23. Juni 2020

23. Juni 2020

Jeden Sommer passiert es. Wenn ich zum ersten Mal richtig schwitze, die Sommerwärme als unangenehm und belastende empfinde, glaube ich, der richtige Zeitpunkt für ein luftiges Kleid sei nun gekommen. Als ich heute auf der Terrasse die Terrassenmöbel abschrubbte und trotz sehr viel kaltem Wasser vor mich hin zerfloss, schwor ich mir: heute abend gibst du Geld aus, denn sämtliche Nähexperimente scheiterten. Meistens schon daran, dass ich nicht den passenden Stoff fand.

Nähen will ich nicht, keine Zeit, keine Lust. Also stöberte ich.

Ich fand heraus, dass frau diesen Sommer viel Stoff trägt. Es wird gerafft und gerüscht, Spitze oder wenigstens Volants kommen zum Einsatz und eine echte Kindheitserinnerung ist auch wieder da: der Puffärmel! Für jedes Kleid steht übrigens nur eine bestimmte Menge an Stoff zur Verfügung: je kürzer die Rocklänge, desto länger der Ärmel, je länger der Rockteil, desto trägerloser das Oberteil.

Mittlerweile habe ich eine Ahnung, welche Farben und Formen mir stehen und ich weiß ganz sicher: das Hängerkleidchen oder die pfiffige A-Form gehören nicht dazu. Alles, was unter dem Busen nicht zu einer ungefähren Taillenform führt, lässt mich sehr schwanger aussehen. Alles was schulterfrei ist, führt unweigerlich zu oberkörperfrei (was des Gatten Augen glänzen ließe) weil ich mich viel zu undamenhaft bewege. Puffärmel, womöglich sogar in weiß, sahen an meinem etwa siebenjährigen Ich wirklich niedlich aus, heute sähe ich darin aus wie eine sehr große Kochmütze mit einem kleinen Kopf obendrauf. Sämtliche Volants und raffinierten Raffungen lassen mich wie ein Wohnzimmerfenster aus den 70ern aussehen, ich bin einfach zu groß und breit dafür.

Tatsächlich habe ich drei Kleider bestellt, mal zum Anschauen. Und vorsichtshalber noch einen 5er Pack Herren-Boxershorts dazu, weil die mit einem Trägerhemd oder Bikinioberteil ebenfalls für angemessene Luftigkeit sorgen. Aber so ein luftiges Kleidchen, das ich mir einfach nur überwerfen muss … das wär schon was. Mal sehen.

22. Juni 2020

22. Juni 2020

Ziemlich genau zwei Jahre nachdem ich „Wir könnten doch mal rasch die Terrasse schön machen“ sagte, ist sie fertig geworden. Heute hat Elton die Dehnungsfugen, die Übergänge zur Wand und die Wasserablaufkanten mit Silikon gefüllt. Er hat akribisch aufgeräumt und geputzt und als er fast fertig war, hat er seine Kaffeetasse umgekippt. Jetzt ist die Terrasse also auch getauft und wir wissen obendrein, dass Feinsteinzeug sich wirklich leicht reinigen lässt. Der Chef kam zu Abnahme und ja, wir sind äußerst zufrieden. „ Hab isch sehr gut gearbeitet, freu isch misch auch.“, fasste Elton zusammen und ich kann empfehlen: liebe Menschen aus Nierstein und Umgebung, wenn Sie jemanden für Arbeiten rund um Garten/Terrasse/Hof suchen, fragen Sie bei Gomes nach. (Voll die Werbung hier! Ich wünschte, ich bekäme sie bezahlt.)

Ansonsten ist hier nicht viel passiert, denn ich habe meinem neuen Hobby „Kopfschmerz, so oft wie möglich“ gefröhnt. Als Grund ließe sich diesmal „schlecht geschlafen“, „schwüles Wetter“ oder, laut Dr. Google, der eine oder andere Hirntumor nennen. Ich wähle selbstverständlich die beiden ersten Optionen und füge noch ein paar Hormone dazu, egal ob zu viel oder zu wenig davon, irgendwas ist mit den denen ja immer.

