stolz
3. September 2006
König Lamprecht der VII. lädt zum traditionellen Sängerkrieg der Heidehasen. Da er statt eines Sohnes nur eine liebreizende Tochter hat, wird der Sieger des Wettstreits das Königreich erhalten. Und die Hand der Königstochter.
Die Königstochter ist nicht entzückt über die wettkämpfenden Barden, sind diese doch alle irgendwie dick und hässlich. Obendrein führt Direktor Wackelohr vom gemischten Hasenchor Übles im Schilde. Der Minister für Hasengesang erweist sich als bestechlich, für 100.000 Hasentaler ist er bereit, dem jungen Hasen Lodengrün, den heimlichen Favoriten des Wettstreits, die Sonnenuhr zu verstellen, so dass dieser zu spät erscheinen wird.
Letztlich kommt alles ganz anders und alles wird gut.
James Krüss hat getextet, Rolf Wilhelm hat komponiert und der Kinderchor hat die Kinderoper aufgeführt.
Und mein großes Kind war der Hase Lodengrün.
Samstag mittag,
2. September 2006
Frau … äh … Mutti beschließt, dass sie JETZT einen neuen Kleiderschrank braucht.
Viele, sehr viele andere Menschen brauchen ebenfalls neue Möbel, zudem gab´s da einen neuen Katalog.
Samstag abend, in der Halle stehen viele Pakete und die Schubladen fehlen, weil die ausverkauft waren.
Ein ganz normaler, langweiliger Samstag, der jetzt noch ergänzt wird mit:
Samstag nacht, der beste Vater meiner Kinder und sein holdes Weib streiten im Schlafzimmer, weil der eine alles ganz sorgfältig baut, während die andere mehr nach dem Prinzip Pia-mal-Daumen arbeitet.
Kaffee habe ich heute keinen getrunken. Aber ein sehr großes Glas Cola.
Samstag morgen,
2. September 2006
neun Uhr und die Kaffeedose ist leer.
Schicksalsschläge.
(Der beste Vater meiner Kinder fragt gestern, ob er noch etwas einkaufen soll. „Nöööö!“, sagt Frau … äh … Mutti, die doofe Schnepfe)
Rumgespinne
1. September 2006
„Boah! Schau mal!“, sagte Frau … äh … Mutti zur Freundin, „So ein riesiges Spinnennetz!“
Von der Hollywoodschaukel bis zum Kirschbaum sind es drei Meter, das Netz schaukelte mit gut einem Meter Radius dazwischen. Und in der Mitte saß die Mutter aller Kreuzspinnen und nuckelte vergnügt an einer eingesponnenen Biene.
Wir gruselten uns und verließen den Garten.
Als Frau … äh … Mutti eine Stunde später wieder Richtung Garten krückte, hatte sie das große Spinnennetz längst vergessen.
Bis zu dem Moment, als sie mit dem Kopf darin hängenblieb.
Die Entsetzensschreie wird man einige Straßen weit gehört haben, die Krücken flogen in zwei Richtungen und der wehe Fuß war beim hysterischen Herumhüpfen plötzlich unwichtig geworden. Die sehr unerfreute Erbauerin des Netzes flog, hektisch aus den Haaren gewischt, Richtung Schaukel und die fein säuberlich eingesponnen Beutetiere wurden mit spitzen Ekellauten aus den Haarsträhnen gezupft.
Huärch, e – hek – li – hig.
Muss dringend Haare waschen.
schonendes Putzen
1. September 2006
Frau … äh … Mutti ist ja bekanntlicherweise fußkrank. (wurde hier nebenbei schon erwähnt, Beileidsbekundungen dürfen nach wie vor ausgesprochen werden)
Anfangs schien dies ein paradiesischer Zustand zu sein, bedeutet das doch nicht anderes, als dass Frau … äh … Mutti mit hochgelegtem Fuß auf dem Sofa sitzen und sich Gerichtssendungen im Fernsehen reinziehen darf. Genau einen halben Tag lang, noch bevor die Sendungen überhaupt laufen, konnte Frau … äh … Mutti genießen. Dann aber begann es, das Kribbeln. Das Zittern. Das Zappeln. Das „ICH MUSS WAS TUN, SONST FLIPPE ICH AUS“. Unter strengen Blicken des besten Vaters meiner Kinder humpelte sie durch das Haus, richtete hier, räumte da und wischte auch ein bißchen. Und danach wieder brav auf´s Sofa. Gestern abend erlaubte sie sich sogar eine Viertelstunde im Garten, das Fallobst musste aufgesammelt werden.
