Nähkästchenplauderei
14. Februar 2018
Gestern zeigte ich bei Instagram meine eifrig im Garten helfenden Söhne und schrieb dazu, dass diese das doch freiwillig und freudig tun. Daraufhin wurde ich gebeten zu verraten, welche Zaubertricks ich da früher wohl angewandt hätte. Dann will ich das mal tun, die Tricks verraten, aus dem Nähkästchen plaudern.
Das Geheimnis lautet schlicht: Bedürfnisorientierung!
„Huch, Frau Mutti!“, werden Sie vielleicht jetzt anmerken, „Das gab es doch damals, vor 15, 20 Jahren, noch gar nicht, das ist doch eine Erfindung der jungen Mütter von heute!“
Doch, doch, muss ich dann leider einwenden, das gab es damals schon, aber es war alles ein bißchen anders. Aber der Begriff passt doch so prima, deshalb muss ich ihn verwenden. Das war nämlich, am Thema Gartenarbeit festgemacht, so:
„Kindelein,“, so sprachen wir Eltern, „unser aller Garten verwildert, da müssen wir ran. Der Sommerflieder muss runtergeschnitten, der Rasen gemäht, Brennnesseln gejätet, ein Stück umgegraben und außerdem müssen Straße und Terrasse gekehrt werden. Wer übernimmt was?“
Nach manchmal hitziger Diskussion hatte jeder, auch wir Eltern, eine oder mehrere Aufgaben. Wir gingen zusammen raus, arbeiteten gemeinsam und am Abend wurde gegrillt oder es gab Pizza vom Italiener.
Und was hat das jetzt mit Bedürfnisorientierung zu tun? Immerhin hatten die Kindelein sicherlich nicht das Bedürfnis im Garten zu schuften, sondern hätten doch viel lieber gespielt, gebastelt, sich mit Freunden getroffen?
Nun, das war zuerst mal das Bedürfnis des Gartens. Der musste in Ordnung gebracht werden, damit er weiterhin ein Ort der Freude und Erholung für uns alle sein konnte. Dann war da mein Bedürfnis, dass diese Arbeit zügig verrichtet wird. Nicht von mir alleine, denn es handelt sich ja um unseren Garten und mal ehrlich: alleine würde ich das nicht schaffen. Und das Bedürfnis des Gatten, mit allen gemeinsam etwas zu unternehmen. Das kann auch gemeinsames Arbeiten sein.
Ja, die Kindelein waren nicht begeistert von der Aussicht auf einen langen, arbeitsreichen Tag im Garten und hätten wir uns nach der modernen Bedürfnisorientierung gerichtet, wären wir vermutlich gemeinsam ins Kino gegangen. Das hätte die Kindelein sehr glücklich und zufrieden gemacht und im Kino sieht man ja auch den verwildernden Garten nicht.
Stattdessen haben die Kindelein
– einen ganzen Tag draußen verbracht
– sich körperlich verausgabt
– gelernt, sich bei der Aufgabenverteilung zu einigen
– Zeit mit uns verbracht
– Erfolgserlebnisse nach getaner Arbeit gehabt
– sehr viel über Gartenarbeit gelernt
– sehr viel über Pflanzen und Insekten gelernt
– mit uns am Abend zusammen das besondere (Belohnungs)Essen genossen
– und obendrein eine große Portion „gemeinsam haben wir echt was gestemmt“ bekommen
Ziemlich viel von dem was so ein Kind halt so braucht und lernen können sollte, ziemlich viel Bedürfnisorientierung, nebenbei.
Wir hatten, neben einem ordentlicheren Garten,
– einen wunderbaren Tag mit unseren Kindern verbracht
– viel erzählt bekommen, denn wenn die Hände beschäftigt sind, lockert sich die Zunge
– uns über unsere geschickten, freundlichen Kinder gefreut