Einen sehr großen Einkauf haben wir noch erledigt. Sehr groß, weil wir uns anderthalb Wochen davor gedrückt haben. Da in der Obstschale jetzt nur noch eine trockene Zitrone lag und im Gemüsefach des Kühlschranks die Salami des Jüngsten, die Hafermilch leergetrunken und kein einziges Stück Schokolade mehr im Haus war (Katastrophe!), müssten wir los. Vorher machten wir rasch einen Abstecher zu den Oppenheimer Bienen, weil das eine Ablegervolk seine Königin noch nicht gezeigt hat. Die wird es auch nicht zeigen denn alle Anzeichen sprechen dafür, dass eine Arbeiterin den Job übernommen hat. Morgen zeige ich hier ein paar Bilder und erkläre auch, was das bedeutet und was wir tun werden. Heute esse ich nur noch ein Stück Schokolade (endlich habe ich eine vegane Sorte gefunden, die mir wirklich schmeckt!) und schlafe früh. Morgen will ich nämlich a) keine Kopfschmerzen haben und b) die Terrasse wieder hübsch machen!

Hurra! Die Terrasse ist ENDLICH FERTIG!!!

21. Juni 2020

21. Juni 2020

Müde aufgestanden, müde zur Hunderunde.

Müde gefrühstückt, müde nach Oppenheim geradelt.

Müde an den Bienen gearbeitet, müde heimgeradelt.

Müde rumgehangen, müde hingelegt, nicht eingeschlafen.

Müde Eis gegessen, müde Kaffee getrunken.

Müde den Entenstall und den Entenpool gesäubert, müde die Tomaten hochgebunden.

Müde Unerwünschtes gerupft und gezupft, müde gegossen.

Müde ein bowlenartiges Getränk genossen, müde Nudeln mit Pesto gegessen.

Müde auf dem Sofa sitzen und hoffentlich bald so gut schlafen, dass ich morgen nicht wieder wie in Watte herumwanke.

20. Juni 2020

20. Juni 2020

Heute gibt es viele Bilder, denn heute war ein besonderer Tag! Denn heute haben wir, nach zwei Jahren „Imkern mit ein bißchen Pech“ zum ersten Mal Honig geerntet!

Zur Feier des Tages waren alle Kindelein angereist und irgendwie wurde es damit noch „besonderer“. :)

Die Honigernte begann mit der Kontrolle des Honigraums. Der Honigraum ist eine Zarge, die mit einem Gitter von den anderen Zargen abgetrennt ist. Durch das Gitter passen die Arbeiterinnen, die Königin aber nicht. So wird in den Waben der Honigraums tatsächlich nur Honig eingelagert, die Königin kann keine Eier ablegen.

Am Donnerstag abend haben wir eine Bienenflucht unter den Honigraum geschoben:

Die Bienenflucht ist quasi eine Einbahnstraße für die Bienen, sie funktioniert wie eine Reuse: die Bienen kriechen durch eine immer schmaler werdende Gasse nach unten in die Beute und finden danach den Weg nich mehr nach oben. So konnten wir heute einen weitestgehend bienenfreien Honigraum abheben.

Weil so ein Honigraum eine Menge wiegt, transportierten wir ihn mit einer Schubkarre …

… unwegsamere Strecken mussten aber mit Muskelkraft bezwungen werden.

Die Küche hatte ich am Morgen mit Duschvorhängen und Lacktischdecken präpariert, wir waren also gerüstet für die Honigschlacht!

Zuerst mussten die Waben entdeckelt werden:

Honig wird reif, indem Nektar von Biene zu Biene weitergegeben wird, in Waben gelagert und wieder umgelagert wird, bis er nur noch wenig Wasser hat. Danach werden die Waben mit einem dünnen Wachsdeckel verschlossen.

Diese dünnen Wachsdeckel werden mit einer höllisch spitzen Entdeckelungsgabel geöffnet. Wenn das sorgsam geschieht, werden die Waben nicht zerstört. Dann können die Waben nach dem Schleudern den Bienen sofort wieder zurückgegeben werden. Die Bienen reparieren die Waben sehr schnell und die Königin wird bald Eier hineinlegen.

Die entdeckelten Waben werden in die Honigschleuder gepackt. Hier ist ein bißchen Physikwissen gefragt, denn die Waben werden leicht nach oben geneigt gebaut, weswegen beim Einräumen der Schleuder die Schleuderrichtung und die Zentrifugalkraft beachtet werden müssen.

Die Waben werden vorsichtig angeschleudert, danach gewendet und mit Schmackes ausgeschleudert. Danach noch einmal wenden und erneut kräftig ausschleudern. Das Anschleudern der ersten Seite verhindert, dass die Mittelwände der Waben brechen. Das hat prima funktioniert!

