluss, er muss eine Lehre machen oder BBS. YouTuber will er werden. „Damit kann man viel Geld verdienen, Mama!“, erzählt er ihr und ich sehe ihr an, dass sie es nicht glaubt, „Heute ist das mit den Berufen anders!“ Man müsse sich nicht mehr krumm machen für Geld. „Aber er lebt von mir, wenn ich mich krumm mache.“, sagt sie und stellvertretend möchte ich den aufstrebenden YouTubeStar Diego ein bißchen schütteln.

„Vielleicht findet er ja eine Ausbildung!“, sage ich aufmunternd. „Oder BBS“, erwidert sie. „Oder BBS.“, bestätige ich.

Das Zimmer ist sauber und aufgeräumt. „Gute Besserung, bis morgen!“, ruft Maria und flitzt auf ihren blitzenden Schuhen ins nächste Zimmer.

Wie geht es denn so weiter?

10. Januar 2018

Fragte ich heute morgen bei der Visite. Hm, jaaaa, das weiß man nicht so recht, weil nach wie vor weiß man nicht genau, was ich eigentlich habe. Eine Entzündung, das steht fest, das sagen ja auch die Blutwerte. Eine Entzündung im Darm, das steht auch fest, weil das sagt das CT und ich sage das noch viel lauter, wenn man auf die Stelle drückt. Aber einen Namen kann man dem nicht geben, weil die Teile des Darms, die sich normalerweise so entzünden, die sehen prima aus. Obendrein stehe ich auf ballaststoffreiche Kost, trinke viel Tee und Wasser und bewege mich täglich, was genau der Empfehlung entspricht, die man Divertikulose-Patienten nach der Genesung mit nach Hause gibt. „Tja. Und nun?“, fragte ich die Ärztin, doch die konnte halt auch nur mit den Schultern zucken und sich mit mir freuen, dass die Entzündungswerte runtergehen. (die Schmerzen bleiben allerdings und das ist fies!)

In sechs Wochen, wenn sich wirklich alles, alles beruhigt hat, darf ich zur Darmspiegelung. Die zeigt dann vielleicht, was sich warum entzündet hat.

Wenn die Werte morgen einigermaßen gut sind, darf ich heim. Denn im Bett herumliegen und Penicillin einwerfen klappt auch daheim, wahrscheinlich sogar besser.

„Denken sie dann doch noch mal über eine Operation nach, wenn das wiederkommt!“, sprach die Ärztin zum Abschluss der Visite und jetzt stecke ich schon wieder in den Zweifeln? Kommt das, was auch immer es ist, garantiert wieder? Wie kann ich das denn noch besser verhindern als bisher? (GEHT das überhaupt?) Ich muss mir diese Fragen für die nächste Visite merken, unbedingt!

Und dann wüsste ich gerne noch, egal, wer mir diese Frage beantworten kann, warum ich nicht ein einziges Mal eine wirklich eindeutige Diagnose haben kann? So was wie „Knochen durch, Arm gebrochen.“ Aber selbst da gibt es wahrscheinlich zig Variationen, Komplikationen, Interpretationen.

Ich lasse das mit dem Kranksein, macht mir keinen Spaß.

„Es ist ja nur Bauchweh, da muss ich nicht zum Arzt!“, sagte ich am 2. Januar zum Gatten.

„Bauchweh und ein bißchen Fieber, aber wenn ich liege ist es ja ok, ich muss nicht zum Arzt!“, sagte ich am 7. Januar zum Gatten.

„Heute morgen geht es mir schon ein bißchen besser, glaube ich, und außerdem sitzen Montagmorgen immer furchtbar viele Menschen beim Arzt. Aber wenn es mir später schlechter geht, laufe ich direkt zu Dottore!“, sagte ich am 8. Januar zum Gatten.

Und das tat ich dann auch. „Wenn ich hier drücke, tut es weh und wenn ich laufe, dann tut es sauweh. Außerdem hab ich Fieber und wenn ich ganz ehrlich bin, dann tut es sausausauweh.“ Dottore fand das besorgniserregend, denn ich bin kein bißchen wehleidig und schnell Fieber zu haben gehört auch nicht zu meinen Kernkompetenzen. Und weil sein Ultraschallgerät alt ist und nur grisseligen Schnee zeigt, das Labor für eine Blutuntersuchung schon Feierabend hatte und ich wie ein Fragezeichen vor ihm auf dem Stuhl saß, schickte er mich ins Krankenhaus.

„Wenn ich da hinkomme, ziehen die dann die Augenbrauen hoch, weil eine Frau mit „nur“-Bauchschmerzen auf der Matte steht?“, fragte ich Dottore und er erwiderte sehr deutlich, dass ich mit unklarem, akutem Abdomen mit Fieber kein bißchen simulierungsverdächtig oder gar hypochondrisch erscheinen würde. Denn, nochmal ganz ehrlich, aus genau diesen Gründen ging ich nicht früher zum Arzt oder am Wochenende in die Notfallambulanz: sind ja nur Bauchschmerzen, da werde ich ja ausgelacht.

Ich packte mir daheim rasch eine Kliniktasche, so für alle Fälle und stellte mich auf eine sehr lange Wartezeit ein, an deren Ende ich einem gestressten Arzt gegenüberstehen würde, der mich mit meinen „nur“ Bauchschmerzen höhnisch lachend heim schicken würde. Ja, so ticke ich.