Jedesmal wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere, nenne ich unser Erziehungskonzept „bestechen, bedrohen, erpressen“, weil das klingt total witzig und provokativ gleichermaßen, doch im Grunde genommen stimmt das natürlich nicht. Wir haben gefordert und verlangt, waren (und sind) nervig und anstrengend. Gleichzeitig haben wir immer erklärt, warum wir alle zusammen für etwas arbeiten. Für _unser_ Haus, für _unseren_ Garten, für _unser_ gemeinsames Leben. Alle packen mit an und hinterher gibt es Kuchen. Oder Eis. Oder einem Film. Oder Döner. Egal, Belohnung und genießen für alle.
Das fing früh an mit „du räumst deine Bauklötze in die Kiste, ich wische Staub. Dann lesen wir ein Buch.“ Ging über „Ihr räumt eure Zimmer auf und saugt sie, ich putze in der Zwischenzeit das Bad und kehre die Treppe.“ Und heute heißt es „Du saugst durch, du gehst mit dem Hund und ich gehe einkaufen.“ Oder wir zählen auf was getan werden muss, und dann suchen wir uns halt etwas aus. Natürlich war das oft ganz platt schlimm verpönte „wenn-dann“-Erziehung, denn manchmal gab es auch kein „dann“, weil das „wenn“ nicht erledigt worden war und dann passt ja „bestechen, bedrohen, erpressen“ wieder.
Wir wollten vermitteln, wie es funktioniert, dass sich alle Familienmitglieder gleich wohl fühlen können. Das klappt nur, wenn die Bedürfnisse eines jeden Familienmitglieds berücksichtigt werden. Nicht zwangsläufig gleichzeitig. Das ist uns, glaube ich, ziemlich gut gelungen. Sagen auch die nun erwachsenen Kindelein.
Liebes Tagebuch,
13. Februar 2018
ich vermerke, dass das heute ein feiner Tag war.
Er begann gar nicht so früh, weil die Söhne frei hatten und der Gatte etwas später aufstand. Der Wecker hupte also nicht um zwanzig nach fünf, sondern erst um halb sieben. Eine sehr freundliche Zeit zum Aufstehen.
Um sieben wurde mir ein Kaffee am Bett serviert und nach zwei Kapiteln im Buch war ich bereit für den Tag.
Der Jüngste hatte in der Nacht eine Nachricht geschrieben, dass er nicht heimkäme, der Große hatte um den Weckdienst gebeten, er übernahm nach einem kleinen Frühstück die lange Hunderunde.
Ich widmete mich dem Wäscheberg und spielte Sockenmikado. Wir haben eine Vorliebe für geringelte, getupfte oder irgendwie gemusterte Socken, gerne bunt. Heute gab es jede Menge Einzelsocken und das macht mich sehr unglücklich. Socken müssen zueinanderpassen. Die Einzelsocken warten jetzt in der „einzelne Socken“-Schublade auf baldige Verpartnerung, hoffentlich nach der nächsten Maschinenladung. Manch lange vermisste Socke taucht in Deckbettbezügen, Hosenbeinen oder Taschen von Kapuzenpullis wieder auf.
Beim Verräumen der Wäsche fiel mir doch schon ein, dass ich in den Weltladen musste, ein neues Schaufenster gestalten. Manchmal ist es ganz leicht, ein neues Schaufenster zusammenzustellen. Wenn neue Ware eingetroffen ist oder es ein Thema gibt. Heute … war ein etwas chaotisches Fenster einfach wieder hübsch zu machen. Ohne Konzept, Vorgabe oder Plan macht es am meisten Spaß, dann kann ich mich kreativ austoben. Das gesamte Schaufenster ist jetzt vollgepackt mit einem repräsentativen Überblick des Sortiments. Und damit es doch ein bißchen ordentlich aussieht, habe ich die Waren farblich sortiert.