Auch der heutige Morgen trug nicht viel zur Schonung des Fußes bei. Dafür hätte ein heimlicher Beobachter sich ein Grinsen wohl nicht verkneifen können.
„So, Frau … äh … Mutti“, dachte Frau … äh … Mutti, „jetzt musst du aber mal das Bad putzen.“ Denk an deinen Fuß, brummte die Stimme des Herrn (des besten Vaters meiner Kinder) im Hinterkopf. Und so schnappte Frau … äh … Mutti sich ihre Krücken und klapperte ins Bad, das wirklich nicht sehr groß ist. Der Badteppich wurde zum Fenster hinausgeschüttelt und das war nötig. (Schade für das große Kind, welches nun ganz dringend die Straße kehren muss) Doch dann stellten sich logistische Probleme ein, denn wie soll eine fußkranke Frau … äh … Mutti, obendrein mit Krücken bewaffnet, den Boden saugen? Der Staubsauger steht im Flur und ist hickelnderweise leicht zu erreichen. Auf dem Klodeckel sitzend ließ sich der Boden saugen. Nebenbei sei erwähnt, dass die Krücken bei dieser Aktion umfielen und dabei den Seifenspender vom Waschbeckenrand fegten. Der Spender spuckte eine gehörige Menge Flüssigseife ins Waschbecken, aber das muss ja eh geputzt werden. Beim Versuch entweder Krücke oder Seifenspender zu fangen stolperte Frau … äh … Mutti unelegant über den Staubsauger und landete unsanft auf dem Wannenrand, der gottlob mit Kleiderbergen der Kinder bedeckt war, so dass der Hintern, auf dem sie ja eigentlich hätte sitzen bleiben sollen, nicht blau wird.
Frau … äh … Mutti kann herzhaft fluchen und das tat sie dann auch, bei offenem Fenster. Aber einen Ruf gibt es sowieso nicht mehr zu verlieren.
Nach dem Saugen wurde das Klo gescheuert, knieend, um – richtig – den Fuß zu schonen. Das war sowohl ein visuelles als auch olfaktorisch sehr einprägsames Erlebnis, auf das aus Rücksicht auf die wirklich reinlichen Hausfrauen hier nicht näher eingegangen wird.
Anschließend galt es die Klamottenberge umzuschichten, bzw. in Schlafzeug, noch tragbar, nie getragen und schmutzig zu sortieren. Auf dem Klodeckel sitzend natürlich.
Weia, die Wanne hatte es auch nötig. Mit der Krücke in der Hand ging das aber nicht. Aber Frau … äh … Mutti ist gottlob mit großer Beweglichkeit und einen wirklich kleinen Bad gesegnet. So konnte sie sich mit einer Hand an der Wand hinter der Wanne abstützen, während sie ihren wehen Fuß auf den Hocker an der Wand hinter ihr legte. Diese Figur ähnelt in etwa den Freskenzeichnungen, wie man sie in Pyramiden bewundern kann. Haltung neun Punkte! Das Scheuern klappte aber hervorragend, ebenso das Abspülen und Trockenwischen.
Nach dieser Aktion war das Reinigen von Spiegel, Ablagen und Waschbecken ein Kinderspiel. Beide Krücken als Stütze gestellt und auf einem Bein balancierend wischte und schrubbte Frau … äh … Mutti versteinerte Zahnpastareste aus den Becken (vom Spiegel und der Wand), die verschüttete Seife erwies sich als ausgesprochen hartnäckig, wurde aber letztendlich restlos entfernt.
Die auf dem Wannenrand abgestellten Zahnputzbecher polterten bei den letzten energischen Putzschwüngen in die Wanne, so dass Frau … äh … Mutti zum Abschluss noch einmal ihre ägyptische Schonhaltung präsentieren durfte.
Hickelnd wurde der Staubsauger in den Flur zurück geschleift, neue Handtücher aufgehängt, der Badteppich vor die Wanne geworfen und der puckernde Fuß zurück auf das Kissen vor dem Sofa verfrachtet.
Und dort bleibt er auch, bis es in etwa einer Stunde klingelt. Dann kommt die Freundin mit Urlaubsbildern und hoffentlich großem Apfelkuchenhunger.