Und dann passiert das Tollste:

Aus der Honigschleuder läuft der Honig! Die Küche duftet nach Honig und plötzlich haben sich diese ganze Arbeit und die Stiche doch irgendwie gelohnt.

Der erste eigene Honig! Selbstvertsändlich der beste Honig, den wir je aßen.

Besonders köstlich auf frischgebackenem Hefezopf!

Beinahe zehn Kilo haben wir von unseren Bienen bekommen. Das ist gar nicht so viel, aber wir sind sehr, sehr zufrieden! (ich werde demnächst erklären, warum es völlig in Ordnung ist, Honig zu ernten.)

Heute mag ich nur kurz auf die Frage eingehen, warum wir nicht im Garten geschleudert haben? Der Honigduft wirkt auf Bienen unwiderstehlich! Würden wir im Garten schleudern, stünden wir binnen von Minuten in einer Wolke nicht besonders freundlicher Bienen. Aus diesem Grund ist es auch keine richtig gute Idee, die mit Honig verklebten Arbeitsmaterialien „zum Ausschlecken für die Bienen“ rauszustellen. Sicher wären die Honigreste in kürzester Zeit weggefuttert, doch die vielen, vielen Bienen, die dem köstlichen Honigduft gefolgt sind, würden sich auf die Suche nach weiterem Honig machen. Den fänden sie vielleicht in einer Beute, die in der Nähe steht. Im schlimmsten Fall würde sie diese überfallen und den Honig rauben. Im allerschlimmsten Fall wäre das Volk der ausgeräuberten Beute zum Tode verurteilt. Es ist also eher rücksichtslos von Imkern, Arbeitsgerät zum Ausschlecken rauszuschlecken, weil benachbarte Imker Schäden davontragen können. Wir haben worletztes Jahr Räuberbienen, die sich auf unser Volk stürzten, erlebt und das war sehr grausam anzusehen.

Ein paar unserer ausgeschleuderten Waben haben wir heute wieder in die Beute gesteckt, haben im Tausch alte, sehr dunkle Waben herausgeholt. BEi Instagram finden sie einen Film dazu.

Ein wahnsinnig aufregender, toller Tag war das! Morgen schauen wir in unseren letzten Ableger und hoffen dort nun auch eine Königin zu finden.

Sollten Sie noch Fragen haben – immer her damit! Ich betone aber immer wieder, dass wir eben auch nur blutige Anfänger sind :)

19. Juni 2020

19. Juni 2020

Während Elton draußen auf der Terrasse eine Dehnungsfuge flexte, die alten Fliesen vom Treppenabgang abstemmten und neue Platten verlegte und obendrein noch die gesamte Terrasse verfügte, spülte ich lediglich 52 Gläser mit sehr heißem Wasser. Außerdem spülte ich die passenden Deckel zu den Gläser, zwei Entdeckelungsgabeln, ein Entdeckelungsgestell, eine Edelstahlwanne, zwei große für Lebensmittel geeignete Eimer, den Einsatz und den Deckel der Honigschleuder. (Morgen früh wische ich noch die Trommel aus.) Weil meine Finger danach sowieso schon schrumpelig waren, putzte ich gleich noch ein Bad, das andere erst vor einer halben Stunde.

Danach las ich mich noch ein bißchen durch diverse Imkerbücher, reichte Kaffee und Wasser nach draußen. Tausend und eine Kleinigkeit erledigten sich irgendwie nebenbei, doch für größere Aktionen reichte die Zeit dann doch nicht.

Elton verabschiedete sich und ermahnte uns noch kurz, nicht auf die Fugen zu treten, außerdem nicht barfuß auf der Terrasse zu laufen, der Staub darauf mache die Haut an den Füßen kaputt. Aber erst wenn die alle Fugen trocken sind, auch die Dehnungsfugen, die erst morgen mit Silicon gefüllt werden, kann die Terrasse abgespritzt werden. Tja. Und dann ist sie fertig! Vielleicht können wir uns schon am Sonntag um unsere Terrassenmöbel kümmern, denn die brauchen garantiert viel Zuwendung in Form von Wasser und Öl.

Und dann kann der Sommer kommen. (Vielleicht nicht ganz so heiß, ohne den ständigen Wind und mit regelmäßigem Regen, aber dem von der sanften, gleichmäßigen Sorte. Danke im Voraus!)