Ich finde es klasse, Oma Eis gefiel es auch und deshalb darf das jetzt so bleiben, bis Anfang März die Ostersaison startet.
Wieder daheim erwarteten mich Söhne, Hund und Kater. Erstere verschwanden in ihren Zimmer, letztere überzeugten mich von einer netten Pause auf dem Sofa.
Allzu lang hielt es mich dort aber nicht, denn die Sonne schien! Außerdem hatte die Baumschneiderin den Obstbäumen gestern ihre Sommerfrisur verpasst und es galt alle Äste, Zweige und Wasserschosser zusammenzusammeln und zu schreddern. Ich jagte die Söhne in den Garten und innerhalb von zwei Stunden war das erledigt. Ich kümmerte mich um Him-, Johannis- und Stachelbeeren, entsorgte vertrocknete Cosmeen, Topinambur, Bohnen und Paprikastauden und freute mit auf das Essen am Wochenende:

Der letzte Rosenkohlstrunk hängt noch voll, das sind über ein Kilo Rosenköhlchen! Die werden wir mit Maronen verspeisen. Lecker!
Nebendran wachsen die nächsten Mahlzeiten heran:

Der Mangold hat Dauerregen, Frost, Schnee und Vernachlässigung überlebt und wächst eifrig weiter!
Es ist so wunderbar, dass ich wieder in Garten herumwühlen kann! An geschützten Stellen bildete ich mir ein, dass die Sonne bereits ein wenig wärmt. Und weil da doch schon ein bißchen Frühling zu finden ist, bekam ich das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht!

Schneeglöckchen,

Krokusse und im Blumentopf

jede Menge Hornveilchen. Dazu eine vorwitzige Lupine und wilder Storchenschnabel. Ich schwanke zwischen Begeisterung und leiser Sorge, denn es ist halt doch noch Winter und ich rechne weiterhin mit Frost und Schnee.
Der Gatte kam heim, ich kochte Tortelliniauflauf für die Männer und ein köstliches, beinahe leichtes Cashewsüppchen für mich.

100g Cashewkerne zerbröseln
1 Zwiebel und 1 Knoblauchzehe kleinscheiden
2 EL Öl erhitzen, Zwiebel/Knoblauch glasig dünsten.
1 TL Garam Masala, Ingwer nach Geschmack kurz mit rösten
Cashews dazu und mit einem halben Liter Gemüsebrühe ablöschen.
7 Minuten köcheln lassen, pürieren und mit frischen Koriander servieren. Lecker!
Die Söhne haben sich mittlerweile in ihre Zimmer verzogen, der Gatte und ich schwitzen noch ein paar Runden in der Sauna.
Liebes Tagebuch, mehr von diese
Fastnachtsgeburtstagscupcakes
10. Februar 2018
„Bring was für die Kinder mit“, schlug die Dienstagshunderundefreundin vor, als ich sie fragte, womit wir ihr Geburtstagsbuffet bereichern können. Und ja, es dürfe fastnachtlich angehaucht sein.
Fastnacht spielt jetzt keine so gigantische Rolle in meinem Leben, aber buntes Gebäck ist super. Ich überlegte kurz, eine Regenbogentorte zu backen, aber die ist doch sehr mächtig und für Kinder zu viel. (die hauptsächlich vegan lebende Freundin hatte mir das ok für EierButterMilch und alles, was die Lebensmittelindustrie an Farben zu bieten hat gegeben)
Ich buk also Karottenkuchenmuffins, denn irgendwie muss man ja Gemüse in die Kinder bekommen.
280g Mehl
260g Zucker
2 TL Natron
1 TL Zimt
-> werden vermengt
250ml Pflanzenöl
3 Eier
-> werden zusammengerührt
175g (Dosen)Ananas pürieren
120g Walnüsse hacken
75g Kokosraspel (optional, aber lecker)
75g Rosinen (optional, wer mag schon tote Fliegen?)
200g Karotten raspeln
-> vermengen
Alles mit einem Kochlöffel grob zu einem Teig zusammen rühren. Das reicht für 24 Muffins. (oder eine Kranzform mit 26cm Durchmesser)
Die Muffins bei 190 Grad Ober/Unterhitze ca. 20 Minuten backen, den Kuchen 50 Minuten.
Für das Frosting
125g Butter
200g Frischkäse
-> mit dem Handrührgerät verrühren
dazu 1 TL Zitronenabrieb und 1 TL Zitronensaft
500g gesiebten Puderzucker nach und nach dazurühren, kräftig aufschlagen!
Dieses Rezept ist von Cynthia Barcomi, ich nehme weniger Zucker für den Teig, weil das Frosting sehr süß ist.

Damit die gesunden Gemüsemuffins (hahahaHAAA! Narrhallamarsch!) für Kinder unwiderstehlich werden, habe ich das Frosting quietschbunt gefärbt. Ich liebe die Lebensmittelfarben von Wilton (unbezahlte Werbung, trotzdem vollste Empfehlung!), denn die sind sehr ergiebig und färben leuchtend und intensiv. (alles. Auch Fingerkuppen, Topflappen und Buchenholztresen.)