In der Uniklinik hatte ich mich noch nicht richtig angemeldet, als ich auch schon zur Blutabnahme geholt wurde. Vor allen anderen im Wartezimmer, das war mir sehr unangenehm und gleichzeitig dämmerte mir, dass „nur“ Bauchschmerzen vielleicht schlimmer sind, als ich das mit meinem profunden Arztserienwissen beurteile. Nicht lange nach der Blutabnahme untersuchte mich eine Ärztin und weil auch der Klinik-Ultraschall ein bißchen grisselig und obendrein auffällig war und auch die Entzündungswerte im Blut sehr hoch, schickte sie mich weiter zum Kontrastmittel-CT.

Dort musste ich dann tatsächlich länger warten, aber Menschen auf Bahren, an denen hektisch Monitore blinken und piepen, lasse ich nur allzu gerne den Vortritt. Und natürlich auch deshalb, weil ein Kontrastmittel-CT des Darms bedeutet, dass dieser mit Kontrastmittel befüllt wird. Nein, das trinkt man nicht, das gibt einen hübschen Einlauf. (den letzten Einlauf habe ich in warmer Erinnerung! Er wurde mir kurz vor der Geburt des Großen verabreicht und als er drin war, sagte die Hebamme: „So, Frau … äh … Mutti, jetzt kniepen sie mal zwanzig Minuten. So lange können sie sich ja in die Wanne setzen.“ Wer jemals einen Einlauf hatte und womöglich sogar alle drei Minuten Wehen dabei, der kann vielleicht nachempfinden, dass ich echt nicht entspannt war.)

Gestern abend war ich auch nicht sehr entspannt, aber was sein muss, das muss halt sein und so ließ ich mir sehr kaltes Kontrastmittel in den Darm einlaufen. Ich wurde in die Röhre geschoben, musste tief einatmen, Luft anhalten und weiteratmen und dann wurde mir noch mehr Kontrastmittel verabreicht, diesmal direkt in die Vene. Das ist nicht nur gemein schmerzhaft, mir wurde augenblicklich sehr, sehr heiß und ich hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Tief einatmen, Luft anhalten, weiteratmen, raus aus der Röhre und mit einem doppelten Salto auf die Toilette, den Schließmuskel entlasten.

Ich durfte mich wieder anziehen und sollte zurück in die Notfallambulanz. Doch vorher fing mich ein hektischer Arzt mit der Frage „Wann waren sie zum letzten Mal bei ihrem Gynäkologen?“ ab. „Vor einem halben Jahr und am Freitag habe ich einen Termin zur Krebsvorsorge, warum?“ An meinem linken Eierstock sei eine sehr große Zyste, ob die damals schon dagewesen sei? War sie nicht und das ist echt doof, weil solch eine Zyste hat mich schon mal zehn Tage in die Klinik gebracht. Aber erstmal egal, ich war ja wegen „nur“Bauchschmerz da, das mit der Zyste sollte ich mit dem Gynäkologen klären.

In der Notaufnahme wartete bereits ein Arzt auf mich, der mich nach allen Regeln der Kunst zusammenfaltete und ausschimpfte, warum ich denn so lange gewartet hätte? Ein Stück des Darms ist entzündet und es gibt freie Flüssigkeit an dieser Stelle. Da müsse man direkt mit Penicillin dran, über Tropf und deshalb muss ich auf die Station und hoffentlich schlägt das an, sonst muss operiert werden und dann hätte ich erstmal einen künstlichen Darmausgang und warum nur sind sie nicht früher zum Arzt, sie haben doch Schmerzen? Und dann nickte ich nur noch und als der Gatte weg war, um mich anzumelden und der Arzt auf seinem schon irgendwie berechtigtem Wutwölkchen davongewirbelt war, musste ich ein bißchen weinen. Es waren doch „nur“ Bauchschmerzen und es fühlte sich noch immer nicht nach mehr an. Schmerzen sind irgendwie nicht so schlimm.

Der Gatte brachte mich auf die Station. Man hängte mir eine Kochsalzlösung, das Penicillin und ein kontinuierlich nachpumpendes Schmerzmittel an den Zugang, Essen und Trinken erstmal verboten.

Als der Gatte weg war und das Schmerzmittel tat, was es sollte, da merkte ich dann, dass ich wohl wirklich krank bin. Erst als die Schmerzen weg waren, habe ich gespürt, wie heftig sie mich gebeutelt haben. Verrückt.

Die Nacht war prima, ich war erschöpft und schlief großartig und heute morgen gab es eine Extradosis Schmerzkiller, die bekomme ich nun alle vier Stunden. Seit der Visite weiß ich nun, dass man mich auf „Divertikulitis*“ behandelt und dass das Penicillin sehr dringend anschlagen muss, sonst komme ich um eine Operation nicht herum.

Ich habe also beschlossen, dass ich jetzt brav gesund werde, schon allein deshalb, weil ich ja am Freitag mit meinem Gynäkologen die Zystensache klären muss.

Und jetzt: gesund schlafen! Bis bald, immer die Ihre. Schön, dass Sie (wieder) da sind.

*ich bin zu jung, zu schlank, zu sportlich für diese Erkrankung, aber ich hab ja schon immer ein Faible dafür, mich nicht an die Vorgaben zu halten.