14. November

14. November 2015

Eigentlich wollten wir in diesen Tag hineinfeiern. Um Mitternacht mit Sekt anstoßen und ganz viel „Weißt du noch“-Sentimentalitäten von uns geben. Stattdessen haben wir um Mitternacht nur kurz gratuliert, unseren großen Sohn umarmt und danach direkt wieder fassunglos Nachrichten geschaut. Viel zu spät sind wir ins Bett, weil wir uns nicht losreißen konnten und der Schlaf war dann auch eher unruhig.

Am Morgen hätte ich mich beinahe wieder in den Nachrichtenstrudel ziehen lassen, aber nein. Tagesschau aus, Twitter aus, Radio erst gar nicht an. Stattdessen deckte ich unseren traditionellen Geburtstagsfrühstücktisch, zündete zwanzig Kerzen und eine zum Älterwerden an und weckte die Kindelein. Der beste Vater meiner Kinder kam von der Hunderunde zurück und wir feierten Geburtstag. Mit köstlichem Kuchen und den ganzen Geschichten rund um die Geburt und den allerschönnsten Anekdoten aus dem Leben des jungen Mannes, der unser toller Sohn ist.

Nachmittags kamen Oma Eis und mein Schwiegervater zum Kaffee, als diese sich verabschiedeten, buk die Tochter eine Menge Schokobrötchen und der Jüngste übernahm die Hunderunde. Mittlerweile sind viele Freunde und Freundinnen des großen Sohnes eingetroffen. Sie haben jede Menge köstliches Essen mitgebracht, wir werden wohl ein paar Tage nicht kochen müssen. Aus der Halle dringt Gelächter nach oben, ab und zu schaut jemand aus der Küche um die Ecke und wechselt ein paar Worte mit uns (wir kennen die meisten der Freunde seit 15 Jahren, es ist so schön zu sehen, zu welch großartigen, jungen Erwachsenen sie sich entwickelt haben).

Das Leben ist schön, hier, für uns, im Moment.

Morgen habe ich wieder Zeit für Wut auf Terroristen und Trauer für körperlich und seelisch verletzte Menschen, heute schiebe ich diese Gefühle beiseite.

 

13. November

13. November 2015

Heute nur eine kurze Ankündigung: demnächst gibt es so eine Art Schaufenster. Wo, wann, wie teile ich rechtzeitig mit.

Geben wird es Krippefiguren, Sterne und verschiedenes Schnickeldi. Wie immer halt. :)

krippe

Die Tochter fuhr heute mit dem Zug ein paar Stunden zu einem Bewerbungsgespräch, das darüber entscheidet, ob sie ihr FSJ in Afrika ableisten kann. Im Dezember bekommt sie Bescheid und ich wünsche es ihr so sehr, denn sie strahlt beim Erzählen und würde lieber heute als in einem halben Jahr ihren Rucksack packen.

 

12. November

12. November 2015

und deshalb gibt es gleich 12 Bilder, denn am Zwölften jedes Monats sammelt Frau Kännchen jede Menge Beiträge.

Es folgen sehr belanglose Bilder, weil heute war Donnerstag. Donnerstag ist nach wie vor Opa-Tag, also mein Tag, an dem ich mache, was ich will. Oder was noch rasch erledigt werden muss. Das bißchen Haushalt morgens zum Beispiel. Spülmaschine aus- und einräumen, während der gar nicht mehr so kleine Hund darauf wartet, dass wir endlich zur Hunderunde aufbrechen.

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Jeden Donnerstag hat Lola einen Spieltreff. Mit Lotte und Sammy darf sie wild auf der Wiese hinter dem Schwabsburger RabenSchlossturm herumtoben. Das sieht immer ein bißchen unheimlich aus, wenn diese drei doch recht großen Hunden mit gefletschten Zähnen durcheinanderwuseln und sich dabei überschlagen, doch scheinbar ist auch sehr viel Spaß dabei, denn Lola zieht mich auf dem Hinweg die letzten Meter den Berg hoch vor lauter Vorfreude.

2

Nach dem Toben folgte, wie jeden Donnerstag, noch eine ausgedehnte Hunderunde. Der wirklich große Vorteil von Hunderunden mit mehr als einem Hund ist, dass Rehe und Kaninchen in den Wingertszeilen völlig uninteressant werden. Außerdem ist es auch ganz nett, Gesellschaft beim Spazieren zu haben und sich über Hundethemen auszutauschen.

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Lola war auch heute wieder nach dieser Tobe-und-Rennrunde platt und verbrachte den Rest des Vormittags schlafend. Das ist prima, denn dann klebt sie mir nicht am Bein und ich kann ein bißchen im Nähzimmer arbeiten.

4

Nach einem erfrischenden Vormittagsschläfchen verlangte es dem gar nicht mehr so kleinen Hund nach Spiel und Spaß im Garten. Ich muss ihn dabei nicht begleiten, es reicht ihm das auszubuddeln, was er gestern eingebuddelt hat. Oder umgekehrt. Mittlerweile schien die Sonne und die Temperaturen im Wintergärtchen waren sommerlich. Das ist ja wirklich angenehm, aber auch irgendwie sehr falsch. Ich möchte jetzt bitte erste Fröste, damit ich über die Kälte und den ewigen Winter jammern kann.

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Mein Mittagessen war höchst unspektakulär, beneidet wurde ich trotzdem darum. Von gestern abend waren Spaghetti Carbonara übrig, die ich mir aufwärmte. (und dick mit Parmesan und Pfeffer bestreute, lecker!)

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Lola legte sich zum Mittagsschläfchen nieder und ich stellte fest, dass Stoffabbau im Nähzimmer zwar eine gute Sache ist, es aber in der Familie eindeutig zu wenig Babys gibt. Für einen Weihnachtsmarktstand reicht es nicht, aber vermutlich wird es ein Schaufenster geben. Oder etwas ganz Ähnliches.

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Weil es abends so früh dunkel wird, startet die zweite Hunderunde schon am Nachmittag. Gegen 16:00 Uhr zog ich mit Lola zur großen Runde los. Als es schon dunkel war, trafen wir auf eine Bekannte mit Hund und so endete der Tag wie er begann: mit wildem Getobe. Ich nahm einen sehr erschöpften, gründlich vollgesabberten Hund mit nach Hause und freute mich auf einen gemeinsamen Abend mit dem besten Vater meiner Kinder.

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Daheim erwartete uns Franz. Das Verhältnis der beiden ist mittlerweile fast entspannt. Lola schleckt Franz die Ohren, Franz streift Lola um die Beine. Lola schnüffelt an Franz´Hintern, Franz dreht sich empört weg. Franz legt sich auf den Boden, Lola fordert ihn zum Spiel auf. Lola bellt, Franz wischt ihr eine. Und dann trennen sich die Wege wieder. Das wird.

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Der beste Vater meiner Kinder meldete seinen Feierabend und der gar nicht mehr so kleine Hund bekam Abendessen. Er darf erst fressen, wenn er die Erlaubnis dazu hat. Da sie sehr, sehr, SEHR gierig ist, ist das eine prima Möglichkeit, um ihr ohne Stress und Verluste von Körperteilen das Futter hinstellen zu können. Ich wurde gefragt, wie wir das geschafft haben. Äh. Mit Geduld und Konsequenz.

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Der Hund satt, der beste Vater meiner Kinder auf dem Weg dahin, die Kindelein nach wie vor beim Opa – Zeit für eine ausgiebige Dusche. Das ist vielleicht merwürdig, dass ich das so zelebriere, bzw. eigens erwähne, doch mit vielen Menschen im Haus und einem Hund, der nicht sooo gerne allein ist, werden die Duschzeiten kürzer.

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Der Abend endet auf dem Sofa, mit dem besten Vater meiner Kinder und Friends. (hat er noch nie gesehen und das ist schon eine kleine Bildungslücke) Und viel mehr wird heute auch nicht mehr geschehen.

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Mittlerweile kamen auch der Jüngste und das Töchterlein nach Hause. Der Große ist auf der Chemikerparty, wie so ein richtiger Student. Die Tochter druckte noch rasch eine Fahrkarte für einen sehr wichtigen Termin morgen aus und der Jüngste berichtete, dass der Lehrer die heute geschriebene Arbeit bereits überflogen habe und ihm Rückmeldung gab: mindestens eine drei plus. Hach. Manchmal mache ich mir doch zuviele Sorgen.

Zusammengefasst: viel Luft, viel Sonne, viel Ruhe und eine gute Portion Erleichterung am Abend. Feiner Tag!

11. November

11. November 2015

Und wie ist das jetzt so? Ist es leichter mit großen Kindern?

Klar. Sie können alleine zur Toilette, essen meist ordentlich mit Besteck und ohne Gekleckere und können sagen, wo ihnen was weh tut. Man kann wunderbare Gespräche mit ihnen führen und genau dann, wenn man denkt, dass alles ganz prima und rosarot ist, ruft die Chefin des Ausbildungsbetriebes an und teilt mit, dass die Schulnoten nun nicht so der Knaller seien und die Berichtshefte sehr viel detaillierter geführt werden müssen.

Dann bricht die ganze Holland-Euphorie einfach weg und plötzlich beginnen sich die große-Kinder-Sorgen erneut zu türmen. Geht es dem großen Sohn gut in seinem Studium? Überarbeitet sich die Tochter beim Lernen? Halte ich die Waage zwischen Aufmunterung, Ansporn und Mutter, die bei gestressten jungen Erwachsenen trotzdem einfordert, sich im Haushalt helfend einzubringen. Freiwillig.

Früher war das leichter. Im Rückblick jedenfalls. Wir Eltern saßen abends zusammen und berieten uns, ob man die Computerzeit verlängern könne. Oder ob die Schlafenszeit noch aktuell ist, wie wir es handhaben, dass ein Kind sich nur noch von Nudeln ernähren will und wie wir die Tochter überzeugen können, bei Minusgraden mehr als eine Strumpfhose tragen zu wollen. Wir arrangierten uns mit Trotzanfällen, Hausaufgabenwiderständen und dem, was man vielleicht als pubertären Ausfall bezeichnen könnte. Noch viel früher galt die größte Sorge lediglich der Klärung, ob das Schreien Hunger, Bauchschmerzen, volle Windeln oder einfach weil es Spaß macht bedeutete. Heute erziehen wir nicht mehr. Wir erklären nur, wie wir uns das Zusammenleben vorstellen und bauen auf Einsicht und Verständnis der Kindelein.

Wir scheinen nicht alles falsch gemacht zu haben, denn meistens erfüllen mich Stolz, Glück und Zufriedenheit. Bis eben zu dem Moment, da ein Anruf jede Menge dunkle Wolken in den grauen November zerrt und ich erstmal sehen muss, wie ich die wieder wegpuste.

10. November

10. November 2015

Vor vielen Jahren, als die Kindelein noch klein waren, gab es noch echte, strenge Winter (manchmal, so zwei Wochen lang). Das war ein echter Grund zum Feiern, denn unterhalb des Neubaugebiets, das clevererweise in sumpfigen Gelände entstand (und dessen Bebauung mittlerweile dazu geführt hat, dass jedesmal, wenn eine neue Reihe Häuser gebaut wird, die darüber liegende Schäden im Mauerwerk davonträgt … aber ich schweife ab) befanden sich Entwässerungsbecken. Diese froren während der echten, strengen Winter zu, so dass die eigenen und auch viele fremde Kindelein sehr viel Spaß hatten. Mit und ohne Schlittschuhe, mit und ohne Hockeyschläger. Als die ersten Häuser im Neubaugebiet von jungen Familien bezogen wurden, dauerte es genau zwei Monate, bis ein drei Meter hoher Maschendrahtzaun um jedes Entwässerungsbecken gezogen wurde, inklusive eines sehr dicken Schlosses am Tor. Wegen der sehr großen Gefahr, die von solch einem offenen Gewässer für Kinder ausgeht. Der Spaß hatte damit ein Ende und es blieb eben nur dieses „hach, das war so toll!“, von Kinder- und Elternseite.

Warum mir das jetzt gerade einfällt, wo doch ein strenger Winter zwar erwartet aber noch gar nicht vorstellbar ist?

Dreieinhalb Tage lang war ich in den Niederlanden. Einem Land dessen Gegend und Städte kreuz und quer von Kanälen, Bächen und Grachten durchzogen sind. Am Ufer dieser Kanäle, Bäche und Grachten ist nichts. Kein Zaun, keine Mauer, keine Kette, nicht mal ein Warnschild. Entweder hat man sich in den Niederlanden daran gewöhnt, dass halt ständig Kinder ertrinken (<- das war – möglicherweise unpassender – Sarkasmus) oder man hat sich die Mühe gemacht, den Kindern a) schwimmen und b) einen aufmerksamen Umgang mit diesem Wasser überall beizubringen. Letzteres scheint mir sehr wahrscheinlich und stimmt mich gleichzeitig sehr nachdenklich.

Ist es tatsächlich der richtige Weg, den viele Eltern hierzulande begehen, sämtliche potentielle Gefahren  von den Kindern fernzuhalten? Ich spreche nicht von solchen Sachen wie Fahrradhelmen (die in Holland – für mich völlig unverständlich – keiner trägt) oder Knieschützern zum Inlinerfahren, sondern von den alltäglichen Dingen, die keine Gefahr böten, ließe man die Kinder lernen und üben.

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Holland war toll. Bunt und voll mit alten, schiefen Häusern. Es gab köstlichen Fisch und für das Zwischendurchhüngerchen Pommes mit irren Soßen. Freies Wi-Fi ist in Cafés und Restaurants eine Selbstverständlichkeit, davon dürfte sich Deutschland gerne eine Scheibchen abschneiden. Und es wäre sehr großartig wenn „Dille & Kamille“ in Mainz einen Laden öffnen würde. (Vielleicht besser nicht!, schreit mein Geldbeutel) Das Wetter war prima, egal wie es war, denn es gab immer ein Café, in das man sich rasch vor Regen flüchten konnte. Nach dem Tag an der Nordsee hatte ich Sand im BH und Salzkrusten an den Füßen und dieses Grinsen im Gesicht, das nur Wellen, Sturm und Salzluft zaubern können.

Unglücklicherweise ist Holland von uns eine kleine Weltreise entfernt, aber manchmal muss man die eben auf sich nehmen. Für ganz viel Novemberglück auf Vorrat.