Das gefärbte Frosting füllte ich, mangels ausreichender Anzahl an professionellen Spritzbeuteln in Plastikfrühstückstüten. Eine Ecke jeder Tüte wird ganz knapp angeschnitten und schon hat man perfekte Spritzbeutel, halt ohne fancy Spritztüllen.
Da ich aber sowieso nur Ringel auf die Cupcakes spritzen wollte, war das egal.

Die bunten Frostingkringel habe ich zum Schluss mit einem Zahnstocher „marmoriert“, deswegen war es nicht schlimm, dass meine Kringel alle krumm und schief wurden. Da fehlt es mir echt an Übung, ich dekoriere selten bis nie Kuchen oder Torten. Sollte ich vielleicht doch öfter tun.
Zum Abschluss klebte ich noch bunte Schokolinsen auf die Cupcakes, für den finalen Süß-Overload halt.

Ich finde sie hübsch, den Kindern schmeckten sie auch. Mission erfüllt. (für mich bitte trotzdem lieber ein Käsebrot)
Wenn sie erst mal aus dem Haus sind,
9. Februar 2018
dann:
-ist viel mehr Platz
-gibt es viel weniger Wäsche
-brauchen wir weniger Geschirr
-ist das Bad frei, wenn man es braucht
usw.
Aber. Gestern morgen schrieb ich ein wenig mit der Tochter hin und her. Die Tocher, die da im fernen Dresden nicht nur fleißig studiert, sondern auch ihr Studentenleben mit all seinen Vorzügen (ermäßigter Eintritt in die Oper! Wie toll!) lebt. Sie berichtete von ihren Plänen und ich die Neuigkeiten von daheim, sie schickte Selfies, ich Haustierbilder und ach. Obwohl uns diese wunderbaren Medien zusammenrücken lassen, was gäbe ich drum, mich für ein paar Minuten täglich, vielleicht auf einen gemeinsam Kaffee, zu ihr hinbeamen zu können. Ihre Stimme zu hören, ihr beim Erzählen zuzusehen, sie Strahlen und Funkeln zu sehen.
Schmutzige Wäsche und ungesptea Geschirr darf sie behalten, aber hey, meine Lieblingstochter fehlt mir manchmal schon sehr. (Mitte März besucht sie uns wieder, ich freu mich!)
Gartyparty 18
9. Februar 2018
Die Gästeliste der Gartyparty 18 steht. Wir haben uns um eine bunte Mischung bemüht, haben Einheimische und Auswärtige vermengt, altbekannte, liebgewonnene Menschen zu gänzlich Fremden gepackt, von ganz jung bis ziemlich alt gemischt. Und irgendwann festgestellt, dass wir uns ein Limit setzen müssen, denn der Platz ist halt doch begrenzt. Ab da griffen wir auf das allseits bewährte „Augen zu und mit dem Finger drauftippen, noch zehn Gäste“-Prinzip zurück.
Die Anfragen nach Adressen gingen heute heraus, die Einladungs- und Eintrittskarten hoffentlich nächste Woche. Wenn Sie nicht bei den Gästen der diesjährigen Gartyparty sind, dann tut mir das sehr leid! Wir haben eine Nachrückerliste, weil erfahrungsgemäß manch Gast dann doch noch abspringt.
Jetzt beginnt also in der Grünen Villa die große Planerei und vor allem die große Arbeit. Am Montag kommt die Baumschneiderin, die unsere Obstbäume jedes Jahr in Form bringt. Sie macht das sehr großartig, wir haben abgesprochen, dass die Bäume nicht auf Ertrag, sondern auf Gesundhaltung geschnitten werden. Wenn Sie Montag nachmittag unseren Garten verlässt, wird sie Berge von Ästen, Zweigen und Wasserschossern zurücklassen, die wir dann in nächster Zeit bei hoffentlich gutem Wetter und funktionierendem Schredder in Mulch verwandeln. Und wenn es gegen Ende des Februars wärmer wird, beginnen die ersten Vorbereitungen im Gemüsegarten. Darüber jammere schreibe ich aber, wenn es so weit ist.
*****
Nachtrag: der Gatte lässt ausrichten, dass nur selbstgemachter Wein zur Gartyparty mitgebracht werden darf, denn sonst müssten wir nächstes Jahr in Athen feiern und jeder bringt eine Eule